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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Vierte Abtheilung.
Geschlechts aufgeführt, deren jedesmahl zwey, auch
wohl mehrere zusammen tanzen. Sie haben mit unsern
Contre-Tänzen einige Aehnlichkeit, und stellen ungefähr
eben dergleichen vor, als die Comödien. Die Tanzen-
den beugen den Körper auf hunderterley Art, und rich-
ten sich dabey allezeit nach der Musik oder dem Gesange,
womit der Tanz begleitet wird. Die prächtige und kost-
bare Art, wie sie, besonders die Mädchen, und zwar
nach Gewohnheit des vornehmen Frauenzimmers, mit
fast unzähligen, sämmtlich von dem feinsten und dünnsten
seidnen Zeuge gemachten, weiten Gewändern, die sie
eins über das andre ziehen, gekleidet sind, ist das, was
dabey am schönsten ins Auge fällt. Weil aber diese Klei-
der so außerordentlich dünn und leicht sind, kann man
ihre Menge, die oft zu zwanzig, dreyßig und darüber
steigt, nicht bemerken. Während des Tanzens ziehen
sie, theils weil ihnen warm wird, theils um ihre Klei-
derpracht zu zeigen, ein Gewand nach dem andern ober-
wärts aus, so daß ein ganzes Dutzend von dem Gürtel,
womit sie um den Leib fest gebunden sind, herab hängt,
ohne sie in ihren schnellen Wendungen zu hindern.

Die Vogelsammlungen sind in der so genannten
Vogelstraße befindlich. Man hat hier eine große Menge
Vögel aus allen Gegenden zusammen gebracht. Sie
werden theils für Geld gezeigt, theils zu Kauf gebothen.

Der botanische Garten liegt in der Stadt. Er ist
ziemlich gut eingerichtet, hat aber keine Orangerie. Es
werden darin allerhand Gewächse, Bäume, Sträuche
und Stauden, die man aus andern Provinzen hieher ge-
bracht hat, aufbewahrt oder gezogen. Man verkauft
auch davon. Ich ermangelte nicht, für so viel Geld, als
ich darauf verwenden konnte, von den seltensten Sachen,

Vierte Abtheilung.
Geſchlechts aufgefuͤhrt, deren jedesmahl zwey, auch
wohl mehrere zuſammen tanzen. Sie haben mit unſern
Contre-Taͤnzen einige Aehnlichkeit, und ſtellen ungefaͤhr
eben dergleichen vor, als die Comoͤdien. Die Tanzen-
den beugen den Koͤrper auf hunderterley Art, und rich-
ten ſich dabey allezeit nach der Muſik oder dem Geſange,
womit der Tanz begleitet wird. Die praͤchtige und koſt-
bare Art, wie ſie, beſonders die Maͤdchen, und zwar
nach Gewohnheit des vornehmen Frauenzimmers, mit
faſt unzaͤhligen, ſaͤmmtlich von dem feinſten und duͤnnſten
ſeidnen Zeuge gemachten, weiten Gewaͤndern, die ſie
eins uͤber das andre ziehen, gekleidet ſind, iſt das, was
dabey am ſchoͤnſten ins Auge faͤllt. Weil aber dieſe Klei-
der ſo außerordentlich duͤnn und leicht ſind, kann man
ihre Menge, die oft zu zwanzig, dreyßig und daruͤber
ſteigt, nicht bemerken. Waͤhrend des Tanzens ziehen
ſie, theils weil ihnen warm wird, theils um ihre Klei-
derpracht zu zeigen, ein Gewand nach dem andern ober-
waͤrts aus, ſo daß ein ganzes Dutzend von dem Guͤrtel,
womit ſie um den Leib feſt gebunden ſind, herab haͤngt,
ohne ſie in ihren ſchnellen Wendungen zu hindern.

Die Vogelſammlungen ſind in der ſo genannten
Vogelſtraße befindlich. Man hat hier eine große Menge
Voͤgel aus allen Gegenden zuſammen gebracht. Sie
werden theils fuͤr Geld gezeigt, theils zu Kauf gebothen.

Der botaniſche Garten liegt in der Stadt. Er iſt
ziemlich gut eingerichtet, hat aber keine Orangerie. Es
werden darin allerhand Gewaͤchſe, Baͤume, Straͤuche
und Stauden, die man aus andern Provinzen hieher ge-
bracht hat, aufbewahrt oder gezogen. Man verkauft
auch davon. Ich ermangelte nicht, fuͤr ſo viel Geld, als
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[130/0164] Vierte Abtheilung. Geſchlechts aufgefuͤhrt, deren jedesmahl zwey, auch wohl mehrere zuſammen tanzen. Sie haben mit unſern Contre-Taͤnzen einige Aehnlichkeit, und ſtellen ungefaͤhr eben dergleichen vor, als die Comoͤdien. Die Tanzen- den beugen den Koͤrper auf hunderterley Art, und rich- ten ſich dabey allezeit nach der Muſik oder dem Geſange, womit der Tanz begleitet wird. Die praͤchtige und koſt- bare Art, wie ſie, beſonders die Maͤdchen, und zwar nach Gewohnheit des vornehmen Frauenzimmers, mit faſt unzaͤhligen, ſaͤmmtlich von dem feinſten und duͤnnſten ſeidnen Zeuge gemachten, weiten Gewaͤndern, die ſie eins uͤber das andre ziehen, gekleidet ſind, iſt das, was dabey am ſchoͤnſten ins Auge faͤllt. Weil aber dieſe Klei- der ſo außerordentlich duͤnn und leicht ſind, kann man ihre Menge, die oft zu zwanzig, dreyßig und daruͤber ſteigt, nicht bemerken. Waͤhrend des Tanzens ziehen ſie, theils weil ihnen warm wird, theils um ihre Klei- derpracht zu zeigen, ein Gewand nach dem andern ober- waͤrts aus, ſo daß ein ganzes Dutzend von dem Guͤrtel, womit ſie um den Leib feſt gebunden ſind, herab haͤngt, ohne ſie in ihren ſchnellen Wendungen zu hindern. Die Vogelſammlungen ſind in der ſo genannten Vogelſtraße befindlich. Man hat hier eine große Menge Voͤgel aus allen Gegenden zuſammen gebracht. Sie werden theils fuͤr Geld gezeigt, theils zu Kauf gebothen. Der botaniſche Garten liegt in der Stadt. Er iſt ziemlich gut eingerichtet, hat aber keine Orangerie. Es werden darin allerhand Gewaͤchſe, Baͤume, Straͤuche und Stauden, die man aus andern Provinzen hieher ge- bracht hat, aufbewahrt oder gezogen. Man verkauft auch davon. Ich ermangelte nicht, fuͤr ſo viel Geld, als ich darauf verwenden konnte, von den ſeltenſten Sachen,

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/164>, abgerufen am 24.11.2024.