Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Rückreise von Jedo nach Dezima.
in dieser Form an die Holländer und Chineser verkauft,
sondern auch solches, das in große und kleine, viereckige
und runde, dicke und dünne Stücke zu Kesseln, Pfannen
und anderm Hausgerath gegossen wird.

Wir besahen auch die hiesigen Tempel, und hatten
bey beyden Ober-Befehlshabern der Stadt Vortritt.

Unter andern kaufte ich hier eine Parthey Moxa,
von verschiedner Feinheit und Güte. Der allerfeinste ist
weiß, und wird hier zu Lande allgemein als ein brennen-
des Arzneymitel (Causticum) gebraucht, um Krankhei-
ten zu heilen oder vorzubeugen. Der grobe ist braun,
und man braucht ihn statt Zunder. Beyde Arten wer-
den von gemeinem Beyfuß (Artemisia vulgaris), näm-
lich von dem Rauhen und Wolligen, womit die Blätter
besetzt sind, gemacht. Die Blätter werden im Junius
gesammelt, darauf getrocknet und bis zu weiterer Bear-
beitung aufbewahret. Wenn man den Moxa bereiten
will, werden sie so lange gestoßen, geklopft und gerieben,
bis das Fasrige sich abgesondert hat, und man das Rau-
he ganz rein bekommt. Es giebt verschiedne Feldscher,
die sich nur mit diesem brennenden Mittel befassen, und
sorgfältig studiren, wenn, wie, an welchen Stellen des
Körpers, und gegen welche Krankheiten und Uebel das-
selbe anzuwenden ist. Es fängt sehr leicht Feuer und
brennt allmählig ab. Wenn daher ein kleiner Tüpfel
davon irgendwo auf den Körper gelegt, und angezündet
wird, brennt er eine ziemlich große und tiefe Wunde hin-
ein, die einige Zeit hernach die dahin ziehenden Feuchtigkei-
ten und Säfte heraus fließen läßt. Auf dem Rücken wird
dies so allgemein gebräuchliche Mittel am öftersten appli-
cirt, und ungeachtet es wenig Krankheiten giebt, gegen
die man es nicht gebraucht, so thut es doch die beste Wir-

Ruͤckreiſe von Jedo nach Dezima.
in dieſer Form an die Hollaͤnder und Chineſer verkauft,
ſondern auch ſolches, das in große und kleine, viereckige
und runde, dicke und duͤnne Stuͤcke zu Keſſeln, Pfannen
und anderm Hausgerath gegoſſen wird.

Wir beſahen auch die hieſigen Tempel, und hatten
bey beyden Ober-Befehlshabern der Stadt Vortritt.

Unter andern kaufte ich hier eine Parthey Moxa,
von verſchiedner Feinheit und Guͤte. Der allerfeinſte iſt
weiß, und wird hier zu Lande allgemein als ein brennen-
des Arzneymitel (Cauſticum) gebraucht, um Krankhei-
ten zu heilen oder vorzubeugen. Der grobe iſt braun,
und man braucht ihn ſtatt Zunder. Beyde Arten wer-
den von gemeinem Beyfuß (Artemiſia vulgaris), naͤm-
lich von dem Rauhen und Wolligen, womit die Blaͤtter
beſetzt ſind, gemacht. Die Blaͤtter werden im Junius
geſammelt, darauf getrocknet und bis zu weiterer Bear-
beitung aufbewahret. Wenn man den Moxa bereiten
will, werden ſie ſo lange geſtoßen, geklopft und gerieben,
bis das Faſrige ſich abgeſondert hat, und man das Rau-
he ganz rein bekommt. Es giebt verſchiedne Feldſcher,
die ſich nur mit dieſem brennenden Mittel befaſſen, und
ſorgfaͤltig ſtudiren, wenn, wie, an welchen Stellen des
Koͤrpers, und gegen welche Krankheiten und Uebel daſ-
ſelbe anzuwenden iſt. Es faͤngt ſehr leicht Feuer und
brennt allmaͤhlig ab. Wenn daher ein kleiner Tuͤpfel
davon irgendwo auf den Koͤrper gelegt, und angezuͤndet
wird, brennt er eine ziemlich große und tiefe Wunde hin-
ein, die einige Zeit hernach die dahin ziehenden Feuchtigkei-
ten und Saͤfte heraus fließen laͤßt. Auf dem Ruͤcken wird
dies ſo allgemein gebraͤuchliche Mittel am oͤfterſten appli-
cirt, und ungeachtet es wenig Krankheiten giebt, gegen
die man es nicht gebraucht, ſo thut es doch die beſte Wir-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0167" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e von <placeName>Jedo</placeName> nach <placeName>Dezima</placeName>.</hi></fw><lb/>
in die&#x017F;er Form an die Holla&#x0364;nder und Chine&#x017F;er verkauft,<lb/>
&#x017F;ondern auch &#x017F;olches, das in große und kleine, viereckige<lb/>
und runde, dicke und du&#x0364;nne Stu&#x0364;cke zu Ke&#x017F;&#x017F;eln, Pfannen<lb/>
und anderm Hausgerath gego&#x017F;&#x017F;en wird.</p><lb/>
        <p>Wir be&#x017F;ahen auch die hie&#x017F;igen Tempel, und hatten<lb/>
bey beyden Ober-Befehlshabern der Stadt Vortritt.</p><lb/>
        <p>Unter andern kaufte ich hier eine Parthey Moxa,<lb/>
von ver&#x017F;chiedner Feinheit und Gu&#x0364;te. Der allerfein&#x017F;te i&#x017F;t<lb/>
weiß, und wird hier zu Lande allgemein als ein brennen-<lb/>
des Arzneymitel (<hi rendition="#aq">Cau&#x017F;ticum</hi>) gebraucht, um Krankhei-<lb/>
ten zu heilen oder vorzubeugen. Der grobe i&#x017F;t braun,<lb/>
und man braucht ihn &#x017F;tatt Zunder. Beyde Arten wer-<lb/>
den von gemeinem Beyfuß (<hi rendition="#aq">Artemi&#x017F;ia vulgaris</hi>), na&#x0364;m-<lb/>
lich von dem Rauhen und Wolligen, womit die Bla&#x0364;tter<lb/>
be&#x017F;etzt &#x017F;ind, gemacht. Die Bla&#x0364;tter werden im Junius<lb/>
ge&#x017F;ammelt, darauf getrocknet und bis zu weiterer Bear-<lb/>
beitung aufbewahret. Wenn man den Moxa bereiten<lb/>
will, werden &#x017F;ie &#x017F;o lange ge&#x017F;toßen, geklopft und gerieben,<lb/>
bis das Fa&#x017F;rige &#x017F;ich abge&#x017F;ondert hat, und man das Rau-<lb/>
he ganz rein bekommt. Es giebt ver&#x017F;chiedne Feld&#x017F;cher,<lb/>
die &#x017F;ich nur mit die&#x017F;em brennenden Mittel befa&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
&#x017F;orgfa&#x0364;ltig &#x017F;tudiren, wenn, wie, an welchen Stellen des<lb/>
Ko&#x0364;rpers, und gegen welche Krankheiten und Uebel da&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elbe anzuwenden i&#x017F;t. Es fa&#x0364;ngt &#x017F;ehr leicht Feuer und<lb/>
brennt allma&#x0364;hlig ab. Wenn daher ein kleiner Tu&#x0364;pfel<lb/>
davon irgendwo auf den Ko&#x0364;rper gelegt, und angezu&#x0364;ndet<lb/>
wird, brennt er eine ziemlich große und tiefe Wunde hin-<lb/>
ein, die einige Zeit hernach die dahin ziehenden Feuchtigkei-<lb/>
ten und Sa&#x0364;fte heraus fließen la&#x0364;ßt. Auf dem Ru&#x0364;cken wird<lb/>
dies &#x017F;o allgemein gebra&#x0364;uchliche Mittel am o&#x0364;fter&#x017F;ten appli-<lb/>
cirt, und ungeachtet es wenig Krankheiten giebt, gegen<lb/>
die man es nicht gebraucht, &#x017F;o thut es doch die be&#x017F;te Wir-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0167] Ruͤckreiſe von Jedo nach Dezima. in dieſer Form an die Hollaͤnder und Chineſer verkauft, ſondern auch ſolches, das in große und kleine, viereckige und runde, dicke und duͤnne Stuͤcke zu Keſſeln, Pfannen und anderm Hausgerath gegoſſen wird. Wir beſahen auch die hieſigen Tempel, und hatten bey beyden Ober-Befehlshabern der Stadt Vortritt. Unter andern kaufte ich hier eine Parthey Moxa, von verſchiedner Feinheit und Guͤte. Der allerfeinſte iſt weiß, und wird hier zu Lande allgemein als ein brennen- des Arzneymitel (Cauſticum) gebraucht, um Krankhei- ten zu heilen oder vorzubeugen. Der grobe iſt braun, und man braucht ihn ſtatt Zunder. Beyde Arten wer- den von gemeinem Beyfuß (Artemiſia vulgaris), naͤm- lich von dem Rauhen und Wolligen, womit die Blaͤtter beſetzt ſind, gemacht. Die Blaͤtter werden im Junius geſammelt, darauf getrocknet und bis zu weiterer Bear- beitung aufbewahret. Wenn man den Moxa bereiten will, werden ſie ſo lange geſtoßen, geklopft und gerieben, bis das Faſrige ſich abgeſondert hat, und man das Rau- he ganz rein bekommt. Es giebt verſchiedne Feldſcher, die ſich nur mit dieſem brennenden Mittel befaſſen, und ſorgfaͤltig ſtudiren, wenn, wie, an welchen Stellen des Koͤrpers, und gegen welche Krankheiten und Uebel daſ- ſelbe anzuwenden iſt. Es faͤngt ſehr leicht Feuer und brennt allmaͤhlig ab. Wenn daher ein kleiner Tuͤpfel davon irgendwo auf den Koͤrper gelegt, und angezuͤndet wird, brennt er eine ziemlich große und tiefe Wunde hin- ein, die einige Zeit hernach die dahin ziehenden Feuchtigkei- ten und Saͤfte heraus fließen laͤßt. Auf dem Ruͤcken wird dies ſo allgemein gebraͤuchliche Mittel am oͤfterſten appli- cirt, und ungeachtet es wenig Krankheiten giebt, gegen die man es nicht gebraucht, ſo thut es doch die beſte Wir-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/167
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/167>, abgerufen am 15.05.2024.