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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Fünfte Abtheilung. Zweyter Abschnitt.
hunderts haben sie so vollkommen bewerkstelliget, daß
man heutiges Tages kaum eine Spur ihres ehemahligen
Daseyns findet. Der Krieg mit ihnen, und die Verhee-
rung wurden vierzig Jahr lang fortgesetzt. Mehrere
Millionen Menschen wurden in dieser Zeit aufgeopfert;
allein bey der letzten Belagerung verlohren 37000 das Le-
ben. Diese Siege sind gleichwohl nicht die einzigen,
welche der Japaner Muth und Tapferkeit verbürgen.
Folgendes Beyspiel ist noch auffallender. Im Jahr
1630 kam ein kleines Japanisches Fahrzeug nach For-
mosa
, um da Handel zu treiben. Die Insel gehörte
damahls der Holländischen Compagnie. Der Gouver-
neur Peter Nuytz behandelte die mit dem Schiffe ange-
kommenen Japanischen Kaufleute sehr übel. Nach ihrer
Zuhausekunft beklagten diese sich bey dem Fürsten ihrer
Landschaft, über die nicht nur ihnen, sondern auch ihm
selbst, dadurch widerfahrne Beleidigung und Beschim-
pfung. Der Fürst wurde zwar hierüber desto mehr auf-
gebracht, da es verachtete Fremde waren, die derglei-
chen ausgeübt hatten, glaubte sich aber nicht im Stande
sich zu rächen. Seine Leibwache redete ihn darauf also
an: Wir halten uns nicht für würdig, deine Person län-
ger zu bewachen, wofern wir nicht Erlaubniß bekom-
men, deine Ehre wieder herzustellen. Nichts als das
Blut der Frevler kann diesen Schandfleck wegwaschen.
Befiehl nur, und wir wollen dem Bösewicht den Kopf
abhauen, oder ihn lebendig hieher bringen, damit er nach
deinem Gutbefinden und seinem Verdienste bestraft wer-
de. Unsrer sieben sind genug. Weder die Gefahr der
See, noch die Stärke der Citadelle, noch die Anzahl
seiner Wache soll ihn vor unserm Zorne sichern. -- Der
Fürst willigte ein. Sie entwarfen einen klugen Plan,
zogen ab und kamen auf Formosa an. Hier bathen sie

Fuͤnfte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
hunderts haben ſie ſo vollkommen bewerkſtelliget, daß
man heutiges Tages kaum eine Spur ihres ehemahligen
Daſeyns findet. Der Krieg mit ihnen, und die Verhee-
rung wurden vierzig Jahr lang fortgeſetzt. Mehrere
Millionen Menſchen wurden in dieſer Zeit aufgeopfert;
allein bey der letzten Belagerung verlohren 37000 das Le-
ben. Dieſe Siege ſind gleichwohl nicht die einzigen,
welche der Japaner Muth und Tapferkeit verbuͤrgen.
Folgendes Beyſpiel iſt noch auffallender. Im Jahr
1630 kam ein kleines Japaniſches Fahrzeug nach For-
moſa
, um da Handel zu treiben. Die Inſel gehoͤrte
damahls der Hollaͤndiſchen Compagnie. Der Gouver-
neur Peter Nuytz behandelte die mit dem Schiffe ange-
kommenen Japaniſchen Kaufleute ſehr uͤbel. Nach ihrer
Zuhauſekunft beklagten dieſe ſich bey dem Fuͤrſten ihrer
Landſchaft, uͤber die nicht nur ihnen, ſondern auch ihm
ſelbſt, dadurch widerfahrne Beleidigung und Beſchim-
pfung. Der Fuͤrſt wurde zwar hieruͤber deſto mehr auf-
gebracht, da es verachtete Fremde waren, die derglei-
chen ausgeuͤbt hatten, glaubte ſich aber nicht im Stande
ſich zu raͤchen. Seine Leibwache redete ihn darauf alſo
an: Wir halten uns nicht fuͤr wuͤrdig, deine Perſon laͤn-
ger zu bewachen, wofern wir nicht Erlaubniß bekom-
men, deine Ehre wieder herzuſtellen. Nichts als das
Blut der Frevler kann dieſen Schandfleck wegwaſchen.
Befiehl nur, und wir wollen dem Boͤſewicht den Kopf
abhauen, oder ihn lebendig hieher bringen, damit er nach
deinem Gutbefinden und ſeinem Verdienſte beſtraft wer-
de. Unſrer ſieben ſind genug. Weder die Gefahr der
See, noch die Staͤrke der Citadelle, noch die Anzahl
ſeiner Wache ſoll ihn vor unſerm Zorne ſichern. — Der
Fuͤrſt willigte ein. Sie entwarfen einen klugen Plan,
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[164/0198] Fuͤnfte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. hunderts haben ſie ſo vollkommen bewerkſtelliget, daß man heutiges Tages kaum eine Spur ihres ehemahligen Daſeyns findet. Der Krieg mit ihnen, und die Verhee- rung wurden vierzig Jahr lang fortgeſetzt. Mehrere Millionen Menſchen wurden in dieſer Zeit aufgeopfert; allein bey der letzten Belagerung verlohren 37000 das Le- ben. Dieſe Siege ſind gleichwohl nicht die einzigen, welche der Japaner Muth und Tapferkeit verbuͤrgen. Folgendes Beyſpiel iſt noch auffallender. Im Jahr 1630 kam ein kleines Japaniſches Fahrzeug nach For- moſa, um da Handel zu treiben. Die Inſel gehoͤrte damahls der Hollaͤndiſchen Compagnie. Der Gouver- neur Peter Nuytz behandelte die mit dem Schiffe ange- kommenen Japaniſchen Kaufleute ſehr uͤbel. Nach ihrer Zuhauſekunft beklagten dieſe ſich bey dem Fuͤrſten ihrer Landſchaft, uͤber die nicht nur ihnen, ſondern auch ihm ſelbſt, dadurch widerfahrne Beleidigung und Beſchim- pfung. Der Fuͤrſt wurde zwar hieruͤber deſto mehr auf- gebracht, da es verachtete Fremde waren, die derglei- chen ausgeuͤbt hatten, glaubte ſich aber nicht im Stande ſich zu raͤchen. Seine Leibwache redete ihn darauf alſo an: Wir halten uns nicht fuͤr wuͤrdig, deine Perſon laͤn- ger zu bewachen, wofern wir nicht Erlaubniß bekom- men, deine Ehre wieder herzuſtellen. Nichts als das Blut der Frevler kann dieſen Schandfleck wegwaſchen. Befiehl nur, und wir wollen dem Boͤſewicht den Kopf abhauen, oder ihn lebendig hieher bringen, damit er nach deinem Gutbefinden und ſeinem Verdienſte beſtraft wer- de. Unſrer ſieben ſind genug. Weder die Gefahr der See, noch die Staͤrke der Citadelle, noch die Anzahl ſeiner Wache ſoll ihn vor unſerm Zorne ſichern. — Der Fuͤrſt willigte ein. Sie entwarfen einen klugen Plan, zogen ab und kamen auf Formoſa an. Hier bathen ſie

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/198>, abgerufen am 24.11.2024.