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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Fünfte Abtheilung. Vierter Abschnitt.
geht ein rundes Band, das zwischen der großen und
zweyten Zehe zu sitzen kommt, und den Schuh am
Fuße fest hält. Da die Schuhe ohne Hintertheile sind,
klappen sie, wenn man geht, wie Pantoffeln. Auf
Reisen, oder wenn sie sonst weite Wege zu gehen haben,
machen sie drey, von Stroh gewundne, Bänder daran,
womit sie sie an den Füßen und Beinen fest binden, da-
mit sie nicht abfallen. Damit diese Bänder den Rest
oder Obertheil des Fußes nicht scheuern mögen, legen sie
auch wohl einen Lappen Leinwand darunter. Manche
nehmen auf Reisen ein oder mehrere Paar Schuhe mit,
um neue anziehen zu können, wenn die andern abgenutzt
sind. Sonst findet man in allen Städten und Dörfern
Schuhe die Menge und für wohlfeilen Preis zu Kauf,
besonders unglaublich viele in solchen, selbst den kleinsten,
wo die Landstraßen durchgehen. Man kauft das Paar
für einige Kupferpfennige (Seni). Wenn es regnet
oder der Weg kothig ist, werden diese Schuhe nicht nur
bald durchnäßt, und verursachen nasse Füße, sondern
nutzen sich auch sehr geschwind ab. Man sieht daher am
Wege eine Menge unbrauchbar gewordne und von Rei-
senden abgelegte Schuhe liegen, besonders an Bächen,
wo sie sich beym Umziehen die Füße waschen konnten.
Bey Regen und schmutzigem Wetter tragen die geringen
Leute, um, ohne daß die Füße unrein werden, gehen
zu können, statt dieser hölzerne Schuhe oder Holschen,
die aus einem hohen Stück Holz bestehen, das unten in
der Mitte ausgehöhlt, und oben mit einem Bügel und
einem Bande für die großen Zehe versehen ist. Einige
brauchen diese Holschen auch wie Kaloschen oder Ober-
schuhe; sie befestigen nämlich die gewöhnlichen strohernen
Schuhe in denselben; und treten so hinein. Im Hause
geht der Japaner nie mit Schuhen, sondern allezeit bar-

Fuͤnfte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
geht ein rundes Band, das zwiſchen der großen und
zweyten Zehe zu ſitzen kommt, und den Schuh am
Fuße feſt haͤlt. Da die Schuhe ohne Hintertheile ſind,
klappen ſie, wenn man geht, wie Pantoffeln. Auf
Reiſen, oder wenn ſie ſonſt weite Wege zu gehen haben,
machen ſie drey, von Stroh gewundne, Baͤnder daran,
womit ſie ſie an den Fuͤßen und Beinen feſt binden, da-
mit ſie nicht abfallen. Damit dieſe Baͤnder den Reſt
oder Obertheil des Fußes nicht ſcheuern moͤgen, legen ſie
auch wohl einen Lappen Leinwand darunter. Manche
nehmen auf Reiſen ein oder mehrere Paar Schuhe mit,
um neue anziehen zu koͤnnen, wenn die andern abgenutzt
ſind. Sonſt findet man in allen Staͤdten und Doͤrfern
Schuhe die Menge und fuͤr wohlfeilen Preis zu Kauf,
beſonders unglaublich viele in ſolchen, ſelbſt den kleinſten,
wo die Landſtraßen durchgehen. Man kauft das Paar
fuͤr einige Kupferpfennige (Seni). Wenn es regnet
oder der Weg kothig iſt, werden dieſe Schuhe nicht nur
bald durchnaͤßt, und verurſachen naſſe Fuͤße, ſondern
nutzen ſich auch ſehr geſchwind ab. Man ſieht daher am
Wege eine Menge unbrauchbar gewordne und von Rei-
ſenden abgelegte Schuhe liegen, beſonders an Baͤchen,
wo ſie ſich beym Umziehen die Fuͤße waſchen konnten.
Bey Regen und ſchmutzigem Wetter tragen die geringen
Leute, um, ohne daß die Fuͤße unrein werden, gehen
zu koͤnnen, ſtatt dieſer hoͤlzerne Schuhe oder Holſchen,
die aus einem hohen Stuͤck Holz beſtehen, das unten in
der Mitte ausgehoͤhlt, und oben mit einem Buͤgel und
einem Bande fuͤr die großen Zehe verſehen iſt. Einige
brauchen dieſe Holſchen auch wie Kaloſchen oder Ober-
ſchuhe; ſie befeſtigen naͤmlich die gewoͤhnlichen ſtrohernen
Schuhe in denſelben; und treten ſo hinein. Im Hauſe
geht der Japaner nie mit Schuhen, ſondern allezeit bar-

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[182/0216] Fuͤnfte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. geht ein rundes Band, das zwiſchen der großen und zweyten Zehe zu ſitzen kommt, und den Schuh am Fuße feſt haͤlt. Da die Schuhe ohne Hintertheile ſind, klappen ſie, wenn man geht, wie Pantoffeln. Auf Reiſen, oder wenn ſie ſonſt weite Wege zu gehen haben, machen ſie drey, von Stroh gewundne, Baͤnder daran, womit ſie ſie an den Fuͤßen und Beinen feſt binden, da- mit ſie nicht abfallen. Damit dieſe Baͤnder den Reſt oder Obertheil des Fußes nicht ſcheuern moͤgen, legen ſie auch wohl einen Lappen Leinwand darunter. Manche nehmen auf Reiſen ein oder mehrere Paar Schuhe mit, um neue anziehen zu koͤnnen, wenn die andern abgenutzt ſind. Sonſt findet man in allen Staͤdten und Doͤrfern Schuhe die Menge und fuͤr wohlfeilen Preis zu Kauf, beſonders unglaublich viele in ſolchen, ſelbſt den kleinſten, wo die Landſtraßen durchgehen. Man kauft das Paar fuͤr einige Kupferpfennige (Seni). Wenn es regnet oder der Weg kothig iſt, werden dieſe Schuhe nicht nur bald durchnaͤßt, und verurſachen naſſe Fuͤße, ſondern nutzen ſich auch ſehr geſchwind ab. Man ſieht daher am Wege eine Menge unbrauchbar gewordne und von Rei- ſenden abgelegte Schuhe liegen, beſonders an Baͤchen, wo ſie ſich beym Umziehen die Fuͤße waſchen konnten. Bey Regen und ſchmutzigem Wetter tragen die geringen Leute, um, ohne daß die Fuͤße unrein werden, gehen zu koͤnnen, ſtatt dieſer hoͤlzerne Schuhe oder Holſchen, die aus einem hohen Stuͤck Holz beſtehen, das unten in der Mitte ausgehoͤhlt, und oben mit einem Buͤgel und einem Bande fuͤr die großen Zehe verſehen iſt. Einige brauchen dieſe Holſchen auch wie Kaloſchen oder Ober- ſchuhe; ſie befeſtigen naͤmlich die gewoͤhnlichen ſtrohernen Schuhe in denſelben; und treten ſo hinein. Im Hauſe geht der Japaner nie mit Schuhen, ſondern allezeit bar-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/216>, abgerufen am 15.05.2024.