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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Fünfte Abtheilung. Siebenter Abschnitt.
ranzig und zugleich gelblich zu werden. Diese Lichte
brennen gut, rinnen und lecken aber wie Talglich-
te. Wenn sie verkauft werden, sind sie sehr nett in
Papier eingewickelt, das unten zusammen gelegt, oben
um den Tocht gewunden, von da an aber noch ein Paar
Zoll hoch und offen ist, und völlig wie eine lange Rakete
aussieht. -- In den Lampen brennt man Senföhl und
Oehl von der Dryandra cordata. Man hat ihrer eine
oder auch wohl mehrere im Zimmer.

Unter den Geschenken, welche der Fürst der Land-
schaft Jetsigo, wo der Firnißbaum in sehr großer Men-
ge wächst, und die fast das ganze Land mit dem Oehl ver-
sorget, dem Kaiser mitbringt, sind hundert solche Lichte,
einen Fuß lang, und so dick als ein Mannsarm, mit ver-
hältnißmäßigem Tochte. Diese Ehren-Lichte werden nur
zweymahl im Jahre an gewissen Festtagen im Kaiserli-
cken Pallast gebrannt. So schwer es auch ist, ein sol-
ches Licht zu bekommen, war ich doch so glücklich, eins
habhaft zu werden, das bey solcher Gelegenheit gebrannt
hatte. Das Oehl desselben schien nicht nur weißer, son-
dern auch fester zu seyn, als in den gewöhnlichen Lichten,
die man kauft, und die bald weich und braun werden.

Feuer schlägt man hier mit Feuerstahl, das gemei-
niglich sehr klein ist, und einem ohne Kunst gebrochnen
Steine von grünlichem Quarz. Zum Zunder dient das
Rauhe von den Blättern des Beyfußes (Artemisia vulga-
ris
), woraus eine bräunliche Wolle gemacht wird, die
leichter als Moxa Feuer fängt. Uebrigens bedienen sie
sich kurzer Schwefelsticken, die einen Finger lang, und
verhältnißmäßig sehr breit, an den Enden quer abge-
schnitten und in Schwefel getunkt sind. Sie werden in
Bündel zusammen gebunden und in einen halben Cirkel
gebogen.


Fuͤnfte Abtheilung. Siebenter Abſchnitt.
ranzig und zugleich gelblich zu werden. Dieſe Lichte
brennen gut, rinnen und lecken aber wie Talglich-
te. Wenn ſie verkauft werden, ſind ſie ſehr nett in
Papier eingewickelt, das unten zuſammen gelegt, oben
um den Tocht gewunden, von da an aber noch ein Paar
Zoll hoch und offen iſt, und voͤllig wie eine lange Rakete
ausſieht. — In den Lampen brennt man Senfoͤhl und
Oehl von der Dryandra cordata. Man hat ihrer eine
oder auch wohl mehrere im Zimmer.

Unter den Geſchenken, welche der Fuͤrſt der Land-
ſchaft Jetſigo, wo der Firnißbaum in ſehr großer Men-
ge waͤchſt, und die faſt das ganze Land mit dem Oehl ver-
ſorget, dem Kaiſer mitbringt, ſind hundert ſolche Lichte,
einen Fuß lang, und ſo dick als ein Mannsarm, mit ver-
haͤltnißmaͤßigem Tochte. Dieſe Ehren-Lichte werden nur
zweymahl im Jahre an gewiſſen Feſttagen im Kaiſerli-
cken Pallaſt gebrannt. So ſchwer es auch iſt, ein ſol-
ches Licht zu bekommen, war ich doch ſo gluͤcklich, eins
habhaft zu werden, das bey ſolcher Gelegenheit gebrannt
hatte. Das Oehl deſſelben ſchien nicht nur weißer, ſon-
dern auch feſter zu ſeyn, als in den gewoͤhnlichen Lichten,
die man kauft, und die bald weich und braun werden.

Feuer ſchlaͤgt man hier mit Feuerſtahl, das gemei-
niglich ſehr klein iſt, und einem ohne Kunſt gebrochnen
Steine von gruͤnlichem Quarz. Zum Zunder dient das
Rauhe von den Blaͤttern des Beyfußes (Artemiſia vulga-
ris
), woraus eine braͤunliche Wolle gemacht wird, die
leichter als Moxa Feuer faͤngt. Uebrigens bedienen ſie
ſich kurzer Schwefelſticken, die einen Finger lang, und
verhaͤltnißmaͤßig ſehr breit, an den Enden quer abge-
ſchnitten und in Schwefel getunkt ſind. Sie werden in
Buͤndel zuſammen gebunden und in einen halben Cirkel
gebogen.


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[202/0236] Fuͤnfte Abtheilung. Siebenter Abſchnitt. ranzig und zugleich gelblich zu werden. Dieſe Lichte brennen gut, rinnen und lecken aber wie Talglich- te. Wenn ſie verkauft werden, ſind ſie ſehr nett in Papier eingewickelt, das unten zuſammen gelegt, oben um den Tocht gewunden, von da an aber noch ein Paar Zoll hoch und offen iſt, und voͤllig wie eine lange Rakete ausſieht. — In den Lampen brennt man Senfoͤhl und Oehl von der Dryandra cordata. Man hat ihrer eine oder auch wohl mehrere im Zimmer. Unter den Geſchenken, welche der Fuͤrſt der Land- ſchaft Jetſigo, wo der Firnißbaum in ſehr großer Men- ge waͤchſt, und die faſt das ganze Land mit dem Oehl ver- ſorget, dem Kaiſer mitbringt, ſind hundert ſolche Lichte, einen Fuß lang, und ſo dick als ein Mannsarm, mit ver- haͤltnißmaͤßigem Tochte. Dieſe Ehren-Lichte werden nur zweymahl im Jahre an gewiſſen Feſttagen im Kaiſerli- cken Pallaſt gebrannt. So ſchwer es auch iſt, ein ſol- ches Licht zu bekommen, war ich doch ſo gluͤcklich, eins habhaft zu werden, das bey ſolcher Gelegenheit gebrannt hatte. Das Oehl deſſelben ſchien nicht nur weißer, ſon- dern auch feſter zu ſeyn, als in den gewoͤhnlichen Lichten, die man kauft, und die bald weich und braun werden. Feuer ſchlaͤgt man hier mit Feuerſtahl, das gemei- niglich ſehr klein iſt, und einem ohne Kunſt gebrochnen Steine von gruͤnlichem Quarz. Zum Zunder dient das Rauhe von den Blaͤttern des Beyfußes (Artemiſia vulga- ris), woraus eine braͤunliche Wolle gemacht wird, die leichter als Moxa Feuer faͤngt. Uebrigens bedienen ſie ſich kurzer Schwefelſticken, die einen Finger lang, und verhaͤltnißmaͤßig ſehr breit, an den Enden quer abge- ſchnitten und in Schwefel getunkt ſind. Sie werden in Buͤndel zuſammen gebunden und in einen halben Cirkel gebogen.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/236>, abgerufen am 15.05.2024.