Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite
Reise von Batavia nach Japan, u. s. w.

Die Neuigkeit, welche er uns mitgebracht hatte,
war uns sehr unangenehm. Vom Hofe waren sehr
scharfe Befehle angekommen, um allen ferneren Schleich-
handel zu hemmen. Der Chef so wohl als der Capitain
sollen von nun an, ohne Unterschied wie jeder andre,
visitirt werden, welches bis dahin nie geschehen war;
der Capitain solle sich in Zukunft wie andre kleiden, und
den weiten Oberrock, der bisher zur Beförderung des
Schleichhandels gedient habe, ablegen, entweder bestän-
dig an Bord bleiben, oder, wenn er an Land gehen wol-
le, nicht die Erlaubniß haben, während der ganzen Zeit
seines Aufenthalts daselbst, mehr als zweymahl von da sich
auf das Schiff zu begeben. In Ansehung dieses letzten
Punctes gab man indessen sehr nach. Der Capilain
durfte schon am dritten Tage wieder an Bord gehen, um
das Schiff vor zwey Anker zu legen. Die Erlaubniß
hiezu gab der Gouverneur zu Nangasaki, theils auf Bit-
ten, theils durch die Drohung bewogen, daß, wenn das
Schiff Schaden nähme, solches für des Kaisers Rech-
nung seyn, und, wenn dem Kaiser das gleichgültig seyn
sollte, die Compagnie es gewiß rächen würde. Die
Veranlassung zu diesem strengen Befehle hatte die im
Jahr 1772 gemachte Entdeckung gegeben, da das von
den Holländern verlassene Schiff an die Japanische Küste
angetrieben kam, und man beym Ausladen fand, daß
es viele, besonders dem Chef und dem Capitain zugehöri-
ge, verbothne Waaren, mit sich führte. Dies Schiff
war auf der Reise hieher so leck geworden, daß man es
verließ, und so gewiß glaubte, es müsse binnen einigen
Stunden untergehen, daß man es nicht in Brand steck-
te, welches sonst in solchem Falle, dem Befehl der Com-
pagnie gemäß, geschehen muß. Dessen ungeachtet war
es verschiedne Tage nach dem Lande hin umher getrieben,

Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.

Die Neuigkeit, welche er uns mitgebracht hatte,
war uns ſehr unangenehm. Vom Hofe waren ſehr
ſcharfe Befehle angekommen, um allen ferneren Schleich-
handel zu hemmen. Der Chef ſo wohl als der Capitain
ſollen von nun an, ohne Unterſchied wie jeder andre,
viſitirt werden, welches bis dahin nie geſchehen war;
der Capitain ſolle ſich in Zukunft wie andre kleiden, und
den weiten Oberrock, der bisher zur Befoͤrderung des
Schleichhandels gedient habe, ablegen, entweder beſtaͤn-
dig an Bord bleiben, oder, wenn er an Land gehen wol-
le, nicht die Erlaubniß haben, waͤhrend der ganzen Zeit
ſeines Aufenthalts daſelbſt, mehr als zweymahl von da ſich
auf das Schiff zu begeben. In Anſehung dieſes letzten
Punctes gab man indeſſen ſehr nach. Der Capilain
durfte ſchon am dritten Tage wieder an Bord gehen, um
das Schiff vor zwey Anker zu legen. Die Erlaubniß
hiezu gab der Gouverneur zu Nangaſaki, theils auf Bit-
ten, theils durch die Drohung bewogen, daß, wenn das
Schiff Schaden naͤhme, ſolches fuͤr des Kaiſers Rech-
nung ſeyn, und, wenn dem Kaiſer das gleichguͤltig ſeyn
ſollte, die Compagnie es gewiß raͤchen wuͤrde. Die
Veranlaſſung zu dieſem ſtrengen Befehle hatte die im
Jahr 1772 gemachte Entdeckung gegeben, da das von
den Hollaͤndern verlaſſene Schiff an die Japaniſche Kuͤſte
angetrieben kam, und man beym Ausladen fand, daß
es viele, beſonders dem Chef und dem Capitain zugehoͤri-
ge, verbothne Waaren, mit ſich fuͤhrte. Dies Schiff
war auf der Reiſe hieher ſo leck geworden, daß man es
verließ, und ſo gewiß glaubte, es muͤſſe binnen einigen
Stunden untergehen, daß man es nicht in Brand ſteck-
te, welches ſonſt in ſolchem Falle, dem Befehl der Com-
pagnie gemaͤß, geſchehen muß. Deſſen ungeachtet war
es verſchiedne Tage nach dem Lande hin umher getrieben,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <pb facs="#f0045" n="11"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Rei&#x017F;e von <placeName>Batavia</placeName> nach <placeName>Japan</placeName>, u. &#x017F;. w.</hi> </fw><lb/>
        <p>Die Neuigkeit, welche er uns mitgebracht hatte,<lb/>
war uns &#x017F;ehr unangenehm. Vom Hofe waren &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;charfe Befehle angekommen, um allen ferneren Schleich-<lb/>
handel zu hemmen. Der Chef &#x017F;o wohl als der Capitain<lb/>
&#x017F;ollen von nun an, ohne Unter&#x017F;chied wie jeder andre,<lb/>
vi&#x017F;itirt werden, welches bis dahin nie ge&#x017F;chehen war;<lb/>
der Capitain &#x017F;olle &#x017F;ich in Zukunft wie andre kleiden, und<lb/>
den weiten Oberrock, der bisher zur Befo&#x0364;rderung des<lb/>
Schleichhandels gedient habe, ablegen, entweder be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig an Bord bleiben, oder, wenn er an Land gehen wol-<lb/>
le, nicht die Erlaubniß haben, wa&#x0364;hrend der ganzen Zeit<lb/>
&#x017F;eines Aufenthalts da&#x017F;elb&#x017F;t, mehr als zweymahl von da &#x017F;ich<lb/>
auf das Schiff zu begeben. In An&#x017F;ehung die&#x017F;es letzten<lb/>
Punctes gab man inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr nach. Der Capilain<lb/>
durfte &#x017F;chon am dritten Tage wieder an Bord gehen, um<lb/>
das Schiff vor zwey Anker zu legen. Die Erlaubniß<lb/>
hiezu gab der Gouverneur zu <placeName>Nanga&#x017F;aki</placeName>, theils auf Bit-<lb/>
ten, theils durch die Drohung bewogen, daß, wenn das<lb/>
Schiff Schaden na&#x0364;hme, &#x017F;olches fu&#x0364;r des Kai&#x017F;ers Rech-<lb/>
nung &#x017F;eyn, und, wenn dem Kai&#x017F;er das gleichgu&#x0364;ltig &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;ollte, die Compagnie es gewiß ra&#x0364;chen wu&#x0364;rde. Die<lb/>
Veranla&#x017F;&#x017F;ung zu die&#x017F;em &#x017F;trengen Befehle hatte die im<lb/>
Jahr 1772 gemachte Entdeckung gegeben, da das von<lb/>
den Holla&#x0364;ndern verla&#x017F;&#x017F;ene Schiff an die Japani&#x017F;che Ku&#x0364;&#x017F;te<lb/>
angetrieben kam, und man beym Ausladen fand, daß<lb/>
es viele, be&#x017F;onders dem Chef und dem Capitain zugeho&#x0364;ri-<lb/>
ge, verbothne Waaren, mit &#x017F;ich fu&#x0364;hrte. Dies Schiff<lb/>
war auf der Rei&#x017F;e hieher &#x017F;o leck geworden, daß man es<lb/>
verließ, und &#x017F;o gewiß glaubte, es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e binnen einigen<lb/>
Stunden untergehen, daß man es nicht in Brand &#x017F;teck-<lb/>
te, welches &#x017F;on&#x017F;t in &#x017F;olchem Falle, dem Befehl der Com-<lb/>
pagnie gema&#x0364;ß, ge&#x017F;chehen muß. De&#x017F;&#x017F;en ungeachtet war<lb/>
es ver&#x017F;chiedne Tage nach dem Lande hin umher getrieben,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0045] Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w. Die Neuigkeit, welche er uns mitgebracht hatte, war uns ſehr unangenehm. Vom Hofe waren ſehr ſcharfe Befehle angekommen, um allen ferneren Schleich- handel zu hemmen. Der Chef ſo wohl als der Capitain ſollen von nun an, ohne Unterſchied wie jeder andre, viſitirt werden, welches bis dahin nie geſchehen war; der Capitain ſolle ſich in Zukunft wie andre kleiden, und den weiten Oberrock, der bisher zur Befoͤrderung des Schleichhandels gedient habe, ablegen, entweder beſtaͤn- dig an Bord bleiben, oder, wenn er an Land gehen wol- le, nicht die Erlaubniß haben, waͤhrend der ganzen Zeit ſeines Aufenthalts daſelbſt, mehr als zweymahl von da ſich auf das Schiff zu begeben. In Anſehung dieſes letzten Punctes gab man indeſſen ſehr nach. Der Capilain durfte ſchon am dritten Tage wieder an Bord gehen, um das Schiff vor zwey Anker zu legen. Die Erlaubniß hiezu gab der Gouverneur zu Nangaſaki, theils auf Bit- ten, theils durch die Drohung bewogen, daß, wenn das Schiff Schaden naͤhme, ſolches fuͤr des Kaiſers Rech- nung ſeyn, und, wenn dem Kaiſer das gleichguͤltig ſeyn ſollte, die Compagnie es gewiß raͤchen wuͤrde. Die Veranlaſſung zu dieſem ſtrengen Befehle hatte die im Jahr 1772 gemachte Entdeckung gegeben, da das von den Hollaͤndern verlaſſene Schiff an die Japaniſche Kuͤſte angetrieben kam, und man beym Ausladen fand, daß es viele, beſonders dem Chef und dem Capitain zugehoͤri- ge, verbothne Waaren, mit ſich fuͤhrte. Dies Schiff war auf der Reiſe hieher ſo leck geworden, daß man es verließ, und ſo gewiß glaubte, es muͤſſe binnen einigen Stunden untergehen, daß man es nicht in Brand ſteck- te, welches ſonſt in ſolchem Falle, dem Befehl der Com- pagnie gemaͤß, geſchehen muß. Deſſen ungeachtet war es verſchiedne Tage nach dem Lande hin umher getrieben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/45
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/45>, abgerufen am 29.04.2024.