Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Reise von Batavia nach Japan, u. s. w. jahr zu wünschen. Sie hatten ihre Feyerkleider an, leg-ten bey dem Chef einen feyerlichen Besuch ab, und wur- den hernach von ihm zum Mittagsessen gebethen. Das Essen war meistentheils auf Europäische Art zubereitet, daher waren der Gerichte wenige, wovon die Japaner kosteten. Indessen ging doch alles darauf. Von der Suppe aßen alle; von den andern Gerichten aber, als: gebratnen Ferkeln, Schinken, Salat, Kuchen, Tor- ten und anderm Backwerk, nahmen sie wenig oder nichts. Statt dessen wurde von jedem Gerichte ein Stück auf ei- nen Teller gelegt, der, wenn er voll gepackt war, mit einem Blatte Papier, worauf der Nahme dessen, dem er gehörte, geschrieben war, zugedeckt, und nach der Stadt geschickt wurde. Dies geschah mehreremahl nach einander. Gesalzenes Fleisch und dergleichen, das die Japaner nicht essen, heben sie auf und brauchen es als Medicin. Eben so machen sie es mit gesalzner Butter, wovon ich ihnen oft auf ihr Bitten etwas mittheilte; sie machen Pillen daraus, und geben davon den Schwindsüchtigen und andern Kranken täglich eine gewisse Anzahl. Nach der Mahlzeit wird mit warmen Sakki (dem bekannten von Reiß präparirten Getränke) tractirt, das aus lackir- ten hölzernen Tassen getrunken wird. Bey dieser frohen und festlichen Gelegenheit läßt der Chef auch verschiedene galante Mädchen aus der Stadt nach der Insel bitten, deren Bestimmung ist, theils den Sakki-Trank zu serviren, theils zu tanzen und den auf der Insel bereits befindlichen Mädchen Gesellschaft zu leisten. Diese tractirten auch nach Mittage die Japaner mit verschiednen Gerichten des Lan- des, die auf kleinen viereckigen Tischen standen, welche sie mit künstlichen Fichtenbäumen geschmückt hatten, de- ren Blätter von grüner Seide gemacht, und hie und da mit kleinen Zöpfen weißer Baumwolle, die Schnee vor- Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w. jahr zu wuͤnſchen. Sie hatten ihre Feyerkleider an, leg-ten bey dem Chef einen feyerlichen Beſuch ab, und wur- den hernach von ihm zum Mittagseſſen gebethen. Das Eſſen war meiſtentheils auf Europaͤiſche Art zubereitet, daher waren der Gerichte wenige, wovon die Japaner koſteten. Indeſſen ging doch alles darauf. Von der Suppe aßen alle; von den andern Gerichten aber, als: gebratnen Ferkeln, Schinken, Salat, Kuchen, Tor- ten und anderm Backwerk, nahmen ſie wenig oder nichts. Statt deſſen wurde von jedem Gerichte ein Stuͤck auf ei- nen Teller gelegt, der, wenn er voll gepackt war, mit einem Blatte Papier, worauf der Nahme deſſen, dem er gehoͤrte, geſchrieben war, zugedeckt, und nach der Stadt geſchickt wurde. Dies geſchah mehreremahl nach einander. Geſalzenes Fleiſch und dergleichen, das die Japaner nicht eſſen, heben ſie auf und brauchen es als Medicin. Eben ſo machen ſie es mit geſalzner Butter, wovon ich ihnen oft auf ihr Bitten etwas mittheilte; ſie machen Pillen daraus, und geben davon den Schwindſuͤchtigen und andern Kranken taͤglich eine gewiſſe Anzahl. Nach der Mahlzeit wird mit warmen Sakki (dem bekannten von Reiß praͤparirten Getraͤnke) tractirt, das aus lackir- ten hoͤlzernen Taſſen getrunken wird. Bey dieſer frohen und feſtlichen Gelegenheit laͤßt der Chef auch verſchiedene galante Maͤdchen aus der Stadt nach der Inſel bitten, deren Beſtimmung iſt, theils den Sakki-Trank zu ſerviren, theils zu tanzen und den auf der Inſel bereits befindlichen Maͤdchen Geſellſchaft zu leiſten. Dieſe tractirten auch nach Mittage die Japaner mit verſchiednen Gerichten des Lan- des, die auf kleinen viereckigen Tiſchen ſtanden, welche ſie mit kuͤnſtlichen Fichtenbaͤumen geſchmuͤckt hatten, de- ren Blaͤtter von gruͤner Seide gemacht, und hie und da mit kleinen Zoͤpfen weißer Baumwolle, die Schnee vor- <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0073" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reiſe von <placeName>Batavia</placeName> nach <placeName>Japan</placeName>, u. ſ. w.</hi></fw><lb/> jahr zu wuͤnſchen. Sie hatten ihre Feyerkleider an, leg-<lb/> ten bey dem Chef einen feyerlichen Beſuch ab, und wur-<lb/> den hernach von ihm zum Mittagseſſen gebethen. 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Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.
jahr zu wuͤnſchen. Sie hatten ihre Feyerkleider an, leg-
ten bey dem Chef einen feyerlichen Beſuch ab, und wur-
den hernach von ihm zum Mittagseſſen gebethen. Das
Eſſen war meiſtentheils auf Europaͤiſche Art zubereitet,
daher waren der Gerichte wenige, wovon die Japaner
koſteten. Indeſſen ging doch alles darauf. Von der
Suppe aßen alle; von den andern Gerichten aber, als:
gebratnen Ferkeln, Schinken, Salat, Kuchen, Tor-
ten und anderm Backwerk, nahmen ſie wenig oder nichts.
Statt deſſen wurde von jedem Gerichte ein Stuͤck auf ei-
nen Teller gelegt, der, wenn er voll gepackt war, mit
einem Blatte Papier, worauf der Nahme deſſen, dem er
gehoͤrte, geſchrieben war, zugedeckt, und nach der Stadt
geſchickt wurde. Dies geſchah mehreremahl nach einander.
Geſalzenes Fleiſch und dergleichen, das die Japaner nicht
eſſen, heben ſie auf und brauchen es als Medicin. Eben
ſo machen ſie es mit geſalzner Butter, wovon ich ihnen
oft auf ihr Bitten etwas mittheilte; ſie machen Pillen
daraus, und geben davon den Schwindſuͤchtigen und
andern Kranken taͤglich eine gewiſſe Anzahl. Nach
der Mahlzeit wird mit warmen Sakki (dem bekannten
von Reiß praͤparirten Getraͤnke) tractirt, das aus lackir-
ten hoͤlzernen Taſſen getrunken wird. Bey dieſer frohen
und feſtlichen Gelegenheit laͤßt der Chef auch verſchiedene
galante Maͤdchen aus der Stadt nach der Inſel bitten,
deren Beſtimmung iſt, theils den Sakki-Trank zu ſerviren,
theils zu tanzen und den auf der Inſel bereits befindlichen
Maͤdchen Geſellſchaft zu leiſten. Dieſe tractirten auch nach
Mittage die Japaner mit verſchiednen Gerichten des Lan-
des, die auf kleinen viereckigen Tiſchen ſtanden, welche
ſie mit kuͤnſtlichen Fichtenbaͤumen geſchmuͤckt hatten, de-
ren Blaͤtter von gruͤner Seide gemacht, und hie und da
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