gemachte Kambang-Rechnungen werden nicht eher, als wenn die Japaner Neujahr haben, bezahlt. Ehe die Schiffe absegeln, wird jedes Rechnung aufgesetzt, und im Collegium der Dolmetscher vorgezeigt und acceptirt, worauf die Bücher abgeschlossen werden. Alles was man nach Neujahr nöthig hat, nimmt man auf Credit für das ganze folgende Jahr.
Wenn die Holländer hier nicht für baares Geld kau- fen oder verkaufen, so ist ihr Handel nicht viel anders als ein Waaren-Tausch. Zu diesem Ende wird vierzehn Ta- ge vor Musterung des Schiffs und seiner Abreise nach Papenberg gleichsam ein Markt gehalten, da gewisse Kaufleute mit Erlaubniß des Gouverneurs und gegen ei- ne gewisse Abgabe ihre Waaren dahin bringen und in aufgeschlagnen Buden zu Kauf haben.
Der Chef der Holländischen Handlung wird jähr- lich abgewechselt, so daß jedes Jahr einer von Batavia ankommt, und einer dahin zurück reiset. Vor diesem, da die Handlung noch einträglicher war, machte ein Chef die Reise hieher selten mehr als zweymahl; jetzt kann er diese gefährliche Fahrt wohl drey- und mehrmahl machen, ohne dennoch so große Reichthümer, als ehemahls, sam- meln zu können. Herr Feith, der dies Jahr hieher kam, machte jetzt als Chef seine vierte Reise; diesmahl war er Herrn Armenaults Nachfolger. Außer dem Chef blei- ben nach Abgang der Schiffe zwölf bis dreyzehn Euro- päer, die Sklaven nicht gerechnet, hier, und von die- sen machen drey die Reise nach dem Hofe des Kaisers zu Jedo.
Die Chineser haben seit den ältesten Zeiten nach Japan Handel getrieben, und sind vielleicht das einzige Asiatische Volk, das dies je gethan hat. Vor Zeiten lie- fen sie mit ihren Fahrzeugen im Hafen Osakka ein, so ge-
Erſte Abtheilung.
gemachte Kambang-Rechnungen werden nicht eher, als wenn die Japaner Neujahr haben, bezahlt. Ehe die Schiffe abſegeln, wird jedes Rechnung aufgeſetzt, und im Collegium der Dolmetſcher vorgezeigt und acceptirt, worauf die Buͤcher abgeſchloſſen werden. Alles was man nach Neujahr noͤthig hat, nimmt man auf Credit fuͤr das ganze folgende Jahr.
Wenn die Hollaͤnder hier nicht fuͤr baares Geld kau- fen oder verkaufen, ſo iſt ihr Handel nicht viel anders als ein Waaren-Tauſch. Zu dieſem Ende wird vierzehn Ta- ge vor Muſterung des Schiffs und ſeiner Abreiſe nach Papenberg gleichſam ein Markt gehalten, da gewiſſe Kaufleute mit Erlaubniß des Gouverneurs und gegen ei- ne gewiſſe Abgabe ihre Waaren dahin bringen und in aufgeſchlagnen Buden zu Kauf haben.
Der Chef der Hollaͤndiſchen Handlung wird jaͤhr- lich abgewechſelt, ſo daß jedes Jahr einer von Batavia ankommt, und einer dahin zuruͤck reiſet. Vor dieſem, da die Handlung noch eintraͤglicher war, machte ein Chef die Reiſe hieher ſelten mehr als zweymahl; jetzt kann er dieſe gefaͤhrliche Fahrt wohl drey- und mehrmahl machen, ohne dennoch ſo große Reichthuͤmer, als ehemahls, ſam- meln zu koͤnnen. Herr Feith, der dies Jahr hieher kam, machte jetzt als Chef ſeine vierte Reiſe; diesmahl war er Herrn Armenaults Nachfolger. Außer dem Chef blei- ben nach Abgang der Schiffe zwoͤlf bis dreyzehn Euro- paͤer, die Sklaven nicht gerechnet, hier, und von die- ſen machen drey die Reiſe nach dem Hofe des Kaiſers zu Jedo.
Die Chineſer haben ſeit den aͤlteſten Zeiten nach Japan Handel getrieben, und ſind vielleicht das einzige Aſiatiſche Volk, das dies je gethan hat. Vor Zeiten lie- fen ſie mit ihren Fahrzeugen im Hafen Oſakka ein, ſo ge-
<TEI><text><body><divn="2"><p><pbfacs="#f0090"n="56"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erſte Abtheilung.</hi></fw><lb/>
gemachte Kambang-Rechnungen werden nicht eher, als<lb/>
wenn die Japaner Neujahr haben, bezahlt. Ehe die<lb/>
Schiffe abſegeln, wird jedes Rechnung aufgeſetzt, und<lb/>
im Collegium der Dolmetſcher vorgezeigt und acceptirt,<lb/>
worauf die Buͤcher abgeſchloſſen werden. Alles was<lb/>
man nach Neujahr noͤthig hat, nimmt man auf Credit<lb/>
fuͤr das ganze folgende Jahr.</p><lb/><p>Wenn die Hollaͤnder hier nicht fuͤr baares Geld kau-<lb/>
fen oder verkaufen, ſo iſt ihr Handel nicht viel anders als<lb/>
ein Waaren-Tauſch. Zu dieſem Ende wird vierzehn Ta-<lb/>
ge vor Muſterung des Schiffs und ſeiner Abreiſe nach<lb/><placeName>Papenberg</placeName> gleichſam ein Markt gehalten, da gewiſſe<lb/>
Kaufleute mit Erlaubniß des Gouverneurs und gegen ei-<lb/>
ne gewiſſe Abgabe ihre Waaren dahin bringen und in<lb/>
aufgeſchlagnen Buden zu Kauf haben.</p><lb/><p>Der Chef der Hollaͤndiſchen Handlung wird jaͤhr-<lb/>
lich abgewechſelt, ſo daß jedes Jahr einer von <placeName>Batavia</placeName><lb/>
ankommt, und einer dahin zuruͤck reiſet. Vor dieſem,<lb/>
da die Handlung noch eintraͤglicher war, machte ein Chef<lb/>
die Reiſe hieher ſelten mehr als zweymahl; jetzt kann er<lb/>
dieſe gefaͤhrliche Fahrt wohl drey- und mehrmahl machen,<lb/>
ohne dennoch ſo große Reichthuͤmer, als ehemahls, ſam-<lb/>
meln zu koͤnnen. Herr <persName>Feith</persName>, der dies Jahr hieher kam,<lb/>
machte jetzt als Chef ſeine vierte Reiſe; diesmahl war er<lb/>
Herrn <persName>Armenaults</persName> Nachfolger. Außer dem Chef blei-<lb/>
ben nach Abgang der Schiffe zwoͤlf bis dreyzehn Euro-<lb/>
paͤer, die Sklaven nicht gerechnet, hier, und von die-<lb/>ſen machen drey die Reiſe nach dem Hofe des Kaiſers<lb/>
zu <placeName>Jedo</placeName>.</p><lb/><p>Die Chineſer haben ſeit den aͤlteſten Zeiten nach<lb/><placeName>Japan</placeName> Handel getrieben, und ſind vielleicht das einzige<lb/>
Aſiatiſche Volk, das dies je gethan hat. Vor Zeiten lie-<lb/>
fen ſie mit ihren Fahrzeugen im Hafen <placeName>Oſakka</placeName> ein, ſo ge-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[56/0090]
Erſte Abtheilung.
gemachte Kambang-Rechnungen werden nicht eher, als
wenn die Japaner Neujahr haben, bezahlt. Ehe die
Schiffe abſegeln, wird jedes Rechnung aufgeſetzt, und
im Collegium der Dolmetſcher vorgezeigt und acceptirt,
worauf die Buͤcher abgeſchloſſen werden. Alles was
man nach Neujahr noͤthig hat, nimmt man auf Credit
fuͤr das ganze folgende Jahr.
Wenn die Hollaͤnder hier nicht fuͤr baares Geld kau-
fen oder verkaufen, ſo iſt ihr Handel nicht viel anders als
ein Waaren-Tauſch. Zu dieſem Ende wird vierzehn Ta-
ge vor Muſterung des Schiffs und ſeiner Abreiſe nach
Papenberg gleichſam ein Markt gehalten, da gewiſſe
Kaufleute mit Erlaubniß des Gouverneurs und gegen ei-
ne gewiſſe Abgabe ihre Waaren dahin bringen und in
aufgeſchlagnen Buden zu Kauf haben.
Der Chef der Hollaͤndiſchen Handlung wird jaͤhr-
lich abgewechſelt, ſo daß jedes Jahr einer von Batavia
ankommt, und einer dahin zuruͤck reiſet. Vor dieſem,
da die Handlung noch eintraͤglicher war, machte ein Chef
die Reiſe hieher ſelten mehr als zweymahl; jetzt kann er
dieſe gefaͤhrliche Fahrt wohl drey- und mehrmahl machen,
ohne dennoch ſo große Reichthuͤmer, als ehemahls, ſam-
meln zu koͤnnen. Herr Feith, der dies Jahr hieher kam,
machte jetzt als Chef ſeine vierte Reiſe; diesmahl war er
Herrn Armenaults Nachfolger. Außer dem Chef blei-
ben nach Abgang der Schiffe zwoͤlf bis dreyzehn Euro-
paͤer, die Sklaven nicht gerechnet, hier, und von die-
ſen machen drey die Reiſe nach dem Hofe des Kaiſers
zu Jedo.
Die Chineſer haben ſeit den aͤlteſten Zeiten nach
Japan Handel getrieben, und ſind vielleicht das einzige
Aſiatiſche Volk, das dies je gethan hat. Vor Zeiten lie-
fen ſie mit ihren Fahrzeugen im Hafen Oſakka ein, ſo ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/90>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.