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Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Büchern ausgezahlt haben, so mußte ich diejenigen nehmen, die am ersten Käufer fanden; auch bin ich nicht genug Kenner von Seltenheiten und habe diese wohl nicht genug gewürdiget; außerdem haben Bücher, vorzüglich Raritäten, zu verschiedenen Zeiten einen ungleichen Werth, und ist der Verkäufer gedrängt, um eine Summe zu erhalten, so muß er fast nehmen, was ihm geboten wird.

So hätt' ich also, sagte Eduard halb in Wehmuth, halb mit Lachen, gewiß besser gethan, gar keinen Bibliothekar anzunehmen, oder die Sammlung gleich anfangs zu verkaufen, dann hätte ich Geld dafür gehabt, oder die Bücher behalten. Und welche Sammlung! Mit welcher Liebe hat sie mein Vater gehegt! Welche Freude war es ihm, als er den seltnen Petrark, die erste Ausgabe des Dante und Boccaz erhielt! Wie konnt' ich es vergessen, daß sich in den meisten Büchern Nachweisungen von seiner Hand finden! Wie wollt' ich diese Werke ehren, wenn ich sie noch besäße! Uebrigens, da ich keine Bibliothek mehr habe, werden Sie ermessen, wie ich Ihnen auch schon neulich meldete, daß ich keines Bibliothekars mehr bedarf. Indessen wollen wir heut noch mit einander fröhlich sein.

Jetzt trat auch der Mann herein, der oft an den wilden Gelagen Theil genommen hatte, und den sie wegen seiner Gesinnungen immer nur den Pietisten nannten. Sie hatten ihm diesen Namen beigelegt, weil er nie in die heitern Scherze oder ausgelassene Fröhlichkeit der andern stimmte, sondern unter Murren und

Büchern ausgezahlt haben, so mußte ich diejenigen nehmen, die am ersten Käufer fanden; auch bin ich nicht genug Kenner von Seltenheiten und habe diese wohl nicht genug gewürdiget; außerdem haben Bücher, vorzüglich Raritäten, zu verschiedenen Zeiten einen ungleichen Werth, und ist der Verkäufer gedrängt, um eine Summe zu erhalten, so muß er fast nehmen, was ihm geboten wird.

So hätt' ich also, sagte Eduard halb in Wehmuth, halb mit Lachen, gewiß besser gethan, gar keinen Bibliothekar anzunehmen, oder die Sammlung gleich anfangs zu verkaufen, dann hätte ich Geld dafür gehabt, oder die Bücher behalten. Und welche Sammlung! Mit welcher Liebe hat sie mein Vater gehegt! Welche Freude war es ihm, als er den seltnen Petrark, die erste Ausgabe des Dante und Boccaz erhielt! Wie konnt' ich es vergessen, daß sich in den meisten Büchern Nachweisungen von seiner Hand finden! Wie wollt' ich diese Werke ehren, wenn ich sie noch besäße! Uebrigens, da ich keine Bibliothek mehr habe, werden Sie ermessen, wie ich Ihnen auch schon neulich meldete, daß ich keines Bibliothekars mehr bedarf. Indessen wollen wir heut noch mit einander fröhlich sein.

Jetzt trat auch der Mann herein, der oft an den wilden Gelagen Theil genommen hatte, und den sie wegen seiner Gesinnungen immer nur den Pietisten nannten. Sie hatten ihm diesen Namen beigelegt, weil er nie in die heitern Scherze oder ausgelassene Fröhlichkeit der andern stimmte, sondern unter Murren und

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[0097] Büchern ausgezahlt haben, so mußte ich diejenigen nehmen, die am ersten Käufer fanden; auch bin ich nicht genug Kenner von Seltenheiten und habe diese wohl nicht genug gewürdiget; außerdem haben Bücher, vorzüglich Raritäten, zu verschiedenen Zeiten einen ungleichen Werth, und ist der Verkäufer gedrängt, um eine Summe zu erhalten, so muß er fast nehmen, was ihm geboten wird. So hätt' ich also, sagte Eduard halb in Wehmuth, halb mit Lachen, gewiß besser gethan, gar keinen Bibliothekar anzunehmen, oder die Sammlung gleich anfangs zu verkaufen, dann hätte ich Geld dafür gehabt, oder die Bücher behalten. Und welche Sammlung! Mit welcher Liebe hat sie mein Vater gehegt! Welche Freude war es ihm, als er den seltnen Petrark, die erste Ausgabe des Dante und Boccaz erhielt! Wie konnt' ich es vergessen, daß sich in den meisten Büchern Nachweisungen von seiner Hand finden! Wie wollt' ich diese Werke ehren, wenn ich sie noch besäße! Uebrigens, da ich keine Bibliothek mehr habe, werden Sie ermessen, wie ich Ihnen auch schon neulich meldete, daß ich keines Bibliothekars mehr bedarf. Indessen wollen wir heut noch mit einander fröhlich sein. Jetzt trat auch der Mann herein, der oft an den wilden Gelagen Theil genommen hatte, und den sie wegen seiner Gesinnungen immer nur den Pietisten nannten. Sie hatten ihm diesen Namen beigelegt, weil er nie in die heitern Scherze oder ausgelassene Fröhlichkeit der andern stimmte, sondern unter Murren und

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:27:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:27:02Z)

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910/97>, abgerufen am 04.12.2024.