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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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nen Freund, den ich unaussprechlich geliebt
hatte; mein Herz wollte zerspringen. Ich warf
mich in einen Sessel um die mannichfaltigen
Empfindungen, die in meinem Innern wühlten,
erst austoben zu lassen, Milford sah kalt und
gelassen auf mich herab, er war ungewiß, ob er
diesen Schmerz für Reue, oder für tiefe Krän-
kung halten sollte. -- Endlich gewann ich die
Sprache wieder, und nachdem ich mich völlig ge-
sammelt hatte, war es mir ein Leichtes, den
Lord vom Ungrunde aller Beschuldigungen zu
überzeugen. Er wüthete izt gegen Waterloo
der ihn auf die boshafteste und schändlichste
Art hintergangen, der ihn durch alle Künste der
Verstellung zu seinem warmen Freunde gemacht
hatte. -- Er hatte anfangs meinen Freund und
Bewunderer gespielt, und auf eine Verbindung
zwischen mir und Marien eingelenkt, nach und
nach war er zurückhaltender, endlich kalt gewor-
den. Man hatte um den Grund dazu in ihn ge-
drungen; nach langen Umschweifen, nach vielen
Klagen war er endlich mit der Entdeckung vor-
gerückt, daß er sich gänzlich in mir geirrt habe,
daß er so einen werthen Freund in mir verlie-
re, und so weiter. Izt war eine Erdichtung

nen Freund, den ich unausſprechlich geliebt
hatte; mein Herz wollte zerſpringen. Ich warf
mich in einen Seſſel um die mannichfaltigen
Empfindungen, die in meinem Innern wuͤhlten,
erſt austoben zu laſſen, Milford ſah kalt und
gelaſſen auf mich herab, er war ungewiß, ob er
dieſen Schmerz fuͤr Reue, oder fuͤr tiefe Kraͤn-
kung halten ſollte. — Endlich gewann ich die
Sprache wieder, und nachdem ich mich voͤllig ge-
ſammelt hatte, war es mir ein Leichtes, den
Lord vom Ungrunde aller Beſchuldigungen zu
uͤberzeugen. Er wuͤthete izt gegen Waterloo
der ihn auf die boshafteſte und ſchaͤndlichſte
Art hintergangen, der ihn durch alle Kuͤnſte der
Verſtellung zu ſeinem warmen Freunde gemacht
hatte. — Er hatte anfangs meinen Freund und
Bewunderer geſpielt, und auf eine Verbindung
zwiſchen mir und Marien eingelenkt, nach und
nach war er zuruͤckhaltender, endlich kalt gewor-
den. Man hatte um den Grund dazu in ihn ge-
drungen; nach langen Umſchweifen, nach vielen
Klagen war er endlich mit der Entdeckung vor-
geruͤckt, daß er ſich gaͤnzlich in mir geirrt habe,
daß er ſo einen werthen Freund in mir verlie-
re, und ſo weiter. Izt war eine Erdichtung

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[260[258]/0268] nen Freund, den ich unausſprechlich geliebt hatte; mein Herz wollte zerſpringen. Ich warf mich in einen Seſſel um die mannichfaltigen Empfindungen, die in meinem Innern wuͤhlten, erſt austoben zu laſſen, Milford ſah kalt und gelaſſen auf mich herab, er war ungewiß, ob er dieſen Schmerz fuͤr Reue, oder fuͤr tiefe Kraͤn- kung halten ſollte. — Endlich gewann ich die Sprache wieder, und nachdem ich mich voͤllig ge- ſammelt hatte, war es mir ein Leichtes, den Lord vom Ungrunde aller Beſchuldigungen zu uͤberzeugen. Er wuͤthete izt gegen Waterloo der ihn auf die boshafteſte und ſchaͤndlichſte Art hintergangen, der ihn durch alle Kuͤnſte der Verſtellung zu ſeinem warmen Freunde gemacht hatte. — Er hatte anfangs meinen Freund und Bewunderer geſpielt, und auf eine Verbindung zwiſchen mir und Marien eingelenkt, nach und nach war er zuruͤckhaltender, endlich kalt gewor- den. Man hatte um den Grund dazu in ihn ge- drungen; nach langen Umſchweifen, nach vielen Klagen war er endlich mit der Entdeckung vor- geruͤckt, daß er ſich gaͤnzlich in mir geirrt habe, daß er ſo einen werthen Freund in mir verlie- re, und ſo weiter. Izt war eine Erdichtung

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 260[258]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/268>, abgerufen am 22.11.2024.