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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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des, ich ward, als ich genas, mit Marien ver-
bunden, die mir aber schon wieder entrissen
ward, indem Du mir geschenkt wurdest. -- Ich
weinte meinen Schmerz am Busen meines
Freundes Burton aus, der über meinen Kum-
mer Thränen vergoß; -- bald nachher fiel mir
ein Brief in die Hände, woraus ich sah, daß
Burton mit Waterloo einverstanden gewesen
war, daß er mit ihm für einige hundert Pfund
an meinem Unglücke gearbeitet hatte! --

Seit der Zeit hat er mich unablässig ver-
folgt; so wurde mein offnes Herz hintergangen,
auf diese Art meine zärtliche Freundschaft
belohnt!

Dies ist aber nur Eine Scene meines Le-
bens, ich habe mehrere Stürme ausgehalten,
wo meine Liebe auf eine ähnliche Art verrathen
ward, -- ich suchte Dich darum schon früh mit
Menschen bekannt zu machen und jenen jugend-
lichen Enthusiasmus zu mildern; bis izt ist die-
se Bemühung vergebens gewesen, aber Du siehst
wenigstens aus meiner Geschichte, wie nothwen-
dig es ist. -- Lebe wohl, ich hoffe, daß Du die
Anwendung auf Dich selbst am besten daraus
wirst machen können. --



des, ich ward, als ich genas, mit Marien ver-
bunden, die mir aber ſchon wieder entriſſen
ward, indem Du mir geſchenkt wurdeſt. — Ich
weinte meinen Schmerz am Buſen meines
Freundes Burton aus, der uͤber meinen Kum-
mer Thraͤnen vergoß; — bald nachher fiel mir
ein Brief in die Haͤnde, woraus ich ſah, daß
Burton mit Waterloo einverſtanden geweſen
war, daß er mit ihm fuͤr einige hundert Pfund
an meinem Ungluͤcke gearbeitet hatte! —

Seit der Zeit hat er mich unablaͤſſig ver-
folgt; ſo wurde mein offnes Herz hintergangen,
auf dieſe Art meine zaͤrtliche Freundſchaft
belohnt!

Dies iſt aber nur Eine Scene meines Le-
bens, ich habe mehrere Stuͤrme ausgehalten,
wo meine Liebe auf eine aͤhnliche Art verrathen
ward, — ich ſuchte Dich darum ſchon fruͤh mit
Menſchen bekannt zu machen und jenen jugend-
lichen Enthuſiasmus zu mildern; bis izt iſt die-
ſe Bemuͤhung vergebens geweſen, aber Du ſiehſt
wenigſtens aus meiner Geſchichte, wie nothwen-
dig es iſt. — Lebe wohl, ich hoffe, daß Du die
Anwendung auf Dich ſelbſt am beſten daraus
wirſt machen koͤnnen. —



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[262[260]/0270] des, ich ward, als ich genas, mit Marien ver- bunden, die mir aber ſchon wieder entriſſen ward, indem Du mir geſchenkt wurdeſt. — Ich weinte meinen Schmerz am Buſen meines Freundes Burton aus, der uͤber meinen Kum- mer Thraͤnen vergoß; — bald nachher fiel mir ein Brief in die Haͤnde, woraus ich ſah, daß Burton mit Waterloo einverſtanden geweſen war, daß er mit ihm fuͤr einige hundert Pfund an meinem Ungluͤcke gearbeitet hatte! — Seit der Zeit hat er mich unablaͤſſig ver- folgt; ſo wurde mein offnes Herz hintergangen, auf dieſe Art meine zaͤrtliche Freundſchaft belohnt! Dies iſt aber nur Eine Scene meines Le- bens, ich habe mehrere Stuͤrme ausgehalten, wo meine Liebe auf eine aͤhnliche Art verrathen ward, — ich ſuchte Dich darum ſchon fruͤh mit Menſchen bekannt zu machen und jenen jugend- lichen Enthuſiasmus zu mildern; bis izt iſt die- ſe Bemuͤhung vergebens geweſen, aber Du ſiehſt wenigſtens aus meiner Geſchichte, wie nothwen- dig es iſt. — Lebe wohl, ich hoffe, daß Du die Anwendung auf Dich ſelbſt am beſten daraus wirſt machen koͤnnen. —

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 262[260]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/270>, abgerufen am 22.11.2024.