Gläubiger um Geld mahnest, mich nicht mittel- bar davon benachrichtigt hätten. Ich gab Dir alles gern, denn ich habe mein Vermögen von je als ein Mittel angesehn, Dich glücklich zu machen; ich war dabey überzeugt, daß sich das Herz meines William wieder erweichen würde, und so ließ ich Deinen Thorheiten freyen Lauf.
Wenn Du aus diesem Briefe schließest, daß ich wieder krank bin, so irrst Du nicht. Ich bin es, und vielleicht gefährlicher, als je. Ich fühle die Lebenskraft gleichsam nur noch tro- pfenweise durch meinen Körper rinnen, darum kehre bald nach England zurück, theurer Sohn, damit ich Dich noch wiedersehe, und mir we- nigstens noch Ein Glück auf dieser Erde übrig bleibt.
Ich kann nicht umhin, meine anfängliche Drohung zu erfüllen, denn Du mußt ja doch einmal alles erfahren. Meine schöne erträumte Zukunft, der Glanz unsers Hauses, Deine Größe, -- alle meine Hoffnungen sind dahin, und auf ewig zernichtet! -- Ich habe meinen Prozeß verlohren, und Burton ist jetzt Herr meiner Ländereyen. Wie es möglich geworden, auf welchen Wegen er dahin gekommen ist, das
Lovell. 2r Bd. J
Glaͤubiger um Geld mahneſt, mich nicht mittel- bar davon benachrichtigt haͤtten. Ich gab Dir alles gern, denn ich habe mein Vermoͤgen von je als ein Mittel angeſehn, Dich gluͤcklich zu machen; ich war dabey uͤberzeugt, daß ſich das Herz meines William wieder erweichen wuͤrde, und ſo ließ ich Deinen Thorheiten freyen Lauf.
Wenn Du aus dieſem Briefe ſchließeſt, daß ich wieder krank bin, ſo irrſt Du nicht. Ich bin es, und vielleicht gefaͤhrlicher, als je. Ich fuͤhle die Lebenskraft gleichſam nur noch tro- pfenweiſe durch meinen Koͤrper rinnen, darum kehre bald nach England zuruͤck, theurer Sohn, damit ich Dich noch wiederſehe, und mir we- nigſtens noch Ein Gluͤck auf dieſer Erde uͤbrig bleibt.
Ich kann nicht umhin, meine anfaͤngliche Drohung zu erfuͤllen, denn Du mußt ja doch einmal alles erfahren. Meine ſchoͤne ertraͤumte Zukunft, der Glanz unſers Hauſes, Deine Groͤße, — alle meine Hoffnungen ſind dahin, und auf ewig zernichtet! — Ich habe meinen Prozeß verlohren, und Burton iſt jetzt Herr meiner Laͤndereyen. Wie es moͤglich geworden, auf welchen Wegen er dahin gekommen iſt, das
Lovell. 2r Bd. J
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0135"n="129"/>
Glaͤubiger um Geld mahneſt, mich nicht mittel-<lb/>
bar davon benachrichtigt haͤtten. Ich gab Dir<lb/>
alles gern, denn ich habe mein Vermoͤgen von<lb/>
je als ein Mittel angeſehn, Dich gluͤcklich zu<lb/>
machen; ich war dabey uͤberzeugt, daß ſich das<lb/>
Herz meines William wieder erweichen wuͤrde,<lb/>
und ſo ließ ich Deinen Thorheiten freyen Lauf.</p><lb/><p>Wenn Du aus dieſem Briefe ſchließeſt, daß<lb/>
ich wieder krank bin, ſo irrſt Du nicht. Ich<lb/>
bin es, und vielleicht gefaͤhrlicher, als je. Ich<lb/>
fuͤhle die Lebenskraft gleichſam nur noch tro-<lb/>
pfenweiſe durch meinen Koͤrper rinnen, darum<lb/>
kehre bald nach England zuruͤck, theurer Sohn,<lb/>
damit ich Dich noch wiederſehe, und mir we-<lb/>
nigſtens noch Ein Gluͤck auf dieſer Erde uͤbrig<lb/>
bleibt.</p><lb/><p>Ich kann nicht <choice><sic>nmhin</sic><corr>umhin</corr></choice>, meine anfaͤngliche<lb/>
Drohung zu erfuͤllen, denn Du mußt ja doch<lb/>
einmal alles erfahren. Meine ſchoͤne ertraͤumte<lb/>
Zukunft, der Glanz unſers Hauſes, Deine<lb/>
Groͤße, — alle meine Hoffnungen ſind dahin,<lb/>
und auf ewig zernichtet! — Ich habe meinen<lb/>
Prozeß verlohren, und <hirendition="#g">Burton</hi> iſt jetzt Herr<lb/>
meiner Laͤndereyen. Wie es moͤglich geworden,<lb/>
auf welchen Wegen er dahin gekommen iſt, das<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Lovell. 2r Bd. J</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[129/0135]
Glaͤubiger um Geld mahneſt, mich nicht mittel-
bar davon benachrichtigt haͤtten. Ich gab Dir
alles gern, denn ich habe mein Vermoͤgen von
je als ein Mittel angeſehn, Dich gluͤcklich zu
machen; ich war dabey uͤberzeugt, daß ſich das
Herz meines William wieder erweichen wuͤrde,
und ſo ließ ich Deinen Thorheiten freyen Lauf.
Wenn Du aus dieſem Briefe ſchließeſt, daß
ich wieder krank bin, ſo irrſt Du nicht. Ich
bin es, und vielleicht gefaͤhrlicher, als je. Ich
fuͤhle die Lebenskraft gleichſam nur noch tro-
pfenweiſe durch meinen Koͤrper rinnen, darum
kehre bald nach England zuruͤck, theurer Sohn,
damit ich Dich noch wiederſehe, und mir we-
nigſtens noch Ein Gluͤck auf dieſer Erde uͤbrig
bleibt.
Ich kann nicht umhin, meine anfaͤngliche
Drohung zu erfuͤllen, denn Du mußt ja doch
einmal alles erfahren. Meine ſchoͤne ertraͤumte
Zukunft, der Glanz unſers Hauſes, Deine
Groͤße, — alle meine Hoffnungen ſind dahin,
und auf ewig zernichtet! — Ich habe meinen
Prozeß verlohren, und Burton iſt jetzt Herr
meiner Laͤndereyen. Wie es moͤglich geworden,
auf welchen Wegen er dahin gekommen iſt, das
Lovell. 2r Bd. J
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/135>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.