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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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lichen Narrheiten hinein. Von je hat mich die
Maske, die mich nach und nach erhitzt, die
gezwungene Art, aus den ausgeschnittenen Au-
gen hervorzusehn, in eine Art von Trunkenheit
versetzt; es währte daher nicht lange, so spielte
alles nur, wie eine Traumgestalt um mich her-
um, und ich fuhr manchmal heftig auf, um
mich nur wach zu erhalten; ich konnte in man-
chen Momenten gar nicht glauben, daß ich
wirklich lebe, so seltsam umgab mich alles; wie
den Kindern war mir, die durch einen rothen
geschliffenen Stein die Sonne und die wunder-
bar gespaltene Welt umher betrachten. Es war
als sähe ich in einen schiefhängenden Spiegel
hinein, der mir eine andere weit entfernte
Welt darstellte, die unser Geist nur zuweilen
flüchtig besucht, wenn unser Körper in tiefen
Träumen liegt.

Eine weibliche Gestalt strich kokettirend zu
wiederholtenmalen bey mir vorüber. Ich hatte
schon oft das Rauschen ihres seidnen Gewandes
gehört und ward jetzt erst aufmerksamer. Mir
war, als wenn sie mich recht geflissentlich vor
allen übrigen Masken auszeichnete und eine
Bekanntschaft mit mir suchte. Wir näherten

lichen Narrheiten hinein. Von je hat mich die
Maske, die mich nach und nach erhitzt, die
gezwungene Art, aus den ausgeſchnittenen Au-
gen hervorzuſehn, in eine Art von Trunkenheit
verſetzt; es waͤhrte daher nicht lange, ſo ſpielte
alles nur, wie eine Traumgeſtalt um mich her-
um, und ich fuhr manchmal heftig auf, um
mich nur wach zu erhalten; ich konnte in man-
chen Momenten gar nicht glauben, daß ich
wirklich lebe, ſo ſeltſam umgab mich alles; wie
den Kindern war mir, die durch einen rothen
geſchliffenen Stein die Sonne und die wunder-
bar geſpaltene Welt umher betrachten. Es war
als ſaͤhe ich in einen ſchiefhaͤngenden Spiegel
hinein, der mir eine andere weit entfernte
Welt darſtellte, die unſer Geiſt nur zuweilen
fluͤchtig beſucht, wenn unſer Koͤrper in tiefen
Traͤumen liegt.

Eine weibliche Geſtalt ſtrich kokettirend zu
wiederholtenmalen bey mir voruͤber. Ich hatte
ſchon oft das Rauſchen ihres ſeidnen Gewandes
gehoͤrt und ward jetzt erſt aufmerkſamer. Mir
war, als wenn ſie mich recht gefliſſentlich vor
allen uͤbrigen Masken auszeichnete und eine
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[331/0337] lichen Narrheiten hinein. Von je hat mich die Maske, die mich nach und nach erhitzt, die gezwungene Art, aus den ausgeſchnittenen Au- gen hervorzuſehn, in eine Art von Trunkenheit verſetzt; es waͤhrte daher nicht lange, ſo ſpielte alles nur, wie eine Traumgeſtalt um mich her- um, und ich fuhr manchmal heftig auf, um mich nur wach zu erhalten; ich konnte in man- chen Momenten gar nicht glauben, daß ich wirklich lebe, ſo ſeltſam umgab mich alles; wie den Kindern war mir, die durch einen rothen geſchliffenen Stein die Sonne und die wunder- bar geſpaltene Welt umher betrachten. Es war als ſaͤhe ich in einen ſchiefhaͤngenden Spiegel hinein, der mir eine andere weit entfernte Welt darſtellte, die unſer Geiſt nur zuweilen fluͤchtig beſucht, wenn unſer Koͤrper in tiefen Traͤumen liegt. Eine weibliche Geſtalt ſtrich kokettirend zu wiederholtenmalen bey mir voruͤber. Ich hatte ſchon oft das Rauſchen ihres ſeidnen Gewandes gehoͤrt und ward jetzt erſt aufmerkſamer. Mir war, als wenn ſie mich recht gefliſſentlich vor allen uͤbrigen Masken auszeichnete und eine Bekanntſchaft mit mir ſuchte. Wir naͤherten

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/337>, abgerufen am 22.11.2024.