eins der Zimmer ging, um sich mit Eis zu er- quicken.
Hier sah ich den schönen Wuchs genauer und die zarten Arme, ich bat und flehte, aber sie wollte um keinen Preis die Maske vom Ge- sichte nehmen. --
Ich verlohr sie im Saale wieder aus den Augen, dessen Getön und Gebrause mir jetzt nach der augenblicklichen Ruhe, nach der stil- lern Erleuchtung des Zimmers innig zuwider war. Ich ging noch ein paarmal auf und ab, verlohr mich wieder in Träumereyen, und ging dann fort, um in meinen Wagen zu steigen. Zu meinem Erstaunen finde ich die oft gesuchte Maske vor der Thür, sie vermißt ihren Wagen ich biete ihr den meinigen an, und, o welche Freude! sie schlägt das Anerbieten nicht aus. --
Nun waren wir allein im Wagen, und ich wandte alle meine Beredsamkeit an, um sie zu bewegen, die entstellende Maske abzunehmen. Sie thut es endlich mit einer kaltblütigen Be- wegung, -- und o, -- die Haare richten sich mir noch empor, -- -- Rosaline sitzt ne- ben mir!
eins der Zimmer ging, um ſich mit Eis zu er- quicken.
Hier ſah ich den ſchoͤnen Wuchs genauer und die zarten Arme, ich bat und flehte, aber ſie wollte um keinen Preis die Maske vom Ge- ſichte nehmen. —
Ich verlohr ſie im Saale wieder aus den Augen, deſſen Getoͤn und Gebrauſe mir jetzt nach der augenblicklichen Ruhe, nach der ſtil- lern Erleuchtung des Zimmers innig zuwider war. Ich ging noch ein paarmal auf und ab, verlohr mich wieder in Traͤumereyen, und ging dann fort, um in meinen Wagen zu ſteigen. Zu meinem Erſtaunen finde ich die oft geſuchte Maske vor der Thuͤr, ſie vermißt ihren Wagen ich biete ihr den meinigen an, und, o welche Freude! ſie ſchlaͤgt das Anerbieten nicht aus. —
Nun waren wir allein im Wagen, und ich wandte alle meine Beredſamkeit an, um ſie zu bewegen, die entſtellende Maske abzunehmen. Sie thut es endlich mit einer kaltbluͤtigen Be- wegung, — und o, — die Haare richten ſich mir noch empor, — — Roſaline ſitzt ne- ben mir!
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eins der Zimmer ging, um ſich mit Eis zu er-
quicken.
Hier ſah ich den ſchoͤnen Wuchs genauer
und die zarten Arme, ich bat und flehte, aber
ſie wollte um keinen Preis die Maske vom Ge-
ſichte nehmen. —
Ich verlohr ſie im Saale wieder aus den
Augen, deſſen Getoͤn und Gebrauſe mir jetzt
nach der augenblicklichen Ruhe, nach der ſtil-
lern Erleuchtung des Zimmers innig zuwider
war. Ich ging noch ein paarmal auf und ab,
verlohr mich wieder in Traͤumereyen, und ging
dann fort, um in meinen Wagen zu ſteigen.
Zu meinem Erſtaunen finde ich die oft geſuchte
Maske vor der Thuͤr, ſie vermißt ihren Wagen
ich biete ihr den meinigen an, und, o welche
Freude! ſie ſchlaͤgt das Anerbieten nicht
aus. —
Nun waren wir allein im Wagen, und ich
wandte alle meine Beredſamkeit an, um ſie zu
bewegen, die entſtellende Maske abzunehmen.
Sie thut es endlich mit einer kaltbluͤtigen Be-
wegung, — und o, — die Haare richten ſich
mir noch empor, — — Roſaline ſitzt ne-
ben mir!
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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