beklagt sich über mich, daß ich ihn hintergan- gen habe, ob ich gleich mit ihm einerley Plan verfolgt hätte. Aber die besten und amüsante- sten Koups müßten offenbar ganz unterbleiben, wenn es nicht erlaubt seyn sollte, daß ein Schelm den andern hinterginge. Er macht mir Vorwürfe, daß ich nun der Einzige bin, der bey dem ganzen Handel etwas gewonnen hat; aber das war ja eben der Bewegungsgrund, warum ich mich einmengte, weil ich die Ge- wißheit hatte, daß ich auf jeden Fall gewinnen müsse. -- Wenn ich hintergangen wäre, ich würde mich nie beklagen, sondern mich nur zu rächen suchen.
Waterlo ist abgereist, und wie ich eben hö- re, gestorben. Er ist vielleicht närrisch genug gewesen, sich selbst umzubringen.
In meinem vier und zwan- zigsten Jahre.
Ich hoffe, es soll mir ge[l]ingen, die Toch- ter der reichen Lady Sackville zur Frau zu be- kommen. Die Mutter spielt die Aufgeklärte und die Tochter ist ziemlich empfindsam und
beklagt ſich uͤber mich, daß ich ihn hintergan- gen habe, ob ich gleich mit ihm einerley Plan verfolgt haͤtte. Aber die beſten und amuͤſante- ſten Koups muͤßten offenbar ganz unterbleiben, wenn es nicht erlaubt ſeyn ſollte, daß ein Schelm den andern hinterginge. Er macht mir Vorwuͤrfe, daß ich nun der Einzige bin, der bey dem ganzen Handel etwas gewonnen hat; aber das war ja eben der Bewegungsgrund, warum ich mich einmengte, weil ich die Ge- wißheit hatte, daß ich auf jeden Fall gewinnen muͤſſe. — Wenn ich hintergangen waͤre, ich wuͤrde mich nie beklagen, ſondern mich nur zu raͤchen ſuchen.
Waterlo iſt abgereiſt, und wie ich eben hoͤ- re, geſtorben. Er iſt vielleicht naͤrriſch genug geweſen, ſich ſelbſt umzubringen.
In meinem vier und zwan- zigſten Jahre.
Ich hoffe, es ſoll mir ge[l]ingen, die Toch- ter der reichen Lady Sackville zur Frau zu be- kommen. Die Mutter ſpielt die Aufgeklaͤrte und die Tochter iſt ziemlich empfindſam und
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beklagt ſich uͤber mich, daß ich ihn hintergan-
gen habe, ob ich gleich mit ihm einerley Plan
verfolgt haͤtte. Aber die beſten und amuͤſante-
ſten Koups muͤßten offenbar ganz unterbleiben,
wenn es nicht erlaubt ſeyn ſollte, daß ein
Schelm den andern hinterginge. Er macht mir
Vorwuͤrfe, daß ich nun der Einzige bin, der
bey dem ganzen Handel etwas gewonnen hat;
aber das war ja eben der Bewegungsgrund,
warum ich mich einmengte, weil ich die Ge-
wißheit hatte, daß ich auf jeden Fall gewinnen
muͤſſe. — Wenn ich hintergangen waͤre, ich
wuͤrde mich nie beklagen, ſondern mich nur zu
raͤchen ſuchen.
Waterlo iſt abgereiſt, und wie ich eben hoͤ-
re, geſtorben. Er iſt vielleicht naͤrriſch genug
geweſen, ſich ſelbſt umzubringen.
In meinem vier und zwan-
zigſten Jahre.
Ich hoffe, es ſoll mir gelingen, die Toch-
ter der reichen Lady Sackville zur Frau zu be-
kommen. Die Mutter ſpielt die Aufgeklaͤrte
und die Tochter iſt ziemlich empfindſam und
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/424>, abgerufen am 24.11.2024.
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