bald. Und in demselben Augenblicke wurde sein Gesicht ganz jämmerlich, noch eingefallener und beynahe wie ein Todtenkopf. Ich fing an zu weinen, als ich das sah, und streckte die Arme nach ihm aus, aber er schüttelte stillschweigend mit dem Kopfe, und es war nun, als würd' er ordentlich recht mit Gewalt heruntergezogen. Da konnt' ichs nicht lassen, sondern ich wollte nachsehn, was aus ihm geworden wäre, ich fing an zu laufen, um die Berge hinaufzuklet- tern, aber sieh, da liefen sie vor mir weg, und ich wurde ungeduldig und rannte immer schneller, und die Berge fuhren weg vor mir, geschwinder wie das beste Pferd im Wettren- nen. Jetzt standen sie ganz weit weg, so daß sie nur noch so groß aussahen, wie Kinder- köpfe, das war mir bedenklich; ich kehrte mich um, und hinter mir waren die übrigen Berge eben so weit weggelaufen. Es war alles um mich her so weit, eben und schwarz, wie die See. -- Da kam mir ein großer Schwindel in den Kopf, und ein schreckliches Grausen auf den ganzen Körper, denn ich merkte nun, daß ich den Herrn Lovell als einen Geist gesehen hatte. Es war mir immer, als wollte ein
schwar-
bald. Und in demſelben Augenblicke wurde ſein Geſicht ganz jaͤmmerlich, noch eingefallener und beynahe wie ein Todtenkopf. Ich fing an zu weinen, als ich das ſah, und ſtreckte die Arme nach ihm aus, aber er ſchuͤttelte ſtillſchweigend mit dem Kopfe, und es war nun, als wuͤrd’ er ordentlich recht mit Gewalt heruntergezogen. Da konnt’ ichs nicht laſſen, ſondern ich wollte nachſehn, was aus ihm geworden waͤre, ich fing an zu laufen, um die Berge hinaufzuklet- tern, aber ſieh, da liefen ſie vor mir weg, und ich wurde ungeduldig und rannte immer ſchneller, und die Berge fuhren weg vor mir, geſchwinder wie das beſte Pferd im Wettren- nen. Jetzt ſtanden ſie ganz weit weg, ſo daß ſie nur noch ſo groß ausſahen, wie Kinder- koͤpfe, das war mir bedenklich; ich kehrte mich um, und hinter mir waren die uͤbrigen Berge eben ſo weit weggelaufen. Es war alles um mich her ſo weit, eben und ſchwarz, wie die See. — Da kam mir ein großer Schwindel in den Kopf, und ein ſchreckliches Grauſen auf den ganzen Koͤrper, denn ich merkte nun, daß ich den Herrn Lovell als einen Geiſt geſehen hatte. Es war mir immer, als wollte ein
ſchwar-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0438"n="432"/>
bald. Und in demſelben Augenblicke wurde ſein<lb/>
Geſicht ganz jaͤmmerlich, noch eingefallener und<lb/>
beynahe wie ein Todtenkopf. Ich fing an zu<lb/>
weinen, als ich das ſah, und ſtreckte die Arme<lb/>
nach ihm aus, aber er ſchuͤttelte ſtillſchweigend<lb/>
mit dem Kopfe, und es war nun, als wuͤrd’ er<lb/>
ordentlich recht mit Gewalt heruntergezogen.<lb/>
Da konnt’ ichs nicht laſſen, ſondern ich wollte<lb/>
nachſehn, was aus ihm geworden waͤre, ich<lb/>
fing an zu laufen, um die Berge hinaufzuklet-<lb/>
tern, aber ſieh, da liefen ſie vor mir weg,<lb/>
und ich wurde ungeduldig und rannte immer<lb/>ſchneller, und die Berge fuhren weg vor mir,<lb/>
geſchwinder wie das beſte Pferd im Wettren-<lb/>
nen. Jetzt ſtanden ſie ganz weit weg, ſo daß<lb/>ſie nur noch ſo groß ausſahen, wie Kinder-<lb/>
koͤpfe, das war mir bedenklich; ich kehrte mich<lb/>
um, und hinter mir waren die uͤbrigen Berge<lb/>
eben ſo weit weggelaufen. Es war alles um<lb/>
mich her ſo weit, eben und ſchwarz, wie die<lb/>
See. — Da kam mir ein großer Schwindel<lb/>
in den Kopf, und ein ſchreckliches Grauſen auf<lb/>
den ganzen Koͤrper, denn ich merkte nun, daß<lb/>
ich den Herrn Lovell als einen Geiſt geſehen<lb/>
hatte. Es war mir immer, als wollte ein<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchwar-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[432/0438]
bald. Und in demſelben Augenblicke wurde ſein
Geſicht ganz jaͤmmerlich, noch eingefallener und
beynahe wie ein Todtenkopf. Ich fing an zu
weinen, als ich das ſah, und ſtreckte die Arme
nach ihm aus, aber er ſchuͤttelte ſtillſchweigend
mit dem Kopfe, und es war nun, als wuͤrd’ er
ordentlich recht mit Gewalt heruntergezogen.
Da konnt’ ichs nicht laſſen, ſondern ich wollte
nachſehn, was aus ihm geworden waͤre, ich
fing an zu laufen, um die Berge hinaufzuklet-
tern, aber ſieh, da liefen ſie vor mir weg,
und ich wurde ungeduldig und rannte immer
ſchneller, und die Berge fuhren weg vor mir,
geſchwinder wie das beſte Pferd im Wettren-
nen. Jetzt ſtanden ſie ganz weit weg, ſo daß
ſie nur noch ſo groß ausſahen, wie Kinder-
koͤpfe, das war mir bedenklich; ich kehrte mich
um, und hinter mir waren die uͤbrigen Berge
eben ſo weit weggelaufen. Es war alles um
mich her ſo weit, eben und ſchwarz, wie die
See. — Da kam mir ein großer Schwindel
in den Kopf, und ein ſchreckliches Grauſen auf
den ganzen Koͤrper, denn ich merkte nun, daß
ich den Herrn Lovell als einen Geiſt geſehen
hatte. Es war mir immer, als wollte ein
ſchwar-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/438>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.