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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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39.
Ralph Blackstone an Mortimer.

Wie befinden Sie sich, lieber Freund, wenn
ich Sie so nennen darf? -- Doch, warum sollte
ich es nicht dürfen? Sie sind ja mein bester
und mein aufrichtiger Freund; ohne Ihre Hülfe
wäre ich ja damals schon mit meiner Tochter
Todes verblichen. Ach, ich glaubte damals
nicht, unter den Menschen noch Hülfe und Er-
barmen anzutreffen, und da kamen Sie gerade
und fanden mich durch einen glücklichen Zu-
fall. Was wäre aus mir geworden, wenn Sie
mich nicht angetroffen hätten? Ich kann es
immer noch nicht vergessen. Manche Menschen
wissen gar nicht, was Elend heißt, und sie
können sich die große menschliche Noth, aber
auch die menschliche Dankbarkeit nicht vorstel-
len, und es ist ihnen nicht zu verargen, wenn
sie glauben, es gäbe gar keine dankbare Men-
schen. Es giebt auch viele undankbare Leute in

39.
Ralph Blackſtone an Mortimer.

Wie befinden Sie ſich, lieber Freund, wenn
ich Sie ſo nennen darf? — Doch, warum ſollte
ich es nicht duͤrfen? Sie ſind ja mein beſter
und mein aufrichtiger Freund; ohne Ihre Huͤlfe
waͤre ich ja damals ſchon mit meiner Tochter
Todes verblichen. Ach, ich glaubte damals
nicht, unter den Menſchen noch Huͤlfe und Er-
barmen anzutreffen, und da kamen Sie gerade
und fanden mich durch einen gluͤcklichen Zu-
fall. Was waͤre aus mir geworden, wenn Sie
mich nicht angetroffen haͤtten? Ich kann es
immer noch nicht vergeſſen. Manche Menſchen
wiſſen gar nicht, was Elend heißt, und ſie
koͤnnen ſich die große menſchliche Noth, aber
auch die menſchliche Dankbarkeit nicht vorſtel-
len, und es iſt ihnen nicht zu verargen, wenn
ſie glauben, es gaͤbe gar keine dankbare Men-
ſchen. Es giebt auch viele undankbare Leute in

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[268/0275] 39. Ralph Blackſtone an Mortimer. Bonſtreet. Wie befinden Sie ſich, lieber Freund, wenn ich Sie ſo nennen darf? — Doch, warum ſollte ich es nicht duͤrfen? Sie ſind ja mein beſter und mein aufrichtiger Freund; ohne Ihre Huͤlfe waͤre ich ja damals ſchon mit meiner Tochter Todes verblichen. Ach, ich glaubte damals nicht, unter den Menſchen noch Huͤlfe und Er- barmen anzutreffen, und da kamen Sie gerade und fanden mich durch einen gluͤcklichen Zu- fall. Was waͤre aus mir geworden, wenn Sie mich nicht angetroffen haͤtten? Ich kann es immer noch nicht vergeſſen. Manche Menſchen wiſſen gar nicht, was Elend heißt, und ſie koͤnnen ſich die große menſchliche Noth, aber auch die menſchliche Dankbarkeit nicht vorſtel- len, und es iſt ihnen nicht zu verargen, wenn ſie glauben, es gaͤbe gar keine dankbare Men- ſchen. Es giebt auch viele undankbare Leute in

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/275>, abgerufen am 22.11.2024.