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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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Wand, er grinzte mich mit einem höhnischen
Lächeln an und drückte seine Faust gegen meine
Brust; es war mir unmöglich mich von ihm
loszumachen. Noch nie hab' ich ein so inniges
Entsetzen gefühlt, als in diesem Augenblicke:
ich wußte nicht mehr, welche verzerrte Gestalt
vor mir stand, ich war in Versuchung, laut
aufzuschreyen und zu singen, und aus einem
fast unwiderstehlichen Triebe Balders gräßliche
Possen nachzuahmen. Schon fühlt' ich wie mir
Sinne und Bewußtseyn vergingen, ich mußte
mich ganz sammeln, um im Stande zu seyn,
nach Hülfe zu rufen.

Mehrere Menschen mit großen Ruthen und
Knütteln traten herein. Balder ließ von mir
ab. Man schleppte ihn nach dem Winkel des
Zimmers und schloß ihn an den Block. Er
ließ alles ruhig geschehn und lächelte nur dazu;
als er sich aber festgeschlossen fühlte, brach seine
Wuth von neuem aus, er schleuderte sich wie
ein wildes Thier in den Ketten hin und wieder,
alle seine Sehnen und Muskeln waren ange-
spannt, sein Gesicht glühte, seine Augen waren
keine menschlichen. Er stemmte sich mit den Ket-
ten, um sich vom Blocke loszureißen, so daß

Wand, er grinzte mich mit einem hoͤhniſchen
Laͤcheln an und druͤckte ſeine Fauſt gegen meine
Bruſt; es war mir unmoͤglich mich von ihm
loszumachen. Noch nie hab' ich ein ſo inniges
Entſetzen gefuͤhlt, als in dieſem Augenblicke:
ich wußte nicht mehr, welche verzerrte Geſtalt
vor mir ſtand, ich war in Verſuchung, laut
aufzuſchreyen und zu ſingen, und aus einem
faſt unwiderſtehlichen Triebe Balders graͤßliche
Poſſen nachzuahmen. Schon fuͤhlt' ich wie mir
Sinne und Bewußtſeyn vergingen, ich mußte
mich ganz ſammeln, um im Stande zu ſeyn,
nach Huͤlfe zu rufen.

Mehrere Menſchen mit großen Ruthen und
Knuͤtteln traten herein. Balder ließ von mir
ab. Man ſchleppte ihn nach dem Winkel des
Zimmers und ſchloß ihn an den Block. Er
ließ alles ruhig geſchehn und laͤchelte nur dazu;
als er ſich aber feſtgeſchloſſen fuͤhlte, brach ſeine
Wuth von neuem aus, er ſchleuderte ſich wie
ein wildes Thier in den Ketten hin und wieder,
alle ſeine Sehnen und Muskeln waren ange-
ſpannt, ſein Geſicht gluͤhte, ſeine Augen waren
keine menſchlichen. Er ſtemmte ſich mit den Ket-
ten, um ſich vom Blocke loszureißen, ſo daß

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[354/0361] Wand, er grinzte mich mit einem hoͤhniſchen Laͤcheln an und druͤckte ſeine Fauſt gegen meine Bruſt; es war mir unmoͤglich mich von ihm loszumachen. Noch nie hab' ich ein ſo inniges Entſetzen gefuͤhlt, als in dieſem Augenblicke: ich wußte nicht mehr, welche verzerrte Geſtalt vor mir ſtand, ich war in Verſuchung, laut aufzuſchreyen und zu ſingen, und aus einem faſt unwiderſtehlichen Triebe Balders graͤßliche Poſſen nachzuahmen. Schon fuͤhlt' ich wie mir Sinne und Bewußtſeyn vergingen, ich mußte mich ganz ſammeln, um im Stande zu ſeyn, nach Huͤlfe zu rufen. Mehrere Menſchen mit großen Ruthen und Knuͤtteln traten herein. Balder ließ von mir ab. Man ſchleppte ihn nach dem Winkel des Zimmers und ſchloß ihn an den Block. Er ließ alles ruhig geſchehn und laͤchelte nur dazu; als er ſich aber feſtgeſchloſſen fuͤhlte, brach ſeine Wuth von neuem aus, er ſchleuderte ſich wie ein wildes Thier in den Ketten hin und wieder, alle ſeine Sehnen und Muskeln waren ange- ſpannt, ſein Geſicht gluͤhte, ſeine Augen waren keine menſchlichen. Er ſtemmte ſich mit den Ket- ten, um ſich vom Blocke loszureißen, ſo daß

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/361>, abgerufen am 22.11.2024.