mit alles gesagt. Man kann mir von einem Frauenzimmer alles mögliche erzählen, ein guter Freund kann mir ihre Schönheit, ihren Ver- stand, ihren Witz, ja sogar ihren Reichthum loben, ohne daß ich auf den Gedanken fallen werde, der gute Freund möchte sich vielleicht verheirathen: sobald er mir aber von einem Frauenzimmer sagt, es sey interessant, so faß ich ihn genauer in's Auge, ich betrachte alle seine Züge, um zu bemerken, in welcher Rücksicht er sich nachher als Ehemann verän- dern wird.
Hab' ich mir nun nicht schon seit meinem sechszehnten Jahre eine Menge von vortreflichen Bemerkungen über die Frauenzimmer gemacht? Ich versichre Sie, wenn ich in irgend einer Sache scharfsinnig bin, so ist es in den Beob- achtungen, die ich Ihnen über die Weiber mit- theilen könnte. Wenn ich manchmal alles für mich allein überlegte, so war ich hin- länglich überzeugt, nicht nur, daß mich keine mehr hintergehn würde, sondern daß auch nie irgend ein weibliches Geschöpf eine große Ge- walt über mich haben könnte. Die Probe nachher hat aber nie mit dem ausgerechneten
mit alles geſagt. Man kann mir von einem Frauenzimmer alles moͤgliche erzaͤhlen, ein guter Freund kann mir ihre Schoͤnheit, ihren Ver- ſtand, ihren Witz, ja ſogar ihren Reichthum loben, ohne daß ich auf den Gedanken fallen werde, der gute Freund moͤchte ſich vielleicht verheirathen: ſobald er mir aber von einem Frauenzimmer ſagt, es ſey intereſſant, ſo faß ich ihn genauer in's Auge, ich betrachte alle ſeine Zuͤge, um zu bemerken, in welcher Ruͤckſicht er ſich nachher als Ehemann veraͤn- dern wird.
Hab' ich mir nun nicht ſchon ſeit meinem ſechszehnten Jahre eine Menge von vortreflichen Bemerkungen uͤber die Frauenzimmer gemacht? Ich verſichre Sie, wenn ich in irgend einer Sache ſcharfſinnig bin, ſo iſt es in den Beob- achtungen, die ich Ihnen uͤber die Weiber mit- theilen koͤnnte. Wenn ich manchmal alles fuͤr mich allein uͤberlegte, ſo war ich hin- laͤnglich uͤberzeugt, nicht nur, daß mich keine mehr hintergehn wuͤrde, ſondern daß auch nie irgend ein weibliches Geſchoͤpf eine große Ge- walt uͤber mich haben koͤnnte. Die Probe nachher hat aber nie mit dem ausgerechneten
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mit alles geſagt. Man kann mir von einem
Frauenzimmer alles moͤgliche erzaͤhlen, ein guter
Freund kann mir ihre Schoͤnheit, ihren Ver-
ſtand, ihren Witz, ja ſogar ihren Reichthum
loben, ohne daß ich auf den Gedanken fallen
werde, der gute Freund moͤchte ſich vielleicht
verheirathen: ſobald er mir aber von einem
Frauenzimmer ſagt, es ſey intereſſant, ſo
faß ich ihn genauer in's Auge, ich betrachte
alle ſeine Zuͤge, um zu bemerken, in welcher
Ruͤckſicht er ſich nachher als Ehemann veraͤn-
dern wird.
Hab' ich mir nun nicht ſchon ſeit meinem
ſechszehnten Jahre eine Menge von vortreflichen
Bemerkungen uͤber die Frauenzimmer gemacht?
Ich verſichre Sie, wenn ich in irgend einer
Sache ſcharfſinnig bin, ſo iſt es in den Beob-
achtungen, die ich Ihnen uͤber die Weiber mit-
theilen koͤnnte. Wenn ich manchmal alles
fuͤr mich allein uͤberlegte, ſo war ich hin-
laͤnglich uͤberzeugt, nicht nur, daß mich keine
mehr hintergehn wuͤrde, ſondern daß auch nie
irgend ein weibliches Geſchoͤpf eine große Ge-
walt uͤber mich haben koͤnnte. Die Probe
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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