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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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Exempel zusammenstimmen wollen. Ich habe
schon tausend Ausnahmen von meinen Regeln
gemacht, ja mehr Ausnahmen als Regeln ge-
funden und nachher wieder eingesehn, daß meine
Regel doch dauerhafter sey, als ich vermuthet
hatte. Lieber Adriano, ich habe wunderbare
Erfahrungen über meine Erfahrungen gemacht,
ich habe endlich nach einem mühseeligen Stu-
dium eingesehn, daß ich ein Narr bin. Das
Wort ist leicht ausgesprochen, aber Sie werden
es nicht glauben wollen, wenn ich Ihnen sage,
daß ich zwanzig Jahre daran studiert habe, um
die ganze tiefe Bedeutung dieses kleinen einsyl-
bigen Wortes einzusehn. Wenn wir die Men-
schen zu kennen glauben, kennen wir sie viel-
leicht am wenigsten, eben weil wir es glauben,
weil wir in einer Wissenschaft (in der Men-
schenkenntniß nehmlich) einen Standpunkt ge-
funden zu haben glauben, in der es durchaus
keinen giebt: wenn ein Nebel auf der Land-
schaft liegt, so scheint uns die Aussicht oft
am weitesten. -- Was ich sagen wollte: füh-
len Sie bey dem Namen Caroline nicht eine
ganz besondere Wallung in Ihrem Blute? Ich
sehe im Geiste schon alles voraus, wie es mit

Exempel zuſammenſtimmen wollen. Ich habe
ſchon tauſend Ausnahmen von meinen Regeln
gemacht, ja mehr Ausnahmen als Regeln ge-
funden und nachher wieder eingeſehn, daß meine
Regel doch dauerhafter ſey, als ich vermuthet
hatte. Lieber Adriano, ich habe wunderbare
Erfahrungen uͤber meine Erfahrungen gemacht,
ich habe endlich nach einem muͤhſeeligen Stu-
dium eingeſehn, daß ich ein Narr bin. Das
Wort iſt leicht ausgeſprochen, aber Sie werden
es nicht glauben wollen, wenn ich Ihnen ſage,
daß ich zwanzig Jahre daran ſtudiert habe, um
die ganze tiefe Bedeutung dieſes kleinen einſyl-
bigen Wortes einzuſehn. Wenn wir die Men-
ſchen zu kennen glauben, kennen wir ſie viel-
leicht am wenigſten, eben weil wir es glauben,
weil wir in einer Wiſſenſchaft (in der Men-
ſchenkenntniß nehmlich) einen Standpunkt ge-
funden zu haben glauben, in der es durchaus
keinen giebt: wenn ein Nebel auf der Land-
ſchaft liegt, ſo ſcheint uns die Ausſicht oft
am weiteſten. — Was ich ſagen wollte: fuͤh-
len Sie bey dem Namen Caroline nicht eine
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[361/0368] Exempel zuſammenſtimmen wollen. Ich habe ſchon tauſend Ausnahmen von meinen Regeln gemacht, ja mehr Ausnahmen als Regeln ge- funden und nachher wieder eingeſehn, daß meine Regel doch dauerhafter ſey, als ich vermuthet hatte. Lieber Adriano, ich habe wunderbare Erfahrungen uͤber meine Erfahrungen gemacht, ich habe endlich nach einem muͤhſeeligen Stu- dium eingeſehn, daß ich ein Narr bin. Das Wort iſt leicht ausgeſprochen, aber Sie werden es nicht glauben wollen, wenn ich Ihnen ſage, daß ich zwanzig Jahre daran ſtudiert habe, um die ganze tiefe Bedeutung dieſes kleinen einſyl- bigen Wortes einzuſehn. Wenn wir die Men- ſchen zu kennen glauben, kennen wir ſie viel- leicht am wenigſten, eben weil wir es glauben, weil wir in einer Wiſſenſchaft (in der Men- ſchenkenntniß nehmlich) einen Standpunkt ge- funden zu haben glauben, in der es durchaus keinen giebt: wenn ein Nebel auf der Land- ſchaft liegt, ſo ſcheint uns die Ausſicht oft am weiteſten. — Was ich ſagen wollte: fuͤh- len Sie bey dem Namen Caroline nicht eine ganz beſondere Wallung in Ihrem Blute? Ich ſehe im Geiſte ſchon alles voraus, wie es mit

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/368>, abgerufen am 22.11.2024.