milie und das verwandte Fleisch richte dein Re- zensenten-Wüthen. Und du, Clara, warum nicht deinen Zorn gegen unsern Anton wenden, der mit seinem Mährchen zuerst diesen Ton angegeben hat? Aber ich sehe wohl, wir Autoren stehen so wenig hier, wie irgend wo, vor einem unpartheiischen Richterstuhl, die Leidenschaften, Vorliebe und Haß regen sich bei jeder Rezensir-Anstalt. O wohin entfliehen aus dieser verderbten Welt? Ich werde von nun an gar kein Publikum mehr anerkennen!
Wir sollen also, sagte Rosalie sanft und er- röthend, auch nicht einmal die kleine Genugthu- ung haben, zu schelten, wenn man uns durch die Mittel der Dichtkunst fast aus unsern Sin- nen geängstigt hat?
Laßt es euch doch für diesmal so gefallen, sagte Manfred, wir wollen euch ein andermal einschläfern und Langeweile genug machen. Habt ihr aber was zu klagen, so klagt über Anton, den ihr selbst zum Könige dieses Tages erwählt habt, und der uns befohlen hat, dergleichen Zeug an den Tag zu fördern.
Es wäre unbillig, sagte Emilie, ihn zu schel- ten, der uns so anmuthig unterhalten hat, und der nur mit leisem Schreck, wie aus der Ferne, die Schilderung der stillen Einsamkeit wunder- barer und anziehender machte.
Wie ihr nun seid, fuhr Manfred fort, das eine ist vielleicht gut, und das andre darum noch nicht schlimm. Die Phantasie, die Dichtung
Erſte Abtheilung.
milie und das verwandte Fleiſch richte dein Re- zenſenten-Wuͤthen. Und du, Clara, warum nicht deinen Zorn gegen unſern Anton wenden, der mit ſeinem Maͤhrchen zuerſt dieſen Ton angegeben hat? Aber ich ſehe wohl, wir Autoren ſtehen ſo wenig hier, wie irgend wo, vor einem unpartheiiſchen Richterſtuhl, die Leidenſchaften, Vorliebe und Haß regen ſich bei jeder Rezenſir-Anſtalt. O wohin entfliehen aus dieſer verderbten Welt? Ich werde von nun an gar kein Publikum mehr anerkennen!
Wir ſollen alſo, ſagte Roſalie ſanft und er- roͤthend, auch nicht einmal die kleine Genugthu- ung haben, zu ſchelten, wenn man uns durch die Mittel der Dichtkunſt faſt aus unſern Sin- nen geaͤngſtigt hat?
Laßt es euch doch fuͤr diesmal ſo gefallen, ſagte Manfred, wir wollen euch ein andermal einſchlaͤfern und Langeweile genug machen. Habt ihr aber was zu klagen, ſo klagt uͤber Anton, den ihr ſelbſt zum Koͤnige dieſes Tages erwaͤhlt habt, und der uns befohlen hat, dergleichen Zeug an den Tag zu foͤrdern.
Es waͤre unbillig, ſagte Emilie, ihn zu ſchel- ten, der uns ſo anmuthig unterhalten hat, und der nur mit leiſem Schreck, wie aus der Ferne, die Schilderung der ſtillen Einſamkeit wunder- barer und anziehender machte.
Wie ihr nun ſeid, fuhr Manfred fort, das eine iſt vielleicht gut, und das andre darum noch nicht ſchlimm. Die Phantaſie, die Dichtung
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Erſte Abtheilung.
milie und das verwandte Fleiſch richte dein Re-
zenſenten-Wuͤthen. Und du, Clara, warum nicht
deinen Zorn gegen unſern Anton wenden, der mit
ſeinem Maͤhrchen zuerſt dieſen Ton angegeben hat?
Aber ich ſehe wohl, wir Autoren ſtehen ſo wenig
hier, wie irgend wo, vor einem unpartheiiſchen
Richterſtuhl, die Leidenſchaften, Vorliebe und Haß
regen ſich bei jeder Rezenſir-Anſtalt. O wohin
entfliehen aus dieſer verderbten Welt? Ich werde
von nun an gar kein Publikum mehr anerkennen!
Wir ſollen alſo, ſagte Roſalie ſanft und er-
roͤthend, auch nicht einmal die kleine Genugthu-
ung haben, zu ſchelten, wenn man uns durch
die Mittel der Dichtkunſt faſt aus unſern Sin-
nen geaͤngſtigt hat?
Laßt es euch doch fuͤr diesmal ſo gefallen,
ſagte Manfred, wir wollen euch ein andermal
einſchlaͤfern und Langeweile genug machen. Habt
ihr aber was zu klagen, ſo klagt uͤber Anton,
den ihr ſelbſt zum Koͤnige dieſes Tages erwaͤhlt
habt, und der uns befohlen hat, dergleichen Zeug
an den Tag zu foͤrdern.
Es waͤre unbillig, ſagte Emilie, ihn zu ſchel-
ten, der uns ſo anmuthig unterhalten hat, und
der nur mit leiſem Schreck, wie aus der Ferne,
die Schilderung der ſtillen Einſamkeit wunder-
barer und anziehender machte.
Wie ihr nun ſeid, fuhr Manfred fort, das
eine iſt vielleicht gut, und das andre darum noch
nicht ſchlimm. Die Phantaſie, die Dichtung
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/327>, abgerufen am 22.11.2024.
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