ihn, und Peter war im Herzen vergnügt, daß er so die Einwilligung seiner Eltern erhalten hatte.
Es ward nun Befehl gegeben, alles zu seinem Zuge zu rüsten, und die Mutter ließ Petern heim- lich zu sich kommen. Sie gab ihm drei kostbare Ringe und sagte: Siehe, mein Sohn, diese drei kostbaren Ringe habe ich von meiner Jugend an sorgfältig bewahrt; nimm sie mit dir und halte sie in Ehren, und so du ein Fräulein findest, daß du liebst und das dir wieder gewogen ist, so darfst du sie ihr schenken. Er küßte dankbar ihre Hand, und es kam der Morgen, an welchem er von dan- nen schied.
3. Wie der Ritter Peter von seinen Eltern zog.
Als Peter sein Pferd besteigen wollte, seegnete ihn sein Vater noch einmal, und sagte zu ihm: mein Sohn, immer möge dich das Glück begleiten, so daß wir dich gesund und wohlbehalten wieder sehen; denke stets meiner Lehren, die ich deiner zarten Ju- gend einprägte: suche die gute und meide die böse Gesellschaft; halte immer die Gesetze des Ritter- standes in Ehren, und vergiß sie in keinem Augen- blicke, denn sie sind das edelste, was die edelsten Männer in ihren besten Stunden erdacht haben;
Erſte Abtheilung.
ihn, und Peter war im Herzen vergnuͤgt, daß er ſo die Einwilligung ſeiner Eltern erhalten hatte.
Es ward nun Befehl gegeben, alles zu ſeinem Zuge zu ruͤſten, und die Mutter ließ Petern heim- lich zu ſich kommen. Sie gab ihm drei koſtbare Ringe und ſagte: Siehe, mein Sohn, dieſe drei koſtbaren Ringe habe ich von meiner Jugend an ſorgfaͤltig bewahrt; nimm ſie mit dir und halte ſie in Ehren, und ſo du ein Fraͤulein findeſt, daß du liebſt und das dir wieder gewogen iſt, ſo darfſt du ſie ihr ſchenken. Er kuͤßte dankbar ihre Hand, und es kam der Morgen, an welchem er von dan- nen ſchied.
3. Wie der Ritter Peter von ſeinen Eltern zog.
Als Peter ſein Pferd beſteigen wollte, ſeegnete ihn ſein Vater noch einmal, und ſagte zu ihm: mein Sohn, immer moͤge dich das Gluͤck begleiten, ſo daß wir dich geſund und wohlbehalten wieder ſehen; denke ſtets meiner Lehren, die ich deiner zarten Ju- gend einpraͤgte: ſuche die gute und meide die boͤſe Geſellſchaft; halte immer die Geſetze des Ritter- ſtandes in Ehren, und vergiß ſie in keinem Augen- blicke, denn ſie ſind das edelſte, was die edelſten Maͤnner in ihren beſten Stunden erdacht haben;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0343"n="332"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Erſte Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
ihn, und Peter war im Herzen vergnuͤgt, daß er<lb/>ſo die <choice><sic>Einwillignng</sic><corr>Einwilligung</corr></choice>ſeiner Eltern erhalten hatte.</p><lb/><p>Es ward nun Befehl gegeben, alles zu ſeinem<lb/>
Zuge zu ruͤſten, und die Mutter ließ Petern heim-<lb/>
lich zu ſich kommen. Sie gab ihm drei koſtbare<lb/>
Ringe und ſagte: Siehe, mein Sohn, dieſe drei<lb/>
koſtbaren Ringe habe ich von meiner Jugend an<lb/>ſorgfaͤltig bewahrt; nimm ſie mit dir und halte ſie<lb/>
in Ehren, und ſo du ein Fraͤulein findeſt, daß du<lb/>
liebſt und das dir wieder gewogen iſt, ſo darfſt<lb/>
du ſie ihr ſchenken. Er kuͤßte dankbar ihre Hand,<lb/>
und es kam der Morgen, an welchem er von dan-<lb/>
nen ſchied.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head>3.<lb/><hirendition="#g">Wie der Ritter Peter von ſeinen<lb/>
Eltern zog</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>ls Peter ſein Pferd beſteigen wollte, ſeegnete ihn<lb/>ſein Vater noch einmal, und ſagte zu ihm: mein<lb/>
Sohn, immer moͤge dich das Gluͤck begleiten, ſo<lb/>
daß wir dich geſund und wohlbehalten wieder ſehen;<lb/>
denke ſtets meiner Lehren, die ich deiner zarten Ju-<lb/>
gend einpraͤgte: ſuche die gute und meide die boͤſe<lb/>
Geſellſchaft; halte immer die Geſetze des Ritter-<lb/>ſtandes in Ehren, und vergiß ſie in keinem Augen-<lb/>
blicke, denn ſie ſind das edelſte, was die edelſten<lb/>
Maͤnner in ihren beſten Stunden erdacht haben;<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[332/0343]
Erſte Abtheilung.
ihn, und Peter war im Herzen vergnuͤgt, daß er
ſo die Einwilligung ſeiner Eltern erhalten hatte.
Es ward nun Befehl gegeben, alles zu ſeinem
Zuge zu ruͤſten, und die Mutter ließ Petern heim-
lich zu ſich kommen. Sie gab ihm drei koſtbare
Ringe und ſagte: Siehe, mein Sohn, dieſe drei
koſtbaren Ringe habe ich von meiner Jugend an
ſorgfaͤltig bewahrt; nimm ſie mit dir und halte ſie
in Ehren, und ſo du ein Fraͤulein findeſt, daß du
liebſt und das dir wieder gewogen iſt, ſo darfſt
du ſie ihr ſchenken. Er kuͤßte dankbar ihre Hand,
und es kam der Morgen, an welchem er von dan-
nen ſchied.
3.
Wie der Ritter Peter von ſeinen
Eltern zog.
Als Peter ſein Pferd beſteigen wollte, ſeegnete ihn
ſein Vater noch einmal, und ſagte zu ihm: mein
Sohn, immer moͤge dich das Gluͤck begleiten, ſo
daß wir dich geſund und wohlbehalten wieder ſehen;
denke ſtets meiner Lehren, die ich deiner zarten Ju-
gend einpraͤgte: ſuche die gute und meide die boͤſe
Geſellſchaft; halte immer die Geſetze des Ritter-
ſtandes in Ehren, und vergiß ſie in keinem Augen-
blicke, denn ſie ſind das edelſte, was die edelſten
Maͤnner in ihren beſten Stunden erdacht haben;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/343>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.