Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. König. Empfangen Sie nun die Hand mei- ner Tochter. Prinzessin. Wie glücklich bin ich! Gottlieb. Ich ebenfalls. -- Mein König ich wünschte nun auch meinen Diener zu belohnen. König. Allerdings, ich erhebe ihn hiermit in den Adelstand. (Er hängt dem Kater einen Orden um.) Wie heißt er eigentlich? Gottlieb. Hinze; seiner Geburt nach ist er nur aus einer geringen Familie, aber seine Verdienste erheben ihn. Leander (tritt schnell herein). Leander. Platz! Platz! (er drängt sich durch.) Ich bin mit Extrapost nachgereiset, um meiner anbetungswürdigen Prinzessin und ihrem Herrn Gemahl Glück zu wünschen. (er tritt vor, verbeugt sich gegen das Publikum.) Vollendet ist die That, trotz thätgen Tatzen Der Bosheit, glänzt sie in der Welt Geschichten Jahrhunderten, die nach Verdiensten richten: Wenn dann vergessen sind hochpralnde Fratzen, Die oft im stolzen Dünkel gleichsam platzen, Dann tönt im Lied, in lieblichen Gedichten Von schönen Lippen noch das Lob der schlichten, Schmeich'lhaften, stillen, duldungsreichen Katzen. Der große Hinz hat sein Geschlecht geadelt, Er achtet nicht an Bein und Kopf der Wunden, Nicht Popanz, Ungethüm, die ihn angrinzen. Zweite Abtheilung. Koͤnig. Empfangen Sie nun die Hand mei- ner Tochter. Prinzeſſin. Wie gluͤcklich bin ich! Gottlieb. Ich ebenfalls. — Mein Koͤnig ich wuͤnſchte nun auch meinen Diener zu belohnen. Koͤnig. Allerdings, ich erhebe ihn hiermit in den Adelſtand. (Er haͤngt dem Kater einen Orden um.) Wie heißt er eigentlich? Gottlieb. Hinze; ſeiner Geburt nach iſt er nur aus einer geringen Familie, aber ſeine Verdienſte erheben ihn. Leander (tritt ſchnell herein). Leander. Platz! Platz! (er draͤngt ſich durch.) Ich bin mit Extrapoſt nachgereiſet, um meiner anbetungswuͤrdigen Prinzeſſin und ihrem Herrn Gemahl Gluͤck zu wuͤnſchen. (er tritt vor, verbeugt ſich gegen das Publikum.) Vollendet iſt die That, trotz thaͤtgen Tatzen Der Bosheit, glaͤnzt ſie in der Welt Geſchichten Jahrhunderten, die nach Verdienſten richten: Wenn dann vergeſſen ſind hochpralnde Fratzen, Die oft im ſtolzen Duͤnkel gleichſam platzen, Dann toͤnt im Lied, in lieblichen Gedichten Von ſchoͤnen Lippen noch das Lob der ſchlichten, Schmeich'lhaften, ſtillen, duldungsreichen Katzen. Der große Hinz hat ſein Geſchlecht geadelt, Er achtet nicht an Bein und Kopf der Wunden, Nicht Popanz, Ungethuͤm, die ihn angrinzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0253" n="244"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Empfangen Sie nun die Hand mei-<lb/> ner Tochter.</p> </sp><lb/> <sp who="#PRINZI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſin</hi>.</speaker> <p>Wie gluͤcklich bin ich!</p> </sp><lb/> <sp who="#GOT"> <speaker><hi rendition="#g">Gottlieb</hi>.</speaker> <p>Ich ebenfalls. — Mein Koͤnig<lb/> ich wuͤnſchte nun auch meinen Diener zu belohnen.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Allerdings, ich erhebe ihn hiermit in<lb/> den Adelſtand. <stage>(Er haͤngt dem Kater einen Orden um.)</stage><lb/> Wie heißt er eigentlich?</p> </sp><lb/> <sp who="#GOT"> <speaker><hi rendition="#g">Gottlieb</hi>.</speaker> <p>Hinze; ſeiner Geburt nach iſt er<lb/> nur aus einer geringen Familie, aber ſeine Verdienſte<lb/> erheben ihn.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Leander</hi> (tritt ſchnell herein).</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#LEANDER"> <speaker><hi rendition="#g">Leander</hi>.</speaker> <p>Platz! Platz! <stage>(er draͤngt ſich durch.)</stage><lb/> Ich bin mit Extrapoſt nachgereiſet, um meiner<lb/> anbetungswuͤrdigen Prinzeſſin und ihrem Herrn<lb/> Gemahl Gluͤck zu wuͤnſchen.</p> <stage>(er tritt vor, verbeugt ſich<lb/> gegen das Publikum.)</stage><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Vollendet iſt die That, trotz thaͤtgen Tatzen</l><lb/> <l>Der Bosheit, glaͤnzt ſie in der Welt Geſchichten</l><lb/> <l>Jahrhunderten, die nach Verdienſten richten:</l><lb/> <l>Wenn dann vergeſſen ſind hochpralnde Fratzen,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die oft im ſtolzen Duͤnkel gleichſam platzen,</l><lb/> <l>Dann toͤnt im Lied, in lieblichen Gedichten</l><lb/> <l>Von ſchoͤnen Lippen noch das Lob der ſchlichten,</l><lb/> <l>Schmeich'lhaften, ſtillen, duldungsreichen Katzen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der große Hinz hat ſein Geſchlecht geadelt,</l><lb/> <l>Er achtet nicht an Bein und Kopf der Wunden,</l><lb/> <l>Nicht Popanz, Ungethuͤm, die ihn angrinzen.</l> </lg><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [244/0253]
Zweite Abtheilung.
Koͤnig. Empfangen Sie nun die Hand mei-
ner Tochter.
Prinzeſſin. Wie gluͤcklich bin ich!
Gottlieb. Ich ebenfalls. — Mein Koͤnig
ich wuͤnſchte nun auch meinen Diener zu belohnen.
Koͤnig. Allerdings, ich erhebe ihn hiermit in
den Adelſtand. (Er haͤngt dem Kater einen Orden um.)
Wie heißt er eigentlich?
Gottlieb. Hinze; ſeiner Geburt nach iſt er
nur aus einer geringen Familie, aber ſeine Verdienſte
erheben ihn.
Leander (tritt ſchnell herein).
Leander. Platz! Platz! (er draͤngt ſich durch.)
Ich bin mit Extrapoſt nachgereiſet, um meiner
anbetungswuͤrdigen Prinzeſſin und ihrem Herrn
Gemahl Gluͤck zu wuͤnſchen. (er tritt vor, verbeugt ſich
gegen das Publikum.)
Vollendet iſt die That, trotz thaͤtgen Tatzen
Der Bosheit, glaͤnzt ſie in der Welt Geſchichten
Jahrhunderten, die nach Verdienſten richten:
Wenn dann vergeſſen ſind hochpralnde Fratzen,
Die oft im ſtolzen Duͤnkel gleichſam platzen,
Dann toͤnt im Lied, in lieblichen Gedichten
Von ſchoͤnen Lippen noch das Lob der ſchlichten,
Schmeich'lhaften, ſtillen, duldungsreichen Katzen.
Der große Hinz hat ſein Geſchlecht geadelt,
Er achtet nicht an Bein und Kopf der Wunden,
Nicht Popanz, Ungethuͤm, die ihn angrinzen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |