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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Däumchen.
ich meine Schande und Spott an ihm zur Welt
gebracht habe. Muß man doch immer nachsehn,
daß ihn Kälber und Schaafe nicht gar überlaufen
und in den Boden treten. Das war nun das
große Glück!
Wahrmund. Halts Maul, Weib, der Jung
ist gut, hat Grütz im Kopf; was hast über seine
Kleinheit zu räsonniren? Ich will ihn zum Gevat-
ter Bader thun in die Lehre, denn zu meiner Pro-
fession taugt er freilich nicht; Holzhauen ist nicht
seine Sache, er wird zeitlebens keine Art aufhe-
ben können.
Else. Zum Bader? Mann, Mann, wo
denkst du hin? Wenn er jemand barbiren soll,
muß er ja auf eine Leiter steigen, der kleine Spitz-
bube.
Wahrmund. Ich sage noch einmal: halts
Maul! was verstehst du davon? Ein ganz andrer
Kerl ist er, als der dicke Taugenichts, das Wurst-
maul, der rothhaarige Racker, der Peter, dem du
immer alles zusteckst, und der den Kleinen molestirt,
wo er weiß und kann. Der tücksche rothe Hund!
Sieht aus, wie ein Mameluck, der Fratz. Und
welche Gabe er hat einzubeißen!
Else. So recht! über den armen Jungen
gehts immer her, der doch der einzige ist, der uns
schon etwas helfen kann, der auch guten Willen
zeigt. (weint) Das ist nun mein Dank, mein Lohn
für alle das lange zwanzigjährige Elend, das ich
mit dir ausgestanden habe, daß ich Hunger und
Kummer mit dir habe leiden müssen, und oft von
Daͤumchen.
ich meine Schande und Spott an ihm zur Welt
gebracht habe. Muß man doch immer nachſehn,
daß ihn Kaͤlber und Schaafe nicht gar uͤberlaufen
und in den Boden treten. Das war nun das
große Gluͤck!
Wahrmund. Halts Maul, Weib, der Jung
iſt gut, hat Gruͤtz im Kopf; was haſt uͤber ſeine
Kleinheit zu raͤſonniren? Ich will ihn zum Gevat-
ter Bader thun in die Lehre, denn zu meiner Pro-
feſſion taugt er freilich nicht; Holzhauen iſt nicht
ſeine Sache, er wird zeitlebens keine Art aufhe-
ben koͤnnen.
Elſe. Zum Bader? Mann, Mann, wo
denkſt du hin? Wenn er jemand barbiren ſoll,
muß er ja auf eine Leiter ſteigen, der kleine Spitz-
bube.
Wahrmund. Ich ſage noch einmal: halts
Maul! was verſtehſt du davon? Ein ganz andrer
Kerl iſt er, als der dicke Taugenichts, das Wurſt-
maul, der rothhaarige Racker, der Peter, dem du
immer alles zuſteckſt, und der den Kleinen moleſtirt,
wo er weiß und kann. Der tuͤckſche rothe Hund!
Sieht aus, wie ein Mameluck, der Fratz. Und
welche Gabe er hat einzubeißen!
Elſe. So recht! uͤber den armen Jungen
gehts immer her, der doch der einzige iſt, der uns
ſchon etwas helfen kann, der auch guten Willen
zeigt. (weint) Das iſt nun mein Dank, mein Lohn
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[453/0462] Daͤumchen. ich meine Schande und Spott an ihm zur Welt gebracht habe. Muß man doch immer nachſehn, daß ihn Kaͤlber und Schaafe nicht gar uͤberlaufen und in den Boden treten. Das war nun das große Gluͤck! Wahrmund. Halts Maul, Weib, der Jung iſt gut, hat Gruͤtz im Kopf; was haſt uͤber ſeine Kleinheit zu raͤſonniren? Ich will ihn zum Gevat- ter Bader thun in die Lehre, denn zu meiner Pro- feſſion taugt er freilich nicht; Holzhauen iſt nicht ſeine Sache, er wird zeitlebens keine Art aufhe- ben koͤnnen. Elſe. Zum Bader? Mann, Mann, wo denkſt du hin? Wenn er jemand barbiren ſoll, muß er ja auf eine Leiter ſteigen, der kleine Spitz- bube. Wahrmund. Ich ſage noch einmal: halts Maul! was verſtehſt du davon? Ein ganz andrer Kerl iſt er, als der dicke Taugenichts, das Wurſt- maul, der rothhaarige Racker, der Peter, dem du immer alles zuſteckſt, und der den Kleinen moleſtirt, wo er weiß und kann. Der tuͤckſche rothe Hund! Sieht aus, wie ein Mameluck, der Fratz. Und welche Gabe er hat einzubeißen! Elſe. So recht! uͤber den armen Jungen gehts immer her, der doch der einzige iſt, der uns ſchon etwas helfen kann, der auch guten Willen zeigt. (weint) Das iſt nun mein Dank, mein Lohn fuͤr alle das lange zwanzigjaͤhrige Elend, das ich mit dir ausgeſtanden habe, daß ich Hunger und Kummer mit dir habe leiden muͤſſen, und oft von

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/462>, abgerufen am 22.11.2024.