Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Franz. Der gnädige Graf wird sogleich kom- men, er will die Hengste durchaus, und zur Noth noch zehn Goldstücke zulegen. Wirth. Schade, denn die Hengste sind schon verkauft. Franz. Wie? Was? der Graf wird außer sich seyn. An wen denn? Wirth. Ist schwer zu sagen; ein fremder Mensch, ein ruppiger Passagier, der zu Fuß, hung- rig und ziemlich verlumpt aus dem Walde gekom- men ist, hat sie, ohne nur zu dingen, an sich ge- kauft. Reich scheint der Unbekannte, denn er hat viel Gold bei sich. Franz. Ich muß nur schnell meinem Herrn wieder entgegen reiten, und ihm die saubre Bot- schaft bringen. Der wird eine Freude haben. (eilt fort.) Wirth. Ist mir ganz recht, daß der filzige Herr Graf den Verdruß und die Schande erleben muß, daß ihm ein Vagabunde die Hengste vor der Nase wegkauft. Fortunat und Matthias kommen zurück. Fortunat. Ihr seyd ein ehrlicher Mann, die Pferde sind das Geld werth. Matthias. Ich konnte nicht denken, daß Eu'r Durchlaucht ein so großer Kenner wäre; al- les zu wissen und zu verstehn, selbst ohne nur ins Maul zu sehn, das ist was Erstaunliches für einen, der nicht Tag und Nacht mit dem Viehe umgeht. Fortunat. Herr Wirth, könnt Ihr mir nun Fortunat. Franz. Der gnaͤdige Graf wird ſogleich kom- men, er will die Hengſte durchaus, und zur Noth noch zehn Goldſtuͤcke zulegen. Wirth. Schade, denn die Hengſte ſind ſchon verkauft. Franz. Wie? Was? der Graf wird außer ſich ſeyn. An wen denn? Wirth. Iſt ſchwer zu ſagen; ein fremder Menſch, ein ruppiger Paſſagier, der zu Fuß, hung- rig und ziemlich verlumpt aus dem Walde gekom- men iſt, hat ſie, ohne nur zu dingen, an ſich ge- kauft. Reich ſcheint der Unbekannte, denn er hat viel Gold bei ſich. Franz. Ich muß nur ſchnell meinem Herrn wieder entgegen reiten, und ihm die ſaubre Bot- ſchaft bringen. Der wird eine Freude haben. (eilt fort.) Wirth. Iſt mir ganz recht, daß der filzige Herr Graf den Verdruß und die Schande erleben muß, daß ihm ein Vagabunde die Hengſte vor der Naſe wegkauft. Fortunat und Matthias kommen zuruͤck. Fortunat. Ihr ſeyd ein ehrlicher Mann, die Pferde ſind das Geld werth. Matthias. Ich konnte nicht denken, daß Eu'r Durchlaucht ein ſo großer Kenner waͤre; al- les zu wiſſen und zu verſtehn, ſelbſt ohne nur ins Maul zu ſehn, das iſt was Erſtaunliches fuͤr einen, der nicht Tag und Nacht mit dem Viehe umgeht. Fortunat. Herr Wirth, koͤnnt Ihr mir nun <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0131" n="121"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <sp who="#Franz"> <speaker><hi rendition="#g">Franz</hi>.</speaker> <p>Der gnaͤdige Graf wird ſogleich kom-<lb/> men, er will die Hengſte durchaus, und zur Noth<lb/> noch zehn Goldſtuͤcke zulegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Wirth"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Schade, denn die Hengſte ſind ſchon<lb/> verkauft.</p> </sp><lb/> <sp who="#Franz"> <speaker><hi rendition="#g">Franz</hi>.</speaker> <p>Wie? Was? der Graf wird außer<lb/> ſich ſeyn. An wen denn?</p> </sp><lb/> <sp who="#Wirth"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Iſt ſchwer zu ſagen; ein fremder<lb/> Menſch, ein ruppiger Paſſagier, der zu Fuß, hung-<lb/> rig und ziemlich verlumpt aus dem Walde gekom-<lb/> men iſt, hat ſie, ohne nur zu dingen, an ſich ge-<lb/> kauft. Reich ſcheint der Unbekannte, denn er hat<lb/> viel Gold bei ſich.</p> </sp><lb/> <sp who="#Franz"> <speaker><hi rendition="#g">Franz</hi>.</speaker> <p>Ich muß nur ſchnell meinem Herrn<lb/> wieder entgegen reiten, und ihm die ſaubre Bot-<lb/> ſchaft bringen. Der wird eine Freude haben.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(eilt fort.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Wirth"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Iſt mir ganz recht, daß der filzige<lb/> Herr Graf den Verdruß und die Schande erleben<lb/> muß, daß ihm ein Vagabunde die Hengſte vor der<lb/> Naſe wegkauft.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Fortunat</hi> und <hi rendition="#g">Matthias</hi> kommen zuruͤck.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Ihr ſeyd ein ehrlicher Mann, die<lb/> Pferde ſind das Geld werth.</p> </sp><lb/> <sp who="#Matthias"> <speaker><hi rendition="#g">Matthias</hi>.</speaker> <p>Ich konnte nicht denken, daß<lb/> Eu'r Durchlaucht ein ſo großer Kenner waͤre; al-<lb/> les zu wiſſen und zu verſtehn, ſelbſt ohne nur ins<lb/> Maul zu ſehn, das iſt was Erſtaunliches fuͤr einen,<lb/> der nicht Tag und Nacht mit dem Viehe umgeht.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Herr Wirth, koͤnnt Ihr mir nun<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [121/0131]
Fortunat.
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men, er will die Hengſte durchaus, und zur Noth
noch zehn Goldſtuͤcke zulegen.
Wirth. Schade, denn die Hengſte ſind ſchon
verkauft.
Franz. Wie? Was? der Graf wird außer
ſich ſeyn. An wen denn?
Wirth. Iſt ſchwer zu ſagen; ein fremder
Menſch, ein ruppiger Paſſagier, der zu Fuß, hung-
rig und ziemlich verlumpt aus dem Walde gekom-
men iſt, hat ſie, ohne nur zu dingen, an ſich ge-
kauft. Reich ſcheint der Unbekannte, denn er hat
viel Gold bei ſich.
Franz. Ich muß nur ſchnell meinem Herrn
wieder entgegen reiten, und ihm die ſaubre Bot-
ſchaft bringen. Der wird eine Freude haben.
(eilt fort.)
Wirth. Iſt mir ganz recht, daß der filzige
Herr Graf den Verdruß und die Schande erleben
muß, daß ihm ein Vagabunde die Hengſte vor der
Naſe wegkauft.
Fortunat und Matthias kommen zuruͤck.
Fortunat. Ihr ſeyd ein ehrlicher Mann, die
Pferde ſind das Geld werth.
Matthias. Ich konnte nicht denken, daß
Eu'r Durchlaucht ein ſo großer Kenner waͤre; al-
les zu wiſſen und zu verſtehn, ſelbſt ohne nur ins
Maul zu ſehn, das iſt was Erſtaunliches fuͤr einen,
der nicht Tag und Nacht mit dem Viehe umgeht.
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