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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
Vater so krank und schwach ist, und bald das ganze
Lebenslicht ausniesen wird? Das denkt doch auch
an gar nichts, als so weit ihm gerade die Nase
steht, aus der Hand in den Mund, aus dem Becher
in's Bett, aus dem Bett auf die Jagd! Sapper-
lot! es giebt doch auch Tugend und Vernunft, Mo-
ral und Religion in der Welt! Beißt da doch auch
ein Bischen hinein, Wildfang, vielleicht kommt
euch der Appetit dazu im Essen.
Andalosia. Was so ein alter, abgewitter-
ter, verschimmelter Domestik sich herausnimmt,
wenn er so ein dreißig Jahr im Hause geklebt hat!
Bist du, verdorrtes Schafsfell, mein Hofmeister,
mein Onkel, meine Gouvernante, mein Vormund,
daß dir so schäbige Redensarten aus dem Munde
stäuben dürfen?
Daniel. Sacht! sacht! ich dachte, ich wäre
ein würdiger alter Mann.
Andalosia. Ein altes Trommelfell, das
nicht eher moralisch knurren sollte, bis man mit
den Trommelstecken über dich käme.
Daniel. Schon gut, ich habe mich wohl
mehr in der Welt umgesehn, als so ein Wildfang
sich träumen läßt. -- Da bringen sie den alten
Herrn, seht nur, wie cadu[c] er ist, und laßt euch
rühren.

Fortunat am Stabe, von zwei Dienern geführt.
Fortunat.
Setzt mich in diesen Sessel, -- sacht, -- nun geht,
Stellt noch das Kästchen hier erst neben mich, --
Nun alle fort; -- da seyd ihr, liebe Söhne,
Fortunat.
Vater ſo krank und ſchwach iſt, und bald das ganze
Lebenslicht ausnieſen wird? Das denkt doch auch
an gar nichts, als ſo weit ihm gerade die Naſe
ſteht, aus der Hand in den Mund, aus dem Becher
in's Bett, aus dem Bett auf die Jagd! Sapper-
lot! es giebt doch auch Tugend und Vernunft, Mo-
ral und Religion in der Welt! Beißt da doch auch
ein Bischen hinein, Wildfang, vielleicht kommt
euch der Appetit dazu im Eſſen.
Andaloſia. Was ſo ein alter, abgewitter-
ter, verſchimmelter Domeſtik ſich herausnimmt,
wenn er ſo ein dreißig Jahr im Hauſe geklebt hat!
Biſt du, verdorrtes Schafsfell, mein Hofmeiſter,
mein Onkel, meine Gouvernante, mein Vormund,
daß dir ſo ſchaͤbige Redensarten aus dem Munde
ſtaͤuben duͤrfen?
Daniel. Sacht! ſacht! ich dachte, ich waͤre
ein wuͤrdiger alter Mann.
Andaloſia. Ein altes Trommelfell, das
nicht eher moraliſch knurren ſollte, bis man mit
den Trommelſtecken uͤber dich kaͤme.
Daniel. Schon gut, ich habe mich wohl
mehr in der Welt umgeſehn, als ſo ein Wildfang
ſich traͤumen laͤßt. — Da bringen ſie den alten
Herrn, ſeht nur, wie cadu[c] er iſt, und laßt euch
ruͤhren.

Fortunat am Stabe, von zwei Dienern gefuͤhrt.
Fortunat.
Setzt mich in dieſen Seſſel, — ſacht, — nun geht,
Stellt noch das Kaͤſtchen hier erſt neben mich, —
Nun alle fort; — da ſeyd ihr, liebe Soͤhne,
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[271/0281] Fortunat. Vater ſo krank und ſchwach iſt, und bald das ganze Lebenslicht ausnieſen wird? Das denkt doch auch an gar nichts, als ſo weit ihm gerade die Naſe ſteht, aus der Hand in den Mund, aus dem Becher in's Bett, aus dem Bett auf die Jagd! Sapper- lot! es giebt doch auch Tugend und Vernunft, Mo- ral und Religion in der Welt! Beißt da doch auch ein Bischen hinein, Wildfang, vielleicht kommt euch der Appetit dazu im Eſſen. Andaloſia. Was ſo ein alter, abgewitter- ter, verſchimmelter Domeſtik ſich herausnimmt, wenn er ſo ein dreißig Jahr im Hauſe geklebt hat! Biſt du, verdorrtes Schafsfell, mein Hofmeiſter, mein Onkel, meine Gouvernante, mein Vormund, daß dir ſo ſchaͤbige Redensarten aus dem Munde ſtaͤuben duͤrfen? Daniel. Sacht! ſacht! ich dachte, ich waͤre ein wuͤrdiger alter Mann. Andaloſia. Ein altes Trommelfell, das nicht eher moraliſch knurren ſollte, bis man mit den Trommelſtecken uͤber dich kaͤme. Daniel. Schon gut, ich habe mich wohl mehr in der Welt umgeſehn, als ſo ein Wildfang ſich traͤumen laͤßt. — Da bringen ſie den alten Herrn, ſeht nur, wie caduc er iſt, und laßt euch ruͤhren. Fortunat am Stabe, von zwei Dienern gefuͤhrt. Fortunat. Setzt mich in dieſen Seſſel, — ſacht, — nun geht, Stellt noch das Kaͤſtchen hier erſt neben mich, — Nun alle fort; — da ſeyd ihr, liebe Soͤhne,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/281>, abgerufen am 21.11.2024.