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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
Der Klugheit, die ich bitter lernen mußte.
Les't diese Schriften mit Verstand und merkt
Was keiner mir in harter Jugend sagte.
Ich seh' in euch den Spiegel meines Lebens,
Und sonderbar scheint mein Gemüth, so Schwächen
Wie Tugend, unter euch vertheilt. Vernehmt
Den lezten Rath denn, den ich euch geben kann.
Ampedo.
Ich hoffe nicht zu straucheln, lieber Vater,
Ein einsam stilles Leben kennt nicht Noth.
Fortunat.
Dir hat das fromme stille Wesen ganz
Von Deiner selgen Mutter sich vererbt,
Mein Erstgeborner du, doch seh' ich auch
In dir die Blödheit und den schwachen Sinn
Der mancherlei Gefahr mich bloß gestellt,
Du wirst dich schwerlich wagen, weder Meer
Noch fernes Land, noch Neugier, Trieb zu reisen,
Noch Uebermuth wird dich mit Noth bedrängen,
Du lebst am liebsten heut wie morgen fort,
Du kennst nicht Langeweil' und nicht Entzücken,
Doch, naht Gefahr, wo dann die Hülfe suchen?
Der alte Leopold ist längst gestorben;
Der König liebt und schützt uns, die Verwandten
Sind dankbar und befreundet, darauf trau' ich.
Ampedo.
Wenn ich nur keinem in den Weg was lege,
So wird auch keiner mich zum Stolpern bringen.
Fortunat.
Der Himmel füg' es so. Du, Andalosia,
Der jüngere, bist fast mein Ebenbild,
Dieselbe Lust, die mich als Jüngling trieb,
An Pferden, Falken, Hunden, Spiel und Jagd,
III. [ 18 ]
Fortunat.
Der Klugheit, die ich bitter lernen mußte.
Leſ't dieſe Schriften mit Verſtand und merkt
Was keiner mir in harter Jugend ſagte.
Ich ſeh' in euch den Spiegel meines Lebens,
Und ſonderbar ſcheint mein Gemuͤth, ſo Schwaͤchen
Wie Tugend, unter euch vertheilt. Vernehmt
Den lezten Rath denn, den ich euch geben kann.
Ampedo.
Ich hoffe nicht zu ſtraucheln, lieber Vater,
Ein einſam ſtilles Leben kennt nicht Noth.
Fortunat.
Dir hat das fromme ſtille Weſen ganz
Von Deiner ſelgen Mutter ſich vererbt,
Mein Erſtgeborner du, doch ſeh' ich auch
In dir die Bloͤdheit und den ſchwachen Sinn
Der mancherlei Gefahr mich bloß geſtellt,
Du wirſt dich ſchwerlich wagen, weder Meer
Noch fernes Land, noch Neugier, Trieb zu reiſen,
Noch Uebermuth wird dich mit Noth bedraͤngen,
Du lebſt am liebſten heut wie morgen fort,
Du kennſt nicht Langeweil' und nicht Entzuͤcken,
Doch, naht Gefahr, wo dann die Huͤlfe ſuchen?
Der alte Leopold iſt laͤngſt geſtorben;
Der Koͤnig liebt und ſchuͤtzt uns, die Verwandten
Sind dankbar und befreundet, darauf trau' ich.
Ampedo.
Wenn ich nur keinem in den Weg was lege,
So wird auch keiner mich zum Stolpern bringen.
Fortunat.
Der Himmel fuͤg' es ſo. Du, Andaloſia,
Der juͤngere, biſt faſt mein Ebenbild,
Dieſelbe Luſt, die mich als Juͤngling trieb,
An Pferden, Falken, Hunden, Spiel und Jagd,
III. [ 18 ]
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[273/0283] Fortunat. Der Klugheit, die ich bitter lernen mußte. Leſ't dieſe Schriften mit Verſtand und merkt Was keiner mir in harter Jugend ſagte. Ich ſeh' in euch den Spiegel meines Lebens, Und ſonderbar ſcheint mein Gemuͤth, ſo Schwaͤchen Wie Tugend, unter euch vertheilt. Vernehmt Den lezten Rath denn, den ich euch geben kann. Ampedo. Ich hoffe nicht zu ſtraucheln, lieber Vater, Ein einſam ſtilles Leben kennt nicht Noth. Fortunat. Dir hat das fromme ſtille Weſen ganz Von Deiner ſelgen Mutter ſich vererbt, Mein Erſtgeborner du, doch ſeh' ich auch In dir die Bloͤdheit und den ſchwachen Sinn Der mancherlei Gefahr mich bloß geſtellt, Du wirſt dich ſchwerlich wagen, weder Meer Noch fernes Land, noch Neugier, Trieb zu reiſen, Noch Uebermuth wird dich mit Noth bedraͤngen, Du lebſt am liebſten heut wie morgen fort, Du kennſt nicht Langeweil' und nicht Entzuͤcken, Doch, naht Gefahr, wo dann die Huͤlfe ſuchen? Der alte Leopold iſt laͤngſt geſtorben; Der Koͤnig liebt und ſchuͤtzt uns, die Verwandten Sind dankbar und befreundet, darauf trau' ich. Ampedo. Wenn ich nur keinem in den Weg was lege, So wird auch keiner mich zum Stolpern bringen. Fortunat. Der Himmel fuͤg' es ſo. Du, Andaloſia, Der juͤngere, biſt faſt mein Ebenbild, Dieſelbe Luſt, die mich als Juͤngling trieb, An Pferden, Falken, Hunden, Spiel und Jagd, III. [ 18 ]

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/283>, abgerufen am 21.11.2024.