Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
Andalosia.
Man soll sich vor Beleidigungen hüten,
Kann man es nicht, den Gegner so bestrafen,
Daß er uns selbst gern aus dem Wege geht.
Fortunat.
Ich lass' euch, Söhn', ein schönes Gut im Lande,
Diesen Pallast mit seinen prächtgen Gärten,
Ihr findet vieles Gold in meinem Zimmer
In jenen festverwahrten Eisentruhen,
Allein das Köstlichste, das Seltenste,
Mehr werth als Schloß und Land, als diese Insel,
Das findet ihr in diesem Kästchen hier:
Die Todesstunde zwingt mich, das Geheimniß,
Das lang verheelte, zu entdecken. Oeffnet
Das Schloß und höret aufmerksam mir zu.
Andalosia.
Von dunklem Leder nur ein kleiner Säckel,
Ein grauer alter Hut von schlechtem Filz?
Dies die Juwelen? Scherzt ihr nicht, mein Vater?
Fortunat.
Zu ernst ist diese Stund'! In Todesnoth,
Verschmachtet schier, arm, ausgestoßen, elend,
Verzweifelnd schon an jeder Hülf' und Rettung,
Erschien mir wunderbar als wie im Traum
Ein leuchtend Bild, ein glänzend hohes Weib,
Die Göttin war es selbst, Fortuna war's,
Das Glück mit allen seinen reichen Gaben,
Sie stellte mir die Wahl, ich wählte Reichthum,
Und diesen Säckel reichte mir die Hand,
Den unerschöpflichen, doch findet ihr
Des weitern dies erzählt in meinem Buche.
Andalosia.
Ists möglich?

Fortunat.
Andaloſia.
Man ſoll ſich vor Beleidigungen huͤten,
Kann man es nicht, den Gegner ſo beſtrafen,
Daß er uns ſelbſt gern aus dem Wege geht.
Fortunat.
Ich laſſ' euch, Soͤhn', ein ſchoͤnes Gut im Lande,
Dieſen Pallaſt mit ſeinen praͤchtgen Gaͤrten,
Ihr findet vieles Gold in meinem Zimmer
In jenen feſtverwahrten Eiſentruhen,
Allein das Koͤſtlichſte, das Seltenſte,
Mehr werth als Schloß und Land, als dieſe Inſel,
Das findet ihr in dieſem Kaͤſtchen hier:
Die Todesſtunde zwingt mich, das Geheimniß,
Das lang verheelte, zu entdecken. Oeffnet
Das Schloß und hoͤret aufmerkſam mir zu.
Andaloſia.
Von dunklem Leder nur ein kleiner Saͤckel,
Ein grauer alter Hut von ſchlechtem Filz?
Dies die Juwelen? Scherzt ihr nicht, mein Vater?
Fortunat.
Zu ernſt iſt dieſe Stund'! In Todesnoth,
Verſchmachtet ſchier, arm, ausgeſtoßen, elend,
Verzweifelnd ſchon an jeder Huͤlf' und Rettung,
Erſchien mir wunderbar als wie im Traum
Ein leuchtend Bild, ein glaͤnzend hohes Weib,
Die Goͤttin war es ſelbſt, Fortuna war's,
Das Gluͤck mit allen ſeinen reichen Gaben,
Sie ſtellte mir die Wahl, ich waͤhlte Reichthum,
Und dieſen Saͤckel reichte mir die Hand,
Den unerſchoͤpflichen, doch findet ihr
Des weitern dies erzaͤhlt in meinem Buche.
Andaloſia.
Iſts moͤglich?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0285" n="275"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <speaker><hi rendition="#g">Andalo&#x017F;ia</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Man &#x017F;oll &#x017F;ich vor Beleidigungen hu&#x0364;ten,<lb/>
Kann man es nicht, den Gegner &#x017F;o be&#x017F;trafen,<lb/>
Daß er uns &#x017F;elb&#x017F;t gern aus dem Wege geht.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich la&#x017F;&#x017F;' euch, So&#x0364;hn', ein &#x017F;cho&#x0364;nes Gut im Lande,<lb/>
Die&#x017F;en Palla&#x017F;t mit &#x017F;einen pra&#x0364;chtgen Ga&#x0364;rten,<lb/>
Ihr findet vieles Gold in meinem Zimmer<lb/>
In jenen fe&#x017F;tverwahrten Ei&#x017F;entruhen,<lb/>
Allein das Ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;te, das Selten&#x017F;te,<lb/>
Mehr werth als Schloß und Land, als die&#x017F;e In&#x017F;el,<lb/>
Das findet ihr in die&#x017F;em Ka&#x0364;&#x017F;tchen hier:<lb/>
Die Todes&#x017F;tunde zwingt mich, das Geheimniß,<lb/>
Das lang verheelte, zu entdecken. Oeffnet<lb/>
Das Schloß und ho&#x0364;ret aufmerk&#x017F;am mir zu.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <speaker><hi rendition="#g">Andalo&#x017F;ia</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Von dunklem Leder nur ein kleiner Sa&#x0364;ckel,<lb/>
Ein grauer alter Hut von &#x017F;chlechtem Filz?<lb/>
Dies die Juwelen? Scherzt ihr nicht, mein Vater?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Zu ern&#x017F;t i&#x017F;t die&#x017F;e Stund'! In Todesnoth,<lb/>
Ver&#x017F;chmachtet &#x017F;chier, arm, ausge&#x017F;toßen, elend,<lb/>
Verzweifelnd &#x017F;chon an jeder Hu&#x0364;lf' und Rettung,<lb/>
Er&#x017F;chien mir wunderbar als wie im Traum<lb/>
Ein leuchtend Bild, ein gla&#x0364;nzend hohes Weib,<lb/>
Die Go&#x0364;ttin war es &#x017F;elb&#x017F;t, Fortuna war's,<lb/>
Das Glu&#x0364;ck mit allen &#x017F;einen reichen Gaben,<lb/>
Sie &#x017F;tellte mir die Wahl, ich wa&#x0364;hlte Reichthum,<lb/>
Und die&#x017F;en Sa&#x0364;ckel reichte mir die Hand,<lb/>
Den uner&#x017F;cho&#x0364;pflichen, doch findet ihr<lb/>
Des weitern dies erza&#x0364;hlt in meinem Buche.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <speaker><hi rendition="#g">Andalo&#x017F;ia</hi>.</speaker><lb/>
                <p>I&#x017F;ts mo&#x0364;glich?</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0285] Fortunat. Andaloſia. Man ſoll ſich vor Beleidigungen huͤten, Kann man es nicht, den Gegner ſo beſtrafen, Daß er uns ſelbſt gern aus dem Wege geht. Fortunat. Ich laſſ' euch, Soͤhn', ein ſchoͤnes Gut im Lande, Dieſen Pallaſt mit ſeinen praͤchtgen Gaͤrten, Ihr findet vieles Gold in meinem Zimmer In jenen feſtverwahrten Eiſentruhen, Allein das Koͤſtlichſte, das Seltenſte, Mehr werth als Schloß und Land, als dieſe Inſel, Das findet ihr in dieſem Kaͤſtchen hier: Die Todesſtunde zwingt mich, das Geheimniß, Das lang verheelte, zu entdecken. Oeffnet Das Schloß und hoͤret aufmerkſam mir zu. Andaloſia. Von dunklem Leder nur ein kleiner Saͤckel, Ein grauer alter Hut von ſchlechtem Filz? Dies die Juwelen? Scherzt ihr nicht, mein Vater? Fortunat. Zu ernſt iſt dieſe Stund'! In Todesnoth, Verſchmachtet ſchier, arm, ausgeſtoßen, elend, Verzweifelnd ſchon an jeder Huͤlf' und Rettung, Erſchien mir wunderbar als wie im Traum Ein leuchtend Bild, ein glaͤnzend hohes Weib, Die Goͤttin war es ſelbſt, Fortuna war's, Das Gluͤck mit allen ſeinen reichen Gaben, Sie ſtellte mir die Wahl, ich waͤhlte Reichthum, Und dieſen Saͤckel reichte mir die Hand, Den unerſchoͤpflichen, doch findet ihr Des weitern dies erzaͤhlt in meinem Buche. Andaloſia. Iſts moͤglich?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/285
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/285>, abgerufen am 21.11.2024.