Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Ampedo. Ei, das klingt wie Zauberei. Fortunat. Mit diesem Wundersäckel war ich glücklich Und reis'te weit umher durch alle Lande, Der Lust genug zu thun, die um mich trieb: Doch kam ich oft in tödtliche Gefahr, Bis mir gelang, nachdem ich schon vermählt, Nachdem ihr beide mir schon wart geschenkt, Das zweite Wunderkleinod aufzufinden. Es führte mich mein Weg einst nach Aegypten, Des Landes Sultan war mein alter Freund, Dem ich manch reiches Kleinod schon geschenkt, Mit seinen Briefen ging ich dann nach Syrien, Und Palästina, Persien, bis zum Ganges, Und kehrte wiederum zu ihm zurück; Im traulichen Gespräch zeigt er mir froh Was er an Schätzen, Kleinoden, Juwelen, Und Silbers Fülle, Goldes Glanz besaß, Genug die Augen Sterblicher zu blenden; Ich pries sein Glück, da führt er mich, geschmeichelt, In sein verriegelt einsam Schlafgemach, Zieht diesen Filtz, unscheinbar, alt, vertragen, Aus seinem Busen; spricht: mein größter Schatz Ist dieser Hut, denn deckt er meinen Kopf, Und nenn' ich nur den Ort, seys nah, seys fern, So bin ich mit Gedankenschnelle dort; Ich staunt' ihn an, er lacht', als glaubt' ich nicht, Da kam es wie ein Blitz in meinen Sinn, Vielleicht, so sprach ich, ist er schwer, gewichtig, Und drückt das Hirn mit seiner Wunderkraft; Der Thor darauf: nicht schwerer als jedweder Gemeine Hut! und sezt ihn selbst mir auf; Zweite Abtheilung. Ampedo. Ei, das klingt wie Zauberei. Fortunat. Mit dieſem Wunderſaͤckel war ich gluͤcklich Und reiſ'te weit umher durch alle Lande, Der Luſt genug zu thun, die um mich trieb: Doch kam ich oft in toͤdtliche Gefahr, Bis mir gelang, nachdem ich ſchon vermaͤhlt, Nachdem ihr beide mir ſchon wart geſchenkt, Das zweite Wunderkleinod aufzufinden. Es fuͤhrte mich mein Weg einſt nach Aegypten, Des Landes Sultan war mein alter Freund, Dem ich manch reiches Kleinod ſchon geſchenkt, Mit ſeinen Briefen ging ich dann nach Syrien, Und Palaͤſtina, Perſien, bis zum Ganges, Und kehrte wiederum zu ihm zuruͤck; Im traulichen Geſpraͤch zeigt er mir froh Was er an Schaͤtzen, Kleinoden, Juwelen, Und Silbers Fuͤlle, Goldes Glanz beſaß, Genug die Augen Sterblicher zu blenden; Ich pries ſein Gluͤck, da fuͤhrt er mich, geſchmeichelt, In ſein verriegelt einſam Schlafgemach, Zieht dieſen Filtz, unſcheinbar, alt, vertragen, Aus ſeinem Buſen; ſpricht: mein groͤßter Schatz Iſt dieſer Hut, denn deckt er meinen Kopf, Und nenn' ich nur den Ort, ſeys nah, ſeys fern, So bin ich mit Gedankenſchnelle dort; Ich ſtaunt' ihn an, er lacht', als glaubt' ich nicht, Da kam es wie ein Blitz in meinen Sinn, Vielleicht, ſo ſprach ich, iſt er ſchwer, gewichtig, Und druͤckt das Hirn mit ſeiner Wunderkraft; Der Thor darauf: nicht ſchwerer als jedweder Gemeine Hut! und ſezt ihn ſelbſt mir auf; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0286" n="276"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#Ampedo"> <speaker><hi rendition="#g">Ampedo</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Ei, das klingt wie Zauberei.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Mit dieſem Wunderſaͤckel war ich gluͤcklich<lb/> Und reiſ'te weit umher durch alle Lande,<lb/> Der Luſt genug zu thun, die um mich trieb:<lb/> Doch kam ich oft in toͤdtliche Gefahr,<lb/> Bis mir gelang, nachdem ich ſchon vermaͤhlt,<lb/> Nachdem ihr beide mir ſchon wart geſchenkt,<lb/> Das zweite Wunderkleinod aufzufinden.<lb/> Es fuͤhrte mich mein Weg einſt nach Aegypten,<lb/> Des Landes Sultan war mein alter Freund,<lb/> Dem ich manch reiches Kleinod ſchon geſchenkt,<lb/> Mit ſeinen Briefen ging ich dann nach Syrien,<lb/> Und Palaͤſtina, Perſien, bis zum Ganges,<lb/> Und kehrte wiederum zu ihm zuruͤck;<lb/> Im traulichen Geſpraͤch zeigt er mir froh<lb/> Was er an Schaͤtzen, Kleinoden, Juwelen,<lb/> Und Silbers Fuͤlle, Goldes Glanz beſaß,<lb/> Genug die Augen Sterblicher zu blenden;<lb/> Ich pries ſein Gluͤck, da fuͤhrt er mich, geſchmeichelt,<lb/> In ſein verriegelt einſam Schlafgemach,<lb/> Zieht dieſen Filtz, unſcheinbar, alt, vertragen,<lb/> Aus ſeinem Buſen; ſpricht: mein groͤßter Schatz<lb/> Iſt dieſer Hut, denn deckt er meinen Kopf,<lb/> Und nenn' ich nur den Ort, ſeys nah, ſeys fern,<lb/> So bin ich mit Gedankenſchnelle dort;<lb/> Ich ſtaunt' ihn an, er lacht', als glaubt' ich nicht,<lb/> Da kam es wie ein Blitz in meinen Sinn,<lb/> Vielleicht, ſo ſprach ich, iſt er ſchwer, gewichtig,<lb/> Und druͤckt das Hirn mit ſeiner Wunderkraft;<lb/> Der Thor darauf: nicht ſchwerer als jedweder<lb/> Gemeine Hut! und ſezt ihn ſelbſt mir auf;<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [276/0286]
Zweite Abtheilung.
Ampedo.
Ei, das klingt wie Zauberei.
Fortunat.
Mit dieſem Wunderſaͤckel war ich gluͤcklich
Und reiſ'te weit umher durch alle Lande,
Der Luſt genug zu thun, die um mich trieb:
Doch kam ich oft in toͤdtliche Gefahr,
Bis mir gelang, nachdem ich ſchon vermaͤhlt,
Nachdem ihr beide mir ſchon wart geſchenkt,
Das zweite Wunderkleinod aufzufinden.
Es fuͤhrte mich mein Weg einſt nach Aegypten,
Des Landes Sultan war mein alter Freund,
Dem ich manch reiches Kleinod ſchon geſchenkt,
Mit ſeinen Briefen ging ich dann nach Syrien,
Und Palaͤſtina, Perſien, bis zum Ganges,
Und kehrte wiederum zu ihm zuruͤck;
Im traulichen Geſpraͤch zeigt er mir froh
Was er an Schaͤtzen, Kleinoden, Juwelen,
Und Silbers Fuͤlle, Goldes Glanz beſaß,
Genug die Augen Sterblicher zu blenden;
Ich pries ſein Gluͤck, da fuͤhrt er mich, geſchmeichelt,
In ſein verriegelt einſam Schlafgemach,
Zieht dieſen Filtz, unſcheinbar, alt, vertragen,
Aus ſeinem Buſen; ſpricht: mein groͤßter Schatz
Iſt dieſer Hut, denn deckt er meinen Kopf,
Und nenn' ich nur den Ort, ſeys nah, ſeys fern,
So bin ich mit Gedankenſchnelle dort;
Ich ſtaunt' ihn an, er lacht', als glaubt' ich nicht,
Da kam es wie ein Blitz in meinen Sinn,
Vielleicht, ſo ſprach ich, iſt er ſchwer, gewichtig,
Und druͤckt das Hirn mit ſeiner Wunderkraft;
Der Thor darauf: nicht ſchwerer als jedweder
Gemeine Hut! und ſezt ihn ſelbſt mir auf;
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