Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
Sechste Scene.
(Pallast.)


König. Königinn. Agrippina.
König.
So was ist nicht erhört! Ein Unterthan,
Ein kleinlicher Privatmann, unbekannt,
Solls Königen in Herrlichkeit zuvor thun?
Königinn.
Begreifst Du's, mein Gemahl? Wir sind beschämt,
Daß unser Hof dagegen Handwerksherberg:
Er scheint auf Gold zu wandeln, Staub ist ihm
Das glänzende Metall, er wälzt sich wohl
Im Goldesstrom, wie alte Fabeln uns
Von Drachen singen, welche Schätze hüten;
Er lacht nur, wenn man Noth und Armuth sagt;
So reich Bankett, so Pracht des Saals, Geschirrs,
Der Decken, Diener hab' ich nie gesehn,
Er bietet uns die größten Diamanten
So zum Geschenk, wie man den Kindern wohl
Ein Zuckerküchlein giebt, die Dienerschaft
Vom Höchsten bis zum Niedrigsten herab
Kehrt reich begabt von seiner Herberg wieder,
Mit zehn Goldstücken bis zu funfzigen;
Und morgen fragt er wohl, mit seiner Art
Der lächelnden: wie theuer eure Krone?
König.
Ich zweifle nicht mehr, er ist ein Adept.
Agrippina.
Adept? Was will das sagen, theurer Vater?
König.
Wonach ich tracht' ist sein, der Stein der Weisen.
Fortunat.
Sechſte Scene.
(Pallaſt.)


Koͤnig. Koͤniginn. Agrippina.
Koͤnig.
So was iſt nicht erhoͤrt! Ein Unterthan,
Ein kleinlicher Privatmann, unbekannt,
Solls Koͤnigen in Herrlichkeit zuvor thun?
Koͤniginn.
Begreifſt Du's, mein Gemahl? Wir ſind beſchaͤmt,
Daß unſer Hof dagegen Handwerksherberg:
Er ſcheint auf Gold zu wandeln, Staub iſt ihm
Das glaͤnzende Metall, er waͤlzt ſich wohl
Im Goldesſtrom, wie alte Fabeln uns
Von Drachen ſingen, welche Schaͤtze huͤten;
Er lacht nur, wenn man Noth und Armuth ſagt;
So reich Bankett, ſo Pracht des Saals, Geſchirrs,
Der Decken, Diener hab' ich nie geſehn,
Er bietet uns die groͤßten Diamanten
So zum Geſchenk, wie man den Kindern wohl
Ein Zuckerkuͤchlein giebt, die Dienerſchaft
Vom Hoͤchſten bis zum Niedrigſten herab
Kehrt reich begabt von ſeiner Herberg wieder,
Mit zehn Goldſtuͤcken bis zu funfzigen;
Und morgen fragt er wohl, mit ſeiner Art
Der laͤchelnden: wie theuer eure Krone?
Koͤnig.
Ich zweifle nicht mehr, er iſt ein Adept.
Agrippina.
Adept? Was will das ſagen, theurer Vater?
Koͤnig.
Wonach ich tracht' iſt ſein, der Stein der Weiſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0307" n="297"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Sech&#x017F;te Scene</hi>.</hi> </head><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Palla&#x017F;t</hi>.)</hi> </stage><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig. Ko&#x0364;niginn. Agrippina</hi>.</hi> </stage><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker><lb/>
                <p>So was i&#x017F;t nicht erho&#x0364;rt! Ein Unterthan,<lb/>
Ein kleinlicher Privatmann, unbekannt,<lb/>
Solls Ko&#x0364;nigen in Herrlichkeit zuvor thun?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;niginn">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;niginn</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Begreif&#x017F;t Du's, mein Gemahl? Wir &#x017F;ind be&#x017F;cha&#x0364;mt,<lb/>
Daß un&#x017F;er Hof dagegen Handwerksherberg:<lb/>
Er &#x017F;cheint auf Gold zu wandeln, Staub i&#x017F;t ihm<lb/>
Das gla&#x0364;nzende Metall, er wa&#x0364;lzt &#x017F;ich wohl<lb/>
Im Goldes&#x017F;trom, wie alte Fabeln uns<lb/>
Von Drachen &#x017F;ingen, welche Scha&#x0364;tze hu&#x0364;ten;<lb/>
Er lacht nur, wenn man Noth und Armuth &#x017F;agt;<lb/>
So reich Bankett, &#x017F;o Pracht des Saals, Ge&#x017F;chirrs,<lb/>
Der Decken, Diener hab' ich nie ge&#x017F;ehn,<lb/>
Er bietet uns die gro&#x0364;ßten Diamanten<lb/>
So zum Ge&#x017F;chenk, wie man den Kindern wohl<lb/>
Ein Zuckerku&#x0364;chlein giebt, die Diener&#x017F;chaft<lb/>
Vom Ho&#x0364;ch&#x017F;ten bis zum Niedrig&#x017F;ten herab<lb/>
Kehrt reich begabt von &#x017F;einer Herberg wieder,<lb/>
Mit zehn Gold&#x017F;tu&#x0364;cken bis zu funfzigen;<lb/>
Und morgen fragt er wohl, mit &#x017F;einer Art<lb/>
Der la&#x0364;chelnden: wie theuer eure Krone?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich zweifle nicht mehr, er i&#x017F;t ein Adept.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Agrippina">
                <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Adept? Was will das &#x017F;agen, theurer Vater?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Wonach ich tracht' i&#x017F;t &#x017F;ein, der Stein der Wei&#x017F;en.<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[297/0307] Fortunat. Sechſte Scene. (Pallaſt.) Koͤnig. Koͤniginn. Agrippina. Koͤnig. So was iſt nicht erhoͤrt! Ein Unterthan, Ein kleinlicher Privatmann, unbekannt, Solls Koͤnigen in Herrlichkeit zuvor thun? Koͤniginn. Begreifſt Du's, mein Gemahl? Wir ſind beſchaͤmt, Daß unſer Hof dagegen Handwerksherberg: Er ſcheint auf Gold zu wandeln, Staub iſt ihm Das glaͤnzende Metall, er waͤlzt ſich wohl Im Goldesſtrom, wie alte Fabeln uns Von Drachen ſingen, welche Schaͤtze huͤten; Er lacht nur, wenn man Noth und Armuth ſagt; So reich Bankett, ſo Pracht des Saals, Geſchirrs, Der Decken, Diener hab' ich nie geſehn, Er bietet uns die groͤßten Diamanten So zum Geſchenk, wie man den Kindern wohl Ein Zuckerkuͤchlein giebt, die Dienerſchaft Vom Hoͤchſten bis zum Niedrigſten herab Kehrt reich begabt von ſeiner Herberg wieder, Mit zehn Goldſtuͤcken bis zu funfzigen; Und morgen fragt er wohl, mit ſeiner Art Der laͤchelnden: wie theuer eure Krone? Koͤnig. Ich zweifle nicht mehr, er iſt ein Adept. Agrippina. Adept? Was will das ſagen, theurer Vater? Koͤnig. Wonach ich tracht' iſt ſein, der Stein der Weiſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/307
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/307>, abgerufen am 21.11.2024.