Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Sein Gold hab' ich erproben lassen, wennEs auch den Stempel trägt und mein Gepräge, Fehlt ihm der Zusatz doch, den ich ihm heimlich, Den Cours ihm zu erleichtern, beigemischt. O Frau und Tochter, wenn der Eingeweihte Uns doch der Kunst auch wollte theilhaft machen! Seit Jahren arbeit' ich mit Reymund schon, Sitz vor dem Ofen, läutr' und koch', verkläre, Und suche die Visionen zu ertappen, Und leer ist noch mein Beutel und bleibt leer: Indeß kommt da ein lachend Angesicht, Unbärtig noch, vorwitzig, naseweis, Und hat des Hermes Trismegistus Kunde, Hat schon die Milch, das goldne Blut gesehn; Ja, das ist für den Denker zum Verzweifeln! Königinn. Hier unsre Tochter Agrippina könnte, Wenn sie nur möchte, ihn wohl ärmer machen Um sein Geheimniß, er ist frech genug Mit Buhlerblicken und verliebten Seufzern Sie, wo er sie nur wahrnimmt, zu verfolgen. König. Bei meinem Zorn! -- Königinn. Nur ruhig, mein Gemahl, Sie ist zu klug, bethören sich zu lassen, Doch wenn man seine Thorheit so benuzte -- König. Ich will nichts wissen, fahrt nicht weiter fort! Agrippina. Er ist mir nur verächtlich und zum Lachen. König. Wir sind nun heut zu ihm entboten worden, Zweite Abtheilung. Sein Gold hab' ich erproben laſſen, wennEs auch den Stempel traͤgt und mein Gepraͤge, Fehlt ihm der Zuſatz doch, den ich ihm heimlich, Den Cours ihm zu erleichtern, beigemiſcht. O Frau und Tochter, wenn der Eingeweihte Uns doch der Kunſt auch wollte theilhaft machen! Seit Jahren arbeit' ich mit Reymund ſchon, Sitz vor dem Ofen, laͤutr' und koch', verklaͤre, Und ſuche die Viſionen zu ertappen, Und leer iſt noch mein Beutel und bleibt leer: Indeß kommt da ein lachend Angeſicht, Unbaͤrtig noch, vorwitzig, naſeweis, Und hat des Hermes Trismegiſtus Kunde, Hat ſchon die Milch, das goldne Blut geſehn; Ja, das iſt fuͤr den Denker zum Verzweifeln! Koͤniginn. Hier unſre Tochter Agrippina koͤnnte, Wenn ſie nur moͤchte, ihn wohl aͤrmer machen Um ſein Geheimniß, er iſt frech genug Mit Buhlerblicken und verliebten Seufzern Sie, wo er ſie nur wahrnimmt, zu verfolgen. Koͤnig. Bei meinem Zorn! — Koͤniginn. Nur ruhig, mein Gemahl, Sie iſt zu klug, bethoͤren ſich zu laſſen, Doch wenn man ſeine Thorheit ſo benuzte — Koͤnig. Ich will nichts wiſſen, fahrt nicht weiter fort! Agrippina. Er iſt mir nur veraͤchtlich und zum Lachen. Koͤnig. Wir ſind nun heut zu ihm entboten worden, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Koͤnig"> <p><pb facs="#f0308" n="298"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> Sein Gold hab' ich erproben laſſen, wenn<lb/> Es auch den Stempel traͤgt und mein Gepraͤge,<lb/> Fehlt ihm der Zuſatz doch, den ich ihm heimlich,<lb/> Den Cours ihm zu erleichtern, beigemiſcht.<lb/> O Frau und Tochter, wenn der Eingeweihte<lb/> Uns doch der Kunſt auch wollte theilhaft machen!<lb/> Seit Jahren arbeit' ich mit Reymund ſchon,<lb/> Sitz vor dem Ofen, laͤutr' und koch', verklaͤre,<lb/> Und ſuche die Viſionen zu ertappen,<lb/> Und leer iſt noch mein Beutel und bleibt leer:<lb/> Indeß kommt da ein lachend Angeſicht,<lb/> Unbaͤrtig noch, vorwitzig, naſeweis,<lb/> Und hat des Hermes Trismegiſtus Kunde,<lb/> Hat ſchon die Milch, das goldne Blut geſehn;<lb/> Ja, das iſt fuͤr den Denker zum Verzweifeln!</p> </sp><lb/> <sp who="#Koͤniginn"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤniginn</hi>.</speaker><lb/> <p>Hier unſre Tochter Agrippina koͤnnte,<lb/> Wenn ſie nur moͤchte, ihn wohl aͤrmer machen<lb/> Um ſein Geheimniß, er iſt frech genug<lb/> Mit Buhlerblicken und verliebten Seufzern<lb/> Sie, wo er ſie nur wahrnimmt, zu verfolgen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koͤnig"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker><lb/> <p>Bei meinem Zorn! —</p> </sp><lb/> <sp who="#Koͤniginn"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤniginn</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Nur ruhig, mein Gemahl,</hi><lb/> Sie iſt zu klug, bethoͤren ſich zu laſſen,<lb/> Doch wenn man ſeine Thorheit ſo benuzte —</p> </sp><lb/> <sp who="#Koͤnig"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich will nichts wiſſen, fahrt nicht weiter fort!</p> </sp><lb/> <sp who="#Agrippina"> <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker><lb/> <p>Er iſt mir nur veraͤchtlich und zum Lachen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koͤnig"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker><lb/> <p>Wir ſind nun heut zu ihm entboten worden,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0308]
Zweite Abtheilung.
Sein Gold hab' ich erproben laſſen, wenn
Es auch den Stempel traͤgt und mein Gepraͤge,
Fehlt ihm der Zuſatz doch, den ich ihm heimlich,
Den Cours ihm zu erleichtern, beigemiſcht.
O Frau und Tochter, wenn der Eingeweihte
Uns doch der Kunſt auch wollte theilhaft machen!
Seit Jahren arbeit' ich mit Reymund ſchon,
Sitz vor dem Ofen, laͤutr' und koch', verklaͤre,
Und ſuche die Viſionen zu ertappen,
Und leer iſt noch mein Beutel und bleibt leer:
Indeß kommt da ein lachend Angeſicht,
Unbaͤrtig noch, vorwitzig, naſeweis,
Und hat des Hermes Trismegiſtus Kunde,
Hat ſchon die Milch, das goldne Blut geſehn;
Ja, das iſt fuͤr den Denker zum Verzweifeln!
Koͤniginn.
Hier unſre Tochter Agrippina koͤnnte,
Wenn ſie nur moͤchte, ihn wohl aͤrmer machen
Um ſein Geheimniß, er iſt frech genug
Mit Buhlerblicken und verliebten Seufzern
Sie, wo er ſie nur wahrnimmt, zu verfolgen.
Koͤnig.
Bei meinem Zorn! —
Koͤniginn.
Nur ruhig, mein Gemahl,
Sie iſt zu klug, bethoͤren ſich zu laſſen,
Doch wenn man ſeine Thorheit ſo benuzte —
Koͤnig.
Ich will nichts wiſſen, fahrt nicht weiter fort!
Agrippina.
Er iſt mir nur veraͤchtlich und zum Lachen.
Koͤnig.
Wir ſind nun heut zu ihm entboten worden,
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