Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. O welche Welt ich von Vertraun zu dirIn meinem Herzen trage, welchen Glauben, Mein' ich doch selbst, es sey das Schlimme gut, Wenn nur dein holder Mund mich so belehrt. Liebst du mich denn, vertraust mir eben so? Andalosia. Du zweifelst? Sprich, was soll ich für dich thun? Setz' meine Treue, mein Vertraun auf Proben, Dein herber Zweifel könnte mich vernichten. Agrippina. Bist du mir der, der du versprichst zu seyn, -- So komm', wann heute die verschwiegnen Schatten. Die Erde decken, still und unsichtbar Zu meiner Kammer -- Andalosia. Himmlisches Entzücken! Werd' ich bis dahin in dem Taumel-Rausch, Im Schwindel meiner Seele leben können? Agrippina. Allein -- Andalosia. Du zauderst? Was verhehlt dein Mund? Agrippina. Nur die Bedingung, die die Thür dir öffnet. Andalosia. O nenne sie noch schneller als ich frage. Agrippina. Mit Kränkung hab' ich stets vernehmen müssen Wenn Neidische von dir verdächtig sprachen, Ich fordre nichts, als was du selber bist. Doch hoff' ich auch, daß jene dich verläumden: Der eine, achtend nicht der edlen Sitte, Der Kunst des Lanzenstechens, Pferdetummelns Fortunat. O welche Welt ich von Vertraun zu dirIn meinem Herzen trage, welchen Glauben, Mein' ich doch ſelbſt, es ſey das Schlimme gut, Wenn nur dein holder Mund mich ſo belehrt. Liebſt du mich denn, vertrauſt mir eben ſo? Andaloſia. Du zweifelſt? Sprich, was ſoll ich fuͤr dich thun? Setz' meine Treue, mein Vertraun auf Proben, Dein herber Zweifel koͤnnte mich vernichten. Agrippina. Biſt du mir der, der du verſprichſt zu ſeyn, — So komm', wann heute die verſchwiegnen Schatten. Die Erde decken, ſtill und unſichtbar Zu meiner Kammer — Andaloſia. Himmliſches Entzuͤcken! Werd' ich bis dahin in dem Taumel-Rauſch, Im Schwindel meiner Seele leben koͤnnen? Agrippina. Allein — Andaloſia. Du zauderſt? Was verhehlt dein Mund? Agrippina. Nur die Bedingung, die die Thuͤr dir oͤffnet. Andaloſia. O nenne ſie noch ſchneller als ich frage. Agrippina. Mit Kraͤnkung hab' ich ſtets vernehmen muͤſſen Wenn Neidiſche von dir verdaͤchtig ſprachen, Ich fordre nichts, als was du ſelber biſt. Doch hoff' ich auch, daß jene dich verlaͤumden: Der eine, achtend nicht der edlen Sitte, Der Kunſt des Lanzenſtechens, Pferdetummelns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Agrippina"> <p><pb facs="#f0319" n="309"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> O welche Welt ich von Vertraun zu dir<lb/> In meinem Herzen trage, welchen Glauben,<lb/> Mein' ich doch ſelbſt, es ſey das Schlimme gut,<lb/> Wenn nur dein holder Mund mich ſo belehrt.<lb/> Liebſt du mich denn, vertrauſt mir eben ſo?</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Du zweifelſt? Sprich, was ſoll ich fuͤr dich thun?<lb/> Setz' meine Treue, mein Vertraun auf Proben,<lb/> Dein herber Zweifel koͤnnte mich vernichten.</p> </sp><lb/> <sp who="#Agrippina"> <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker><lb/> <p>Biſt du mir der, der du verſprichſt zu ſeyn, —<lb/> So komm', wann heute die verſchwiegnen Schatten.<lb/> Die Erde decken, ſtill und unſichtbar<lb/> Zu meiner Kammer —</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Himmliſches Entzuͤcken!</hi><lb/> Werd' ich bis dahin in dem Taumel-Rauſch,<lb/> Im Schwindel meiner Seele leben koͤnnen?</p> </sp><lb/> <sp who="#Agrippina"> <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker><lb/> <p>Allein —</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Du zauderſt? Was verhehlt dein Mund?</p> </sp><lb/> <sp who="#Agrippina"> <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker><lb/> <p>Nur die Bedingung, die die Thuͤr dir oͤffnet.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>O nenne ſie noch ſchneller als ich frage.</p> </sp><lb/> <sp who="#Agrippina"> <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker><lb/> <p>Mit Kraͤnkung hab' ich ſtets vernehmen muͤſſen<lb/> Wenn Neidiſche von dir verdaͤchtig ſprachen,<lb/> Ich fordre nichts, als was du ſelber biſt.<lb/> Doch hoff' ich auch, daß jene dich verlaͤumden:<lb/> Der eine, achtend nicht der edlen Sitte,<lb/> Der Kunſt des Lanzenſtechens, Pferdetummelns<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [309/0319]
Fortunat.
O welche Welt ich von Vertraun zu dir
In meinem Herzen trage, welchen Glauben,
Mein' ich doch ſelbſt, es ſey das Schlimme gut,
Wenn nur dein holder Mund mich ſo belehrt.
Liebſt du mich denn, vertrauſt mir eben ſo?
Andaloſia.
Du zweifelſt? Sprich, was ſoll ich fuͤr dich thun?
Setz' meine Treue, mein Vertraun auf Proben,
Dein herber Zweifel koͤnnte mich vernichten.
Agrippina.
Biſt du mir der, der du verſprichſt zu ſeyn, —
So komm', wann heute die verſchwiegnen Schatten.
Die Erde decken, ſtill und unſichtbar
Zu meiner Kammer —
Andaloſia.
Himmliſches Entzuͤcken!
Werd' ich bis dahin in dem Taumel-Rauſch,
Im Schwindel meiner Seele leben koͤnnen?
Agrippina.
Allein —
Andaloſia.
Du zauderſt? Was verhehlt dein Mund?
Agrippina.
Nur die Bedingung, die die Thuͤr dir oͤffnet.
Andaloſia.
O nenne ſie noch ſchneller als ich frage.
Agrippina.
Mit Kraͤnkung hab' ich ſtets vernehmen muͤſſen
Wenn Neidiſche von dir verdaͤchtig ſprachen,
Ich fordre nichts, als was du ſelber biſt.
Doch hoff' ich auch, daß jene dich verlaͤumden:
Der eine, achtend nicht der edlen Sitte,
Der Kunſt des Lanzenſtechens, Pferdetummelns
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