Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. lassen. Nun schläft und schnarcht er schon: ichdachte wohl, daß der starke Schlaftrunk so schnell wirken müsse. Agrippina kömmt Agrippina. Hier, Margarethe, nimm diese Tasche und nähe sie dem Festschlafenden schnell und behende so an das Wamms, wie er diese trug. Aber nimm Dich in Acht, daß er nicht mun- ter wird. Margarethe. Hat nichts zu sagen, gnä- digste Fürstinn, drei Schneider könnten sich jetzt auf ihn setzen, und arbeiten und bügeln, er merkt: nichts davon. (ab.) Agrippina. Endlich errungen! -- Ich fasse hinein -- richtig, zehn schöne goldne Münzen -- und wieder, -- und wieder -- o welche Wonne! Ich entfliehe mit meiner Beute in die innersten fernsten Gemächer, bis er fort, -- und dann, o Du himmlisches, glänzendes, lachendes Gold, dann will ich nimmer mehr der tönenden Liebesreden aus diesem welken, unscheinbaren Munde ziehn, und Dir, nur Dir leben und seyn. (geht ab.) Margarethe kömmt zurück Margarethe. Nun wäre das auch ge- schehn. -- Er schnarcht aber so stark, daß es un- anständig wird, denn die Schildwachen draußen müssen ihn hören können. Sie müßten denn etwa denken, es wäre des Königs Majestät selbst, der sich bei der Königinn befände, und es ist wahr, der hohe Mann kann auch in diesem Orgelspiel Fortunat. laſſen. Nun ſchlaͤft und ſchnarcht er ſchon: ichdachte wohl, daß der ſtarke Schlaftrunk ſo ſchnell wirken muͤſſe. Agrippina koͤmmt Agrippina. Hier, Margarethe, nimm dieſe Taſche und naͤhe ſie dem Feſtſchlafenden ſchnell und behende ſo an das Wamms, wie er dieſe trug. Aber nimm Dich in Acht, daß er nicht mun- ter wird. Margarethe. Hat nichts zu ſagen, gnaͤ- digſte Fuͤrſtinn, drei Schneider koͤnnten ſich jetzt auf ihn ſetzen, und arbeiten und buͤgeln, er merkt: nichts davon. (ab.) Agrippina. Endlich errungen! — Ich faſſe hinein — richtig, zehn ſchoͤne goldne Muͤnzen — und wieder, — und wieder — o welche Wonne! Ich entfliehe mit meiner Beute in die innerſten fernſten Gemaͤcher, bis er fort, — und dann, o Du himmliſches, glaͤnzendes, lachendes Gold, dann will ich nimmer mehr der toͤnenden Liebesreden aus dieſem welken, unſcheinbaren Munde ziehn, und Dir, nur Dir leben und ſeyn. (geht ab.) Margarethe koͤmmt zuruͤck Margarethe. Nun waͤre das auch ge- ſchehn. — Er ſchnarcht aber ſo ſtark, daß es un- anſtaͤndig wird, denn die Schildwachen draußen muͤſſen ihn hoͤren koͤnnen. Sie muͤßten denn etwa denken, es waͤre des Koͤnigs Majeſtaͤt ſelbſt, der ſich bei der Koͤniginn befaͤnde, und es iſt wahr, der hohe Mann kann auch in dieſem Orgelſpiel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Margarethe"> <p><pb facs="#f0329" n="319"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> laſſen. Nun ſchlaͤft und ſchnarcht er ſchon: ich<lb/> dachte wohl, daß der ſtarke Schlaftrunk ſo ſchnell<lb/> wirken muͤſſe.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Agrippina</hi> koͤmmt</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Agrippina"> <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker> <p>Hier, Margarethe, nimm dieſe<lb/> Taſche und naͤhe ſie dem Feſtſchlafenden ſchnell<lb/> und behende ſo an das Wamms, wie er dieſe trug.<lb/> Aber nimm Dich in Acht, daß er nicht mun-<lb/> ter wird.</p> </sp><lb/> <sp who="#Margarethe"> <speaker><hi rendition="#g">Margarethe</hi>.</speaker> <p>Hat nichts zu ſagen, gnaͤ-<lb/> digſte Fuͤrſtinn, drei Schneider koͤnnten ſich jetzt<lb/> auf ihn ſetzen, und arbeiten und buͤgeln, er merkt:<lb/> nichts davon.</p> <stage>(ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#Agrippina"> <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker> <p>Endlich errungen! — Ich faſſe<lb/> hinein — richtig, zehn ſchoͤne goldne Muͤnzen —<lb/> und wieder, — und wieder — o welche Wonne!<lb/> Ich entfliehe mit meiner Beute in die innerſten<lb/> fernſten Gemaͤcher, bis er fort, — und dann, o<lb/> Du himmliſches, glaͤnzendes, lachendes Gold, dann<lb/> will ich nimmer mehr der toͤnenden Liebesreden<lb/> aus dieſem welken, unſcheinbaren Munde ziehn,<lb/> und Dir, nur Dir leben und ſeyn.</p> <stage>(geht ab.)</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Margarethe</hi> koͤmmt zuruͤck</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Margarethe"> <speaker><hi rendition="#g">Margarethe</hi>.</speaker> <p>Nun waͤre das auch ge-<lb/> ſchehn. — Er ſchnarcht aber ſo ſtark, daß es un-<lb/> anſtaͤndig wird, denn die Schildwachen draußen<lb/> muͤſſen ihn hoͤren koͤnnen. Sie muͤßten denn etwa<lb/> denken, es waͤre des Koͤnigs Majeſtaͤt ſelbſt, der<lb/> ſich bei der Koͤniginn befaͤnde, und es iſt wahr,<lb/> der hohe Mann kann auch in dieſem Orgelſpiel<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [319/0329]
Fortunat.
laſſen. Nun ſchlaͤft und ſchnarcht er ſchon: ich
dachte wohl, daß der ſtarke Schlaftrunk ſo ſchnell
wirken muͤſſe.
Agrippina koͤmmt
Agrippina. Hier, Margarethe, nimm dieſe
Taſche und naͤhe ſie dem Feſtſchlafenden ſchnell
und behende ſo an das Wamms, wie er dieſe trug.
Aber nimm Dich in Acht, daß er nicht mun-
ter wird.
Margarethe. Hat nichts zu ſagen, gnaͤ-
digſte Fuͤrſtinn, drei Schneider koͤnnten ſich jetzt
auf ihn ſetzen, und arbeiten und buͤgeln, er merkt:
nichts davon. (ab.)
Agrippina. Endlich errungen! — Ich faſſe
hinein — richtig, zehn ſchoͤne goldne Muͤnzen —
und wieder, — und wieder — o welche Wonne!
Ich entfliehe mit meiner Beute in die innerſten
fernſten Gemaͤcher, bis er fort, — und dann, o
Du himmliſches, glaͤnzendes, lachendes Gold, dann
will ich nimmer mehr der toͤnenden Liebesreden
aus dieſem welken, unſcheinbaren Munde ziehn,
und Dir, nur Dir leben und ſeyn. (geht ab.)
Margarethe koͤmmt zuruͤck
Margarethe. Nun waͤre das auch ge-
ſchehn. — Er ſchnarcht aber ſo ſtark, daß es un-
anſtaͤndig wird, denn die Schildwachen draußen
muͤſſen ihn hoͤren koͤnnen. Sie muͤßten denn etwa
denken, es waͤre des Koͤnigs Majeſtaͤt ſelbſt, der
ſich bei der Koͤniginn befaͤnde, und es iſt wahr,
der hohe Mann kann auch in dieſem Orgelſpiel
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