Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. und mehr, Herr Rupert; ich bin so reichlich vomGrafen und der Gräfinn beschenkt worden, ich bin so glücklich gewesen, die ansehnlichen Preise zu ge- winnen, ich bin also nicht im Mangel, und darum solltet Ihr Euch nicht für mich in Unkosten setzen, ohne jemals mein Gast seyn zu wollen. Rupert. Sprechen wir davon nicht, mein ed- ler, schöner Jüngling. Ihr seyd jung, Ihr braucht Euer Geld und Eure Kostbarkeiten noch, das ist mit mir altem Manne eine andre Sache, ich gebe nichts für Kleider und Schmuck aus, Frau und Kinder habe ich nicht: was soll ich mit meinem bischen Armuth machen? Seht, das verzehre ich denn gern, und mache mir mit Wein und Speise einen frohen Genuß, nun aber schmeckt mir allein kein Bissen. Mit wem soll ich schmausen? Ihr kennt ja selbst alle die ungehobelten Bengel im Schlosse, Menschen ohne Erziehung und Sitten, die nichts wissen, nichts verstehen und gesehn haben. Immer war es mein Wunsch, einmal einen Freund zu finden, der besser, verständiger, feiner wäre als ich, von dem ich lernen könnte; da seyd Ihr unter uns aufgetreten, und gleich von ersten Augenblicke sah ich, daß Ihr aus einem ganz andern Holze, als wir alle, geschnitzt seyd, und darum muß ich Euch noch danken, daß Ihr Euch nicht zu stolz dünkt, mir dann und wann eine Stunde zu schen- ken. Fortunat. Ich fühle Eure Freundschaft, und meine Eitelkeit will mich überreden, Euch Glauben Fortunat. und mehr, Herr Rupert; ich bin ſo reichlich vomGrafen und der Graͤfinn beſchenkt worden, ich bin ſo gluͤcklich geweſen, die anſehnlichen Preiſe zu ge- winnen, ich bin alſo nicht im Mangel, und darum ſolltet Ihr Euch nicht fuͤr mich in Unkoſten ſetzen, ohne jemals mein Gaſt ſeyn zu wollen. Rupert. Sprechen wir davon nicht, mein ed- ler, ſchoͤner Juͤngling. Ihr ſeyd jung, Ihr braucht Euer Geld und Eure Koſtbarkeiten noch, das iſt mit mir altem Manne eine andre Sache, ich gebe nichts fuͤr Kleider und Schmuck aus, Frau und Kinder habe ich nicht: was ſoll ich mit meinem bischen Armuth machen? Seht, das verzehre ich denn gern, und mache mir mit Wein und Speiſe einen frohen Genuß, nun aber ſchmeckt mir allein kein Biſſen. Mit wem ſoll ich ſchmauſen? Ihr kennt ja ſelbſt alle die ungehobelten Bengel im Schloſſe, Menſchen ohne Erziehung und Sitten, die nichts wiſſen, nichts verſtehen und geſehn haben. Immer war es mein Wunſch, einmal einen Freund zu finden, der beſſer, verſtaͤndiger, feiner waͤre als ich, von dem ich lernen koͤnnte; da ſeyd Ihr unter uns aufgetreten, und gleich von erſten Augenblicke ſah ich, daß Ihr aus einem ganz andern Holze, als wir alle, geſchnitzt ſeyd, und darum muß ich Euch noch danken, daß Ihr Euch nicht zu ſtolz duͤnkt, mir dann und wann eine Stunde zu ſchen- ken. Fortunat. Ich fuͤhle Eure Freundſchaft, und meine Eitelkeit will mich uͤberreden, Euch Glauben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#FORT"> <p><pb facs="#f0051" n="41"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> und mehr, Herr Rupert; ich bin ſo reichlich vom<lb/> Grafen und der Graͤfinn beſchenkt worden, ich bin<lb/> ſo gluͤcklich geweſen, die anſehnlichen Preiſe zu ge-<lb/> winnen, ich bin alſo nicht im Mangel, und darum<lb/> ſolltet Ihr Euch nicht fuͤr mich in Unkoſten ſetzen,<lb/> ohne jemals mein Gaſt ſeyn zu wollen.</p> </sp><lb/> <sp who="#RUPERT"> <speaker><hi rendition="#g">Rupert</hi>.</speaker> <p>Sprechen wir davon nicht, mein ed-<lb/> ler, ſchoͤner Juͤngling. Ihr ſeyd jung, Ihr braucht<lb/> Euer Geld und Eure Koſtbarkeiten noch, das iſt<lb/> mit mir altem Manne eine andre Sache, ich gebe<lb/> nichts fuͤr Kleider und Schmuck aus, Frau und<lb/> Kinder habe ich nicht: was ſoll ich mit meinem<lb/> bischen Armuth machen? Seht, das verzehre ich<lb/> denn gern, und mache mir mit Wein und Speiſe<lb/> einen frohen Genuß, nun aber ſchmeckt mir allein<lb/> kein Biſſen. Mit wem ſoll ich ſchmauſen? Ihr<lb/> kennt ja ſelbſt alle die ungehobelten Bengel im<lb/> Schloſſe, Menſchen ohne Erziehung und Sitten,<lb/> die nichts wiſſen, nichts verſtehen und geſehn haben.<lb/> Immer war es mein Wunſch, einmal einen Freund<lb/> zu finden, der beſſer, verſtaͤndiger, feiner waͤre als<lb/> ich, von dem ich lernen koͤnnte; da ſeyd Ihr unter<lb/> uns aufgetreten, und gleich von erſten Augenblicke<lb/> ſah ich, daß Ihr aus einem ganz andern Holze,<lb/> als wir alle, geſchnitzt ſeyd, und darum muß ich<lb/> Euch noch danken, daß Ihr Euch nicht zu ſtolz<lb/> duͤnkt, mir dann und wann eine Stunde zu ſchen-<lb/> ken.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Ich fuͤhle Eure Freundſchaft, und<lb/> meine Eitelkeit will mich uͤberreden, Euch Glauben<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0051]
Fortunat.
und mehr, Herr Rupert; ich bin ſo reichlich vom
Grafen und der Graͤfinn beſchenkt worden, ich bin
ſo gluͤcklich geweſen, die anſehnlichen Preiſe zu ge-
winnen, ich bin alſo nicht im Mangel, und darum
ſolltet Ihr Euch nicht fuͤr mich in Unkoſten ſetzen,
ohne jemals mein Gaſt ſeyn zu wollen.
Rupert. Sprechen wir davon nicht, mein ed-
ler, ſchoͤner Juͤngling. Ihr ſeyd jung, Ihr braucht
Euer Geld und Eure Koſtbarkeiten noch, das iſt
mit mir altem Manne eine andre Sache, ich gebe
nichts fuͤr Kleider und Schmuck aus, Frau und
Kinder habe ich nicht: was ſoll ich mit meinem
bischen Armuth machen? Seht, das verzehre ich
denn gern, und mache mir mit Wein und Speiſe
einen frohen Genuß, nun aber ſchmeckt mir allein
kein Biſſen. Mit wem ſoll ich ſchmauſen? Ihr
kennt ja ſelbſt alle die ungehobelten Bengel im
Schloſſe, Menſchen ohne Erziehung und Sitten,
die nichts wiſſen, nichts verſtehen und geſehn haben.
Immer war es mein Wunſch, einmal einen Freund
zu finden, der beſſer, verſtaͤndiger, feiner waͤre als
ich, von dem ich lernen koͤnnte; da ſeyd Ihr unter
uns aufgetreten, und gleich von erſten Augenblicke
ſah ich, daß Ihr aus einem ganz andern Holze,
als wir alle, geſchnitzt ſeyd, und darum muß ich
Euch noch danken, daß Ihr Euch nicht zu ſtolz
duͤnkt, mir dann und wann eine Stunde zu ſchen-
ken.
Fortunat. Ich fuͤhle Eure Freundſchaft, und
meine Eitelkeit will mich uͤberreden, Euch Glauben
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