wickelt? Meine Eltern sind mir genommen, und ich weiß nun nicht wem ich angehöre, meine Freunde habe ich verlassen, jenen glänzenden Engel den ich nicht zu meinen Freunden rechnen darf, habe ich nur wie ein vorbeifliegendes Schattenbild wahrge¬ nommen. Warum treten mir diese Verwicke¬ lungen in den Weg, und warum darf ich nicht wie die übrigen Menschen einen ganz einfachen Lebenslauf fortsetzen? --
Ich glaube manchmal, und schäme mich dieses Gedankens, daß mir meine Kunst zu meinem Glücke nicht genügen dürfte, auch wenn ich endlich weiter und auf eine hohe Stufe gekommen seyn sollte. Ich sage nur Dir dieses im Vertrauen, mein liebster Se¬ bastian, denn jeder Andre würde mir ant¬ worten: nun, warum legst Du nicht Pallet¬ te und Pinsel weg, und suchst durch ge¬ wöhnliche Thätigkeit den Menschen nützlich
wickelt? Meine Eltern ſind mir genommen, und ich weiß nun nicht wem ich angehöre, meine Freunde habe ich verlaſſen, jenen glänzenden Engel den ich nicht zu meinen Freunden rechnen darf, habe ich nur wie ein vorbeifliegendes Schattenbild wahrge¬ nommen. Warum treten mir dieſe Verwicke¬ lungen in den Weg, und warum darf ich nicht wie die übrigen Menſchen einen ganz einfachen Lebenslauf fortſetzen? —
Ich glaube manchmal, und ſchäme mich dieſes Gedankens, daß mir meine Kunſt zu meinem Glücke nicht genügen dürfte, auch wenn ich endlich weiter und auf eine hohe Stufe gekommen ſeyn ſollte. Ich ſage nur Dir dieſes im Vertrauen, mein liebſter Se¬ baſtian, denn jeder Andre würde mir ant¬ worten: nun, warum legſt Du nicht Pallet¬ te und Pinſel weg, und ſuchſt durch ge¬ wöhnliche Thätigkeit den Menſchen nützlich
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wickelt? Meine Eltern ſind mir genommen,
und ich weiß nun nicht wem ich angehöre,
meine Freunde habe ich verlaſſen, jenen
glänzenden Engel den ich nicht zu meinen
Freunden rechnen darf, habe ich nur wie
ein vorbeifliegendes Schattenbild wahrge¬
nommen. Warum treten mir dieſe Verwicke¬
lungen in den Weg, und warum darf ich
nicht wie die übrigen Menſchen einen ganz
einfachen Lebenslauf fortſetzen? —
Ich glaube manchmal, und ſchäme mich
dieſes Gedankens, daß mir meine Kunſt
zu meinem Glücke nicht genügen dürfte, auch
wenn ich endlich weiter und auf eine hohe
Stufe gekommen ſeyn ſollte. Ich ſage nur
Dir dieſes im Vertrauen, mein liebſter Se¬
baſtian, denn jeder Andre würde mir ant¬
worten: nun, warum legſt Du nicht Pallet¬
te und Pinſel weg, und ſuchſt durch ge¬
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/152>, abgerufen am 16.02.2025.
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