Es stand ein Regenbogen am Himmel, und in Westen regnete der Abend in gold¬ nen Strömen nieder. Schaafe weideten ge¬ genüber, und Birken säuselten, der Vater schien stärker zu seyn. Nun sterb ich gerne, rief er aus, da ich Dich doch noch vor mei¬ nem Tode gesehen habe.
Franz konnte nicht viel antworten, die Sonne sank tiefer und schien dem Alten feurig in's Gesicht, der sich wegwendete und seufzte: Wie Gottes Auge blickt es mich noch zu guter letzt an und straft mich Lü¬ gen; ach! wenn doch erst alles vorüber wä¬ re! Franz verstand diese Worte nicht, aber er glaubte zu bemerken, daß sein Vater von Gedanken beunruhigt würde. Ach! wenn man so mit hinuntersinken könnte! rief der Alte aus, mit hinunter mit der lie¬ ben Gottes Sonne! O wie schön und herr¬ lich ist die Erde, und jenseit muß es noch
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Es ſtand ein Regenbogen am Himmel, und in Weſten regnete der Abend in gold¬ nen Strömen nieder. Schaafe weideten ge¬ genüber, und Birken ſäuſelten, der Vater ſchien ſtärker zu ſeyn. Nun ſterb ich gerne, rief er aus, da ich Dich doch noch vor mei¬ nem Tode geſehen habe.
Franz konnte nicht viel antworten, die Sonne ſank tiefer und ſchien dem Alten feurig in's Geſicht, der ſich wegwendete und ſeufzte: Wie Gottes Auge blickt es mich noch zu guter letzt an und ſtraft mich Lü¬ gen; ach! wenn doch erſt alles vorüber wä¬ re! Franz verſtand dieſe Worte nicht, aber er glaubte zu bemerken, daß ſein Vater von Gedanken beunruhigt würde. Ach! wenn man ſo mit hinunterſinken könnte! rief der Alte aus, mit hinunter mit der lie¬ ben Gottes Sonne! O wie ſchön und herr¬ lich iſt die Erde, und jenſeit muß es noch
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Es ſtand ein Regenbogen am Himmel,
und in Weſten regnete der Abend in gold¬
nen Strömen nieder. Schaafe weideten ge¬
genüber, und Birken ſäuſelten, der Vater
ſchien ſtärker zu ſeyn. Nun ſterb ich gerne,
rief er aus, da ich Dich doch noch vor mei¬
nem Tode geſehen habe.
Franz konnte nicht viel antworten, die
Sonne ſank tiefer und ſchien dem Alten
feurig in's Geſicht, der ſich wegwendete
und ſeufzte: Wie Gottes Auge blickt es mich
noch zu guter letzt an und ſtraft mich Lü¬
gen; ach! wenn doch erſt alles vorüber wä¬
re! Franz verſtand dieſe Worte nicht, aber
er glaubte zu bemerken, daß ſein Vater
von Gedanken beunruhigt würde. Ach!
wenn man ſo mit hinunterſinken könnte!
rief der Alte aus, mit hinunter mit der lie¬
ben Gottes Sonne! O wie ſchön und herr¬
lich iſt die Erde, und jenſeit muß es noch
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/94>, abgerufen am 09.11.2024.
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