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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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selber, daß er aus dem Munde eines Man¬
nes, den die übrigen Leute wahnsinnig nann¬
ten, seine eigensten Gedanken deutlich aus¬
gesprochen hörte, so daß wie mit Bannsprü¬
chen seine Seele aus ihrem fernen Hinter¬
halt hervorgezaubert ward, und seine un¬
kenntlichen Ahndungen in anschaulichen Bil¬
dern vor ihm schwebten.

Wie willkommen ist mir dieser Ton!
rief er aus, so habe ich mich denn nicht ge¬
irrt, wenn ich mit dem stillen Glauben hier
anlangte, daß Ihr mir vielleicht behülflich
seyn würdet, mich aus der Irre zurecht zu
finden.

Wir irren alle, sagte der Alte, wir
müssen irren, und jenseit dem Irrthum liegt
auch gewiß keine Wahrheit, beide stehn sich
auch gewiß nicht entgegen, sondern sind nur
Worte, die der Mensch in seiner Unbehülf¬
lichkeit dichtete, um etwas zu bezeichnen.

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ſelber, daß er aus dem Munde eines Man¬
nes, den die übrigen Leute wahnſinnig nann¬
ten, ſeine eigenſten Gedanken deutlich aus¬
geſprochen hörte, ſo daß wie mit Bannſprü¬
chen ſeine Seele aus ihrem fernen Hinter¬
halt hervorgezaubert ward, und ſeine un¬
kenntlichen Ahndungen in anſchaulichen Bil¬
dern vor ihm ſchwebten.

Wie willkommen iſt mir dieſer Ton!
rief er aus, ſo habe ich mich denn nicht ge¬
irrt, wenn ich mit dem ſtillen Glauben hier
anlangte, daß Ihr mir vielleicht behülflich
ſeyn würdet, mich aus der Irre zurecht zu
finden.

Wir irren alle, ſagte der Alte, wir
müſſen irren, und jenſeit dem Irrthum liegt
auch gewiß keine Wahrheit, beide ſtehn ſich
auch gewiß nicht entgegen, ſondern ſind nur
Worte, die der Menſch in ſeiner Unbehülf¬
lichkeit dichtete, um etwas zu bezeichnen.

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[115/0123] ſelber, daß er aus dem Munde eines Man¬ nes, den die übrigen Leute wahnſinnig nann¬ ten, ſeine eigenſten Gedanken deutlich aus¬ geſprochen hörte, ſo daß wie mit Bannſprü¬ chen ſeine Seele aus ihrem fernen Hinter¬ halt hervorgezaubert ward, und ſeine un¬ kenntlichen Ahndungen in anſchaulichen Bil¬ dern vor ihm ſchwebten. Wie willkommen iſt mir dieſer Ton! rief er aus, ſo habe ich mich denn nicht ge¬ irrt, wenn ich mit dem ſtillen Glauben hier anlangte, daß Ihr mir vielleicht behülflich ſeyn würdet, mich aus der Irre zurecht zu finden. Wir irren alle, ſagte der Alte, wir müſſen irren, und jenſeit dem Irrthum liegt auch gewiß keine Wahrheit, beide ſtehn ſich auch gewiß nicht entgegen, ſondern ſind nur Worte, die der Menſch in ſeiner Unbehülf¬ lichkeit dichtete, um etwas zu bezeichnen. H 2

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/123>, abgerufen am 27.11.2024.