Der Alte fuhr fort: Wenn ich nur mah¬ len, sprechen oder singen könnte, was mein eigentlichstes Selbst bewegt, dann wäre mir und auch den übrigen geholfen; aber mein Geist verschmäht die Worte und Zeichen, die sich ihm aufdrängen, und da er mit ihnen nicht handthieren kann, gebraucht er sie nur zum Spiel. So entsteht die Kunst, so ist das eigentliche Denken beschaffen.
Franz erinnerte sich, daß Dürer einst diesen Gedanken fast mit den nämlichen Wor¬ ten ausgedrückt habe. Er fragte: was hal¬ tet Ihr denn nun für das Höchste, wohin der Mensch gelangen könne?
Mit sich zufrieden zu seyn, rief der Alte, mit allen Dingen zufrieden zu seyn, denn dann verwandelt er sich und alles um sich
was er gar nicht meinte. Verſteht Ihr mich?
Nicht ſo ganz, ſagte Sternbald.
Der Alte fuhr fort: Wenn ich nur mah¬ len, ſprechen oder ſingen könnte, was mein eigentlichſtes Selbſt bewegt, dann wäre mir und auch den übrigen geholfen; aber mein Geiſt verſchmäht die Worte und Zeichen, die ſich ihm aufdrängen, und da er mit ihnen nicht handthieren kann, gebraucht er ſie nur zum Spiel. So entſteht die Kunſt, ſo iſt das eigentliche Denken beſchaffen.
Franz erinnerte ſich, daß Dürer einſt dieſen Gedanken faſt mit den nämlichen Wor¬ ten ausgedrückt habe. Er fragte: was hal¬ tet Ihr denn nun für das Höchſte, wohin der Menſch gelangen könne?
Mit ſich zufrieden zu ſeyn, rief der Alte, mit allen Dingen zufrieden zu ſeyn, denn dann verwandelt er ſich und alles um ſich
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was er gar nicht meinte. Verſteht Ihr
mich?
Nicht ſo ganz, ſagte Sternbald.
Der Alte fuhr fort: Wenn ich nur mah¬
len, ſprechen oder ſingen könnte, was mein
eigentlichſtes Selbſt bewegt, dann wäre mir
und auch den übrigen geholfen; aber mein
Geiſt verſchmäht die Worte und Zeichen, die
ſich ihm aufdrängen, und da er mit ihnen
nicht handthieren kann, gebraucht er ſie nur
zum Spiel. So entſteht die Kunſt, ſo iſt
das eigentliche Denken beſchaffen.
Franz erinnerte ſich, daß Dürer einſt
dieſen Gedanken faſt mit den nämlichen Wor¬
ten ausgedrückt habe. Er fragte: was hal¬
tet Ihr denn nun für das Höchſte, wohin
der Menſch gelangen könne?
Mit ſich zufrieden zu ſeyn, rief der Alte,
mit allen Dingen zufrieden zu ſeyn, denn
dann verwandelt er ſich und alles um ſich
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/124>, abgerufen am 27.11.2024.
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