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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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am folgenden Morgen weiter mahlen. Franz
fand sie an diesem Tage ungemein liebens¬
würdig, ja er war auch in ihrer Gesellschaft
weniger verlegen; er erzählte ihr von seiner
Wallfahrt zum alten Mahler, dessen Ge¬
schichte er ihr kürzlich wiederholte. Die Grä¬
fin sagte: Nun wahrlich, der alte Einsiedler
muß Euch auf eine ungemeine Art liebge¬
wonnen haben, da er so viel mit Euch ge¬
sprochen hat, denn es ist sonst schon eine
große Gefälligkeit, wenn er dem Fragenden
nur ein einziges Wort antwortet, so viel
ich aber weiß, hat er bisher noch keinem
Einzigen seine Geschichte erzählt.

Franz zeigte ihr hierauf das Gemählde,
das er gekauft hatte, ohne den Zusammen¬
hang zu erwähnen, den dieses Bild mit sei¬
nem Leben hatte. Die Gräfin erstaunte.
Ja, sie ist es! rief sie aus, es ist meine
arme, unglückliche Schwester!

am folgenden Morgen weiter mahlen. Franz
fand ſie an dieſem Tage ungemein liebens¬
würdig, ja er war auch in ihrer Geſellſchaft
weniger verlegen; er erzählte ihr von ſeiner
Wallfahrt zum alten Mahler, deſſen Ge¬
ſchichte er ihr kürzlich wiederholte. Die Grä¬
fin ſagte: Nun wahrlich, der alte Einſiedler
muß Euch auf eine ungemeine Art liebge¬
wonnen haben, da er ſo viel mit Euch ge¬
ſprochen hat, denn es iſt ſonſt ſchon eine
große Gefälligkeit, wenn er dem Fragenden
nur ein einziges Wort antwortet, ſo viel
ich aber weiß, hat er bisher noch keinem
Einzigen ſeine Geſchichte erzählt.

Franz zeigte ihr hierauf das Gemählde,
das er gekauft hatte, ohne den Zuſammen¬
hang zu erwähnen, den dieſes Bild mit ſei¬
nem Leben hatte. Die Gräfin erſtaunte.
Ja, ſie iſt es! rief ſie aus, es iſt meine
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[141/0149] am folgenden Morgen weiter mahlen. Franz fand ſie an dieſem Tage ungemein liebens¬ würdig, ja er war auch in ihrer Geſellſchaft weniger verlegen; er erzählte ihr von ſeiner Wallfahrt zum alten Mahler, deſſen Ge¬ ſchichte er ihr kürzlich wiederholte. Die Grä¬ fin ſagte: Nun wahrlich, der alte Einſiedler muß Euch auf eine ungemeine Art liebge¬ wonnen haben, da er ſo viel mit Euch ge¬ ſprochen hat, denn es iſt ſonſt ſchon eine große Gefälligkeit, wenn er dem Fragenden nur ein einziges Wort antwortet, ſo viel ich aber weiß, hat er bisher noch keinem Einzigen ſeine Geſchichte erzählt. Franz zeigte ihr hierauf das Gemählde, das er gekauft hatte, ohne den Zuſammen¬ hang zu erwähnen, den dieſes Bild mit ſei¬ nem Leben hatte. Die Gräfin erſtaunte. Ja, ſie iſt es! rief ſie aus, es iſt meine arme, unglückliche Schweſter!

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/149>, abgerufen am 27.11.2024.