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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Meine Familie, sagte jener, ist ziemlich
ausgebreitet, ich bin noch niemals lange an
einem Orte geblieben, ohne einen Vetter
oder eine Muhme anzutreffen. Darum ist
mir dergleichen nichts Ungewöhnliches. Die¬
ser da ist ein guter langweiliger Mann, mit
dem ich nun schon alles gesprochen habe,
was er zu sagen weiß. Ihr führt aber übri¬
gens hier ein recht langweiliges Leben, und
Du, mein lieber Sternbald, wirst darüber
ganz traurig und verdrüßlich, so wie es sich
auch ziemt. Ich habe also dafür gesorgt,
daß wir einige Beschäftigung haben, womit
wir uns die Zeit vertreiben können.

Er hatte alle Diener des Schlosses auf
seine Seite gebracht und beredet, auch ei¬
nige andre, besonders Mädchen aus der
Nachbarschaft eingeladen, um am folgenden
Tage ein lustiges Fest im Walde zu begehn.
Franz entschuldigte sich, daß er ihm nicht

(2r Th.) K

Meine Familie, ſagte jener, iſt ziemlich
ausgebreitet, ich bin noch niemals lange an
einem Orte geblieben, ohne einen Vetter
oder eine Muhme anzutreffen. Darum iſt
mir dergleichen nichts Ungewöhnliches. Die¬
ſer da iſt ein guter langweiliger Mann, mit
dem ich nun ſchon alles geſprochen habe,
was er zu ſagen weiß. Ihr führt aber übri¬
gens hier ein recht langweiliges Leben, und
Du, mein lieber Sternbald, wirſt darüber
ganz traurig und verdrüßlich, ſo wie es ſich
auch ziemt. Ich habe alſo dafür geſorgt,
daß wir einige Beſchäftigung haben, womit
wir uns die Zeit vertreiben können.

Er hatte alle Diener des Schloſſes auf
ſeine Seite gebracht und beredet, auch ei¬
nige andre, beſonders Mädchen aus der
Nachbarſchaft eingeladen, um am folgenden
Tage ein luſtiges Feſt im Walde zu begehn.
Franz entſchuldigte ſich, daß er ihm nicht

(2r Th.) K
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[145/0153] Meine Familie, ſagte jener, iſt ziemlich ausgebreitet, ich bin noch niemals lange an einem Orte geblieben, ohne einen Vetter oder eine Muhme anzutreffen. Darum iſt mir dergleichen nichts Ungewöhnliches. Die¬ ſer da iſt ein guter langweiliger Mann, mit dem ich nun ſchon alles geſprochen habe, was er zu ſagen weiß. Ihr führt aber übri¬ gens hier ein recht langweiliges Leben, und Du, mein lieber Sternbald, wirſt darüber ganz traurig und verdrüßlich, ſo wie es ſich auch ziemt. Ich habe alſo dafür geſorgt, daß wir einige Beſchäftigung haben, womit wir uns die Zeit vertreiben können. Er hatte alle Diener des Schloſſes auf ſeine Seite gebracht und beredet, auch ei¬ nige andre, beſonders Mädchen aus der Nachbarſchaft eingeladen, um am folgenden Tage ein luſtiges Feſt im Walde zu begehn. Franz entſchuldigte ſich, daß er ihm nicht (2r Th.) K

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/153>, abgerufen am 23.11.2024.