nes Andenken an sie, ein immerwährendes Opfer, das er der Schönsten bringt. Ja, seine Andacht vermischt sich mit seiner Liebe, seine Liebe ist seine Religion, und sein Herz bleibt rein und geläutert. Sie strahlt ihm wie Morgensonne in sein Gedächtniß, -- kein gewöhnliches Leben hat ihr Bild ent¬ weiht, und so ist sie ihm Madonna, Ge¬ fährtin und Lehrerin im Gebet. O, mein Freund, in manchen Stunden möchte ich mich so, wie er, der Einsamkeit ergeben, und von Vergangenheit und Zukunft Ab¬ schied nehmen. Wie wohl würde mir das Rauschen des Waldes thun, die Wieder¬ kehr der gleichförmigen Tage, der ununter¬ brochene leise Fluß der Zeit, der mich so un¬ vermerkt in's Alter hineintrüge, jedes Rau¬ schen ein andächtiger Gedanke, ein Lobge¬ sang. Müssen wir uns denn nicht doch einst von allem irrdischen Glücke trennen? Was
nes Andenken an ſie, ein immerwährendes Opfer, das er der Schönſten bringt. Ja, ſeine Andacht vermiſcht ſich mit ſeiner Liebe, ſeine Liebe iſt ſeine Religion, und ſein Herz bleibt rein und geläutert. Sie ſtrahlt ihm wie Morgenſonne in ſein Gedächtniß, — kein gewöhnliches Leben hat ihr Bild ent¬ weiht, und ſo iſt ſie ihm Madonna, Ge¬ fährtin und Lehrerin im Gebet. O, mein Freund, in manchen Stunden möchte ich mich ſo, wie er, der Einſamkeit ergeben, und von Vergangenheit und Zukunft Ab¬ ſchied nehmen. Wie wohl würde mir das Rauſchen des Waldes thun, die Wieder¬ kehr der gleichförmigen Tage, der ununter¬ brochene leiſe Fluß der Zeit, der mich ſo un¬ vermerkt in's Alter hineintrüge, jedes Rau¬ ſchen ein andächtiger Gedanke, ein Lobge¬ ſang. Müſſen wir uns denn nicht doch einſt von allem irrdiſchen Glücke trennen? Was
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nes Andenken an ſie, ein immerwährendes
Opfer, das er der Schönſten bringt. Ja,
ſeine Andacht vermiſcht ſich mit ſeiner Liebe,
ſeine Liebe iſt ſeine Religion, und ſein Herz
bleibt rein und geläutert. Sie ſtrahlt ihm
wie Morgenſonne in ſein Gedächtniß, —
kein gewöhnliches Leben hat ihr Bild ent¬
weiht, und ſo iſt ſie ihm Madonna, Ge¬
fährtin und Lehrerin im Gebet. O, mein
Freund, in manchen Stunden möchte ich
mich ſo, wie er, der Einſamkeit ergeben,
und von Vergangenheit und Zukunft Ab¬
ſchied nehmen. Wie wohl würde mir das
Rauſchen des Waldes thun, die Wieder¬
kehr der gleichförmigen Tage, der ununter¬
brochene leiſe Fluß der Zeit, der mich ſo un¬
vermerkt in's Alter hineintrüge, jedes Rau¬
ſchen ein andächtiger Gedanke, ein Lobge¬
ſang. Müſſen wir uns denn nicht doch einſt
von allem irrdiſchen Glücke trennen? Was
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/196>, abgerufen am 28.11.2024.
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