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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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ich Euch recht gern erzählen, was ich selber
von mir weiß, denn noch nie habe ich mich
in solcher Verwirrung befunden. Ich be¬
dinge es mir aber aus, daß Ihr Niemand
von dem etwas sagt, was ich jetzt erzählen
werde; Ihr dürft darum keine seltsame Ge¬
heimnisse erwarten, sondern ich bitte Euch
bloß darum, weil ich nicht weiß, in welche
Verlegenheiten mich etwa künftig Euer Man¬
gel an Verschwiegenheit setzen dürfte.

Wißt also, daß ich kein Deutscher bin,
sondern ich bin aus einer edlen italienischen
Familie entsprossen, mein Name ist Rode
rigo
. Meine Eltern gaben mir eine sehr
freie Erziehung, mein Vater, der mich über¬
mäßig liebte, sah mir in allen Wildheiten
nach, und als ich daher älter wurde und er
mit seinem guten Rathe nachkommen wollte,
war es natürlich, daß ich auf seine Worte
gar nicht achtete. Seine Liebe zu mir er¬

ich Euch recht gern erzählen, was ich ſelber
von mir weiß, denn noch nie habe ich mich
in ſolcher Verwirrung befunden. Ich be¬
dinge es mir aber aus, daß Ihr Niemand
von dem etwas ſagt, was ich jetzt erzählen
werde; Ihr dürft darum keine ſeltſame Ge¬
heimniſſe erwarten, ſondern ich bitte Euch
bloß darum, weil ich nicht weiß, in welche
Verlegenheiten mich etwa künftig Euer Man¬
gel an Verſchwiegenheit ſetzen dürfte.

Wißt alſo, daß ich kein Deutſcher bin,
ſondern ich bin aus einer edlen italieniſchen
Familie entſproſſen, mein Name iſt Rode
rigo
. Meine Eltern gaben mir eine ſehr
freie Erziehung, mein Vater, der mich über¬
mäßig liebte, ſah mir in allen Wildheiten
nach, und als ich daher älter wurde und er
mit ſeinem guten Rathe nachkommen wollte,
war es natürlich, daß ich auf ſeine Worte
gar nicht achtete. Seine Liebe zu mir er¬

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[191/0199] ich Euch recht gern erzählen, was ich ſelber von mir weiß, denn noch nie habe ich mich in ſolcher Verwirrung befunden. Ich be¬ dinge es mir aber aus, daß Ihr Niemand von dem etwas ſagt, was ich jetzt erzählen werde; Ihr dürft darum keine ſeltſame Ge¬ heimniſſe erwarten, ſondern ich bitte Euch bloß darum, weil ich nicht weiß, in welche Verlegenheiten mich etwa künftig Euer Man¬ gel an Verſchwiegenheit ſetzen dürfte. Wißt alſo, daß ich kein Deutſcher bin, ſondern ich bin aus einer edlen italieniſchen Familie entſproſſen, mein Name iſt Rode rigo. Meine Eltern gaben mir eine ſehr freie Erziehung, mein Vater, der mich über¬ mäßig liebte, ſah mir in allen Wildheiten nach, und als ich daher älter wurde und er mit ſeinem guten Rathe nachkommen wollte, war es natürlich, daß ich auf ſeine Worte gar nicht achtete. Seine Liebe zu mir er¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/199>, abgerufen am 27.11.2024.