laubte ihm aber nicht, zu strengern Mitteln als gelinden Verweisen seine Zuflucht zu nehmen, und darüber wurde ich mit jedem Tage wilder und ausgelassener. Er konnte es nicht verbergen, daß er über meine un¬ besonnenen Streiche mehr Vergnügen und Zufriedenheit als Kummer empfand, und das machte mich in meinem seltsamen Le¬ benslaufe nur desto sicherer. Er war selbst in seiner Jugend ein wilder Bursche gewe¬ sen, und dadurch hatte er eine Vorliebe für solche Lebensweise behalten, ja er sah in mir nur seine Jugend glänzend wieder auf¬ leben.
Was mich aber mehr als alles übrige bestimmte und begeisterte, war ein junger Mensch von meinem Alter, der sich Ludo¬ viko nannte, und bald mein vertrautester Freund wurde. Wir waren unzertrennlich, wir streiften in Romanien, Calabrien und
Ober¬
laubte ihm aber nicht, zu ſtrengern Mitteln als gelinden Verweiſen ſeine Zuflucht zu nehmen, und darüber wurde ich mit jedem Tage wilder und ausgelaſſener. Er konnte es nicht verbergen, daß er über meine un¬ beſonnenen Streiche mehr Vergnügen und Zufriedenheit als Kummer empfand, und das machte mich in meinem ſeltſamen Le¬ benslaufe nur deſto ſicherer. Er war ſelbſt in ſeiner Jugend ein wilder Burſche gewe¬ ſen, und dadurch hatte er eine Vorliebe für ſolche Lebensweiſe behalten, ja er ſah in mir nur ſeine Jugend glänzend wieder auf¬ leben.
Was mich aber mehr als alles übrige beſtimmte und begeiſterte, war ein junger Menſch von meinem Alter, der ſich Ludo¬ viko nannte, und bald mein vertrauteſter Freund wurde. Wir waren unzertrennlich, wir ſtreiften in Romanien, Calabrien und
Ober¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0200"n="192"/>
laubte ihm aber nicht, zu ſtrengern Mitteln<lb/>
als gelinden Verweiſen ſeine Zuflucht zu<lb/>
nehmen, und darüber wurde ich mit jedem<lb/>
Tage wilder und ausgelaſſener. Er konnte<lb/>
es nicht verbergen, daß er über meine un¬<lb/>
beſonnenen Streiche mehr Vergnügen und<lb/>
Zufriedenheit als Kummer empfand, und<lb/>
das machte mich in meinem ſeltſamen Le¬<lb/>
benslaufe nur deſto ſicherer. Er war ſelbſt<lb/>
in ſeiner Jugend ein wilder Burſche gewe¬<lb/>ſen, und dadurch hatte er eine Vorliebe für<lb/>ſolche Lebensweiſe behalten, ja er ſah in<lb/>
mir nur ſeine Jugend glänzend wieder auf¬<lb/>
leben.</p><lb/><p>Was mich aber mehr als alles übrige<lb/>
beſtimmte und begeiſterte, war ein junger<lb/>
Menſch von meinem Alter, der ſich <hirendition="#g">Ludo¬<lb/>
viko</hi> nannte, und bald mein vertrauteſter<lb/>
Freund wurde. Wir waren unzertrennlich,<lb/>
wir ſtreiften in Romanien, Calabrien und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ober¬<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[192/0200]
laubte ihm aber nicht, zu ſtrengern Mitteln
als gelinden Verweiſen ſeine Zuflucht zu
nehmen, und darüber wurde ich mit jedem
Tage wilder und ausgelaſſener. Er konnte
es nicht verbergen, daß er über meine un¬
beſonnenen Streiche mehr Vergnügen und
Zufriedenheit als Kummer empfand, und
das machte mich in meinem ſeltſamen Le¬
benslaufe nur deſto ſicherer. Er war ſelbſt
in ſeiner Jugend ein wilder Burſche gewe¬
ſen, und dadurch hatte er eine Vorliebe für
ſolche Lebensweiſe behalten, ja er ſah in
mir nur ſeine Jugend glänzend wieder auf¬
leben.
Was mich aber mehr als alles übrige
beſtimmte und begeiſterte, war ein junger
Menſch von meinem Alter, der ſich Ludo¬
viko nannte, und bald mein vertrauteſter
Freund wurde. Wir waren unzertrennlich,
wir ſtreiften in Romanien, Calabrien und
Ober¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/200>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.