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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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durchstreift hätten, als Bauern, als Bett¬
ler, als Künstler, oder wieder als Grafen
zogen wir umher, als Spielleute musicirten
wir auf Hochzeiten und Jahrmärkten, ja
der muthwillige Lodoviko verschmähte es
nicht, zuweilen als eine artige Zigeunerin
herumzuwandern, und den Leuten, besonders
den hübschen Mädchen, ihr Glück zu ver¬
kündigen. Von den lächerlichen Drangsalen,
die wir oft überstehen mußten, so wie von
den verliebten Abentheuern, die uns ergötz¬
ten, laßt mich schweigen, denn ich würde
Euch in der That ermüden.

Gewiß nicht, sagte Rudolf, aber macht
es, wie es Euch gefällt, denn ich glaube
selbst, Ihr würdet über die Mannigfaltig¬
keit Eurer Erzählungen müde werden.

Vielleicht, sagte der Ritter. Von mei¬
nem Freunde glaubte ich heimlich, daß er
seinen Eltern entlaufen sey, und sich nun

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durchſtreift hätten, als Bauern, als Bett¬
ler, als Künſtler, oder wieder als Grafen
zogen wir umher, als Spielleute muſicirten
wir auf Hochzeiten und Jahrmärkten, ja
der muthwillige Lodoviko verſchmähte es
nicht, zuweilen als eine artige Zigeunerin
herumzuwandern, und den Leuten, beſonders
den hübſchen Mädchen, ihr Glück zu ver¬
kündigen. Von den lächerlichen Drangſalen,
die wir oft überſtehen mußten, ſo wie von
den verliebten Abentheuern, die uns ergötz¬
ten, laßt mich ſchweigen, denn ich würde
Euch in der That ermüden.

Gewiß nicht, ſagte Rudolf, aber macht
es, wie es Euch gefällt, denn ich glaube
ſelbſt, Ihr würdet über die Mannigfaltig¬
keit Eurer Erzählungen müde werden.

Vielleicht, ſagte der Ritter. Von mei¬
nem Freunde glaubte ich heimlich, daß er
ſeinen Eltern entlaufen ſey, und ſich nun

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[195/0203] durchſtreift hätten, als Bauern, als Bett¬ ler, als Künſtler, oder wieder als Grafen zogen wir umher, als Spielleute muſicirten wir auf Hochzeiten und Jahrmärkten, ja der muthwillige Lodoviko verſchmähte es nicht, zuweilen als eine artige Zigeunerin herumzuwandern, und den Leuten, beſonders den hübſchen Mädchen, ihr Glück zu ver¬ kündigen. Von den lächerlichen Drangſalen, die wir oft überſtehen mußten, ſo wie von den verliebten Abentheuern, die uns ergötz¬ ten, laßt mich ſchweigen, denn ich würde Euch in der That ermüden. Gewiß nicht, ſagte Rudolf, aber macht es, wie es Euch gefällt, denn ich glaube ſelbſt, Ihr würdet über die Mannigfaltig¬ keit Eurer Erzählungen müde werden. Vielleicht, ſagte der Ritter. Von mei¬ nem Freunde glaubte ich heimlich, daß er ſeinen Eltern entlaufen ſey, und ſich nun N 2

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/203>, abgerufen am 27.11.2024.