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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Ein Zug von Jägern kam näher, in ihrer
Mitte eine schöne Dame, die einen Falken
auf der Hand trug; die Einsamkeit, ihr
schimmernder Anzug, alles trug dazu bei,
sie ungemein reizend darzustellen. Meine
Sinne waren gefangen genommen, ich konn¬
te die Augen nicht von ihr abwenden: alle
Schönheiten, die ich sonst gesehn hatte, schienen
mir gegen diese alltäglich, es war nicht dieser
und jener Zug, der mich an ihr entzückte,
nicht der Wuchs, nicht die Farbe der Wan¬
gen oder der Blick der Augen, sondern auf
geheimnißvolle Weise alles dies zusammen.
Es war ein Gefühl in meinem Busen, das
ich bis dahin noch nicht empfunden hatte,
es durchdrang mich ganz, nur sie allein sah
ich in der weiten Welt, jenseit ihres Besiz¬
zes lag kein Wunsch mehr in der Welt.

Ich suchte ihre Bekanntschaft, ich ver¬
schwieg ihr meinen Namen. Ich fand sie

Ein Zug von Jägern kam näher, in ihrer
Mitte eine ſchöne Dame, die einen Falken
auf der Hand trug; die Einſamkeit, ihr
ſchimmernder Anzug, alles trug dazu bei,
ſie ungemein reizend darzuſtellen. Meine
Sinne waren gefangen genommen, ich konn¬
te die Augen nicht von ihr abwenden: alle
Schönheiten, die ich ſonſt geſehn hatte, ſchienen
mir gegen dieſe alltäglich, es war nicht dieſer
und jener Zug, der mich an ihr entzückte,
nicht der Wuchs, nicht die Farbe der Wan¬
gen oder der Blick der Augen, ſondern auf
geheimnißvolle Weiſe alles dies zuſammen.
Es war ein Gefühl in meinem Buſen, das
ich bis dahin noch nicht empfunden hatte,
es durchdrang mich ganz, nur ſie allein ſah
ich in der weiten Welt, jenſeit ihres Beſiz¬
zes lag kein Wunſch mehr in der Welt.

Ich ſuchte ihre Bekanntſchaft, ich ver¬
ſchwieg ihr meinen Namen. Ich fand ſie

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[206/0214] Ein Zug von Jägern kam näher, in ihrer Mitte eine ſchöne Dame, die einen Falken auf der Hand trug; die Einſamkeit, ihr ſchimmernder Anzug, alles trug dazu bei, ſie ungemein reizend darzuſtellen. Meine Sinne waren gefangen genommen, ich konn¬ te die Augen nicht von ihr abwenden: alle Schönheiten, die ich ſonſt geſehn hatte, ſchienen mir gegen dieſe alltäglich, es war nicht dieſer und jener Zug, der mich an ihr entzückte, nicht der Wuchs, nicht die Farbe der Wan¬ gen oder der Blick der Augen, ſondern auf geheimnißvolle Weiſe alles dies zuſammen. Es war ein Gefühl in meinem Buſen, das ich bis dahin noch nicht empfunden hatte, es durchdrang mich ganz, nur ſie allein ſah ich in der weiten Welt, jenſeit ihres Beſiz¬ zes lag kein Wunſch mehr in der Welt. Ich ſuchte ihre Bekanntſchaft, ich ver¬ ſchwieg ihr meinen Namen. Ich fand ſie

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/214>, abgerufen am 26.11.2024.