Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Einsiedler kam, um nach der Wunde
des Ritters zu sehn, die sich sehr gebessert
hatte. Rudolf nahm seine Schreibtafel und
schrieb etwas hinein, Franz ging sinnend im
Walde hin und her.

Nach einer halben Stunde suchte Flore¬
stan seinen Freund, und las ihm folgendes
Gedicht vor, das Sternbald sehr bewegte.

Das Kind.

Ach! wie schön die Welt!
Ruht der freundliche Glanz auf den grünen Bergen,
Winkt mir der goldne Strahl durch die Bäume,
Durch den dichten Wald.
Welch' ein schönes Land mag hinter den Bergen an¬
fangen,
Hör' ich wie bunte Hähne von dorther krähen,
Hör' ich Hündchen bellen, mich locken,
Aber ich darf nicht folgen.
Über Wiesen kommen mir vielleicht mit vielen
Blumen
Schöne Kinder entgegen,

Der Einſiedler kam, um nach der Wunde
des Ritters zu ſehn, die ſich ſehr gebeſſert
hatte. Rudolf nahm ſeine Schreibtafel und
ſchrieb etwas hinein, Franz ging ſinnend im
Walde hin und her.

Nach einer halben Stunde ſuchte Flore¬
ſtan ſeinen Freund, und las ihm folgendes
Gedicht vor, das Sternbald ſehr bewegte.

Das Kind.

Ach! wie ſchön die Welt!
Ruht der freundliche Glanz auf den grünen Bergen,
Winkt mir der goldne Strahl durch die Bäume,
Durch den dichten Wald.
Welch' ein ſchönes Land mag hinter den Bergen an¬
fangen,
Hör' ich wie bunte Hähne von dorther krähen,
Hör' ich Hündchen bellen, mich locken,
Aber ich darf nicht folgen.
Über Wieſen kommen mir vielleicht mit vielen
Blumen
Schöne Kinder entgegen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0224" n="216"/>
          <p>Der Ein&#x017F;iedler kam, um nach der Wunde<lb/>
des Ritters zu &#x017F;ehn, die &#x017F;ich &#x017F;ehr gebe&#x017F;&#x017F;ert<lb/>
hatte. Rudolf nahm &#x017F;eine Schreibtafel und<lb/>
&#x017F;chrieb etwas hinein, Franz ging &#x017F;innend im<lb/>
Walde hin und her.</p><lb/>
          <p>Nach einer halben Stunde &#x017F;uchte Flore¬<lb/>
&#x017F;tan &#x017F;einen Freund, und las ihm folgendes<lb/>
Gedicht vor, das Sternbald &#x017F;ehr bewegte.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g">Das Kind.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ach! wie &#x017F;chön die Welt!</l><lb/>
              <l>Ruht der freundliche Glanz auf den grünen Bergen,</l><lb/>
              <l>Winkt mir der goldne Strahl durch die Bäume,</l><lb/>
              <l>Durch den dichten Wald.</l><lb/>
              <l>Welch' ein &#x017F;chönes Land mag hinter den Bergen an¬</l><lb/>
              <l>fangen,</l><lb/>
              <l>Hör' ich wie bunte Hähne von dorther krähen,</l><lb/>
              <l>Hör' ich Hündchen bellen, mich locken,</l><lb/>
              <l>Aber ich darf nicht folgen.</l><lb/>
              <l>Über Wie&#x017F;en kommen mir vielleicht mit vielen</l><lb/>
              <l>Blumen</l><lb/>
              <l>Schöne Kinder entgegen,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0224] Der Einſiedler kam, um nach der Wunde des Ritters zu ſehn, die ſich ſehr gebeſſert hatte. Rudolf nahm ſeine Schreibtafel und ſchrieb etwas hinein, Franz ging ſinnend im Walde hin und her. Nach einer halben Stunde ſuchte Flore¬ ſtan ſeinen Freund, und las ihm folgendes Gedicht vor, das Sternbald ſehr bewegte. Das Kind. Ach! wie ſchön die Welt! Ruht der freundliche Glanz auf den grünen Bergen, Winkt mir der goldne Strahl durch die Bäume, Durch den dichten Wald. Welch' ein ſchönes Land mag hinter den Bergen an¬ fangen, Hör' ich wie bunte Hähne von dorther krähen, Hör' ich Hündchen bellen, mich locken, Aber ich darf nicht folgen. Über Wieſen kommen mir vielleicht mit vielen Blumen Schöne Kinder entgegen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/224
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/224>, abgerufen am 25.11.2024.