Freund seyn, oder mich für's Erste nur um Euch dulden, so will ich Euch begleiten, wo¬ hin Ihr auch geht, seyd Ihr mein Meister, ich will Euer Schüler werden. Ich opfere Euch jetzt alles auf, Braut und Vater und Geschwister.
Habt Ihr Geschwister? fragte Ludoviko.
Zwei Brüder, antwortete Rudolf, wir lieben uns von Kindesbeinen, aber seitdem ich Euch gesehn habe, fühle ich gar keine Sehnsucht mehr, Italien wiederzusehn.
Ludoviko sagte: Wenn ich über irgend etwas in der Welt traurig werden könnte, so wäre es darüber, daß ich nie eine Schwe¬ ster, einen Bruder gekannt habe. Mir ist das Glück versagt, in die Welt zu treten, und Geschwister anzutreffen, die gleich dem Herzen am nächsten zugehören. Wie wollte ich einen Bruder lieben, wie hätte ich ihm mit voller Freude begegnen, meine Seele in
Freund ſeyn, oder mich für's Erſte nur um Euch dulden, ſo will ich Euch begleiten, wo¬ hin Ihr auch geht, ſeyd Ihr mein Meiſter, ich will Euer Schüler werden. Ich opfere Euch jetzt alles auf, Braut und Vater und Geſchwiſter.
Habt Ihr Geſchwiſter? fragte Ludoviko.
Zwei Brüder, antwortete Rudolf, wir lieben uns von Kindesbeinen, aber ſeitdem ich Euch geſehn habe, fühle ich gar keine Sehnſucht mehr, Italien wiederzuſehn.
Ludoviko ſagte: Wenn ich über irgend etwas in der Welt traurig werden könnte, ſo wäre es darüber, daß ich nie eine Schwe¬ ſter, einen Bruder gekannt habe. Mir iſt das Glück verſagt, in die Welt zu treten, und Geſchwiſter anzutreffen, die gleich dem Herzen am nächſten zugehören. Wie wollte ich einen Bruder lieben, wie hätte ich ihm mit voller Freude begegnen, meine Seele in
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Freund ſeyn, oder mich für's Erſte nur um
Euch dulden, ſo will ich Euch begleiten, wo¬
hin Ihr auch geht, ſeyd Ihr mein Meiſter,
ich will Euer Schüler werden. Ich opfere
Euch jetzt alles auf, Braut und Vater und
Geſchwiſter.
Habt Ihr Geſchwiſter? fragte Ludoviko.
Zwei Brüder, antwortete Rudolf, wir
lieben uns von Kindesbeinen, aber ſeitdem
ich Euch geſehn habe, fühle ich gar keine
Sehnſucht mehr, Italien wiederzuſehn.
Ludoviko ſagte: Wenn ich über irgend
etwas in der Welt traurig werden könnte,
ſo wäre es darüber, daß ich nie eine Schwe¬
ſter, einen Bruder gekannt habe. Mir iſt
das Glück verſagt, in die Welt zu treten,
und Geſchwiſter anzutreffen, die gleich dem
Herzen am nächſten zugehören. Wie wollte
ich einen Bruder lieben, wie hätte ich ihm
mit voller Freude begegnen, meine Seele in
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/259>, abgerufen am 21.11.2024.
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