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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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edler Anstand, ihr munteres Auge, ihr brau¬
nes Haar, alles, alle ihre Züge sah ich in
meiner Einbildung. So oft bin ich in den
Nächten unter dem hellgestirnten Himmel ge¬
wandelt, von meinem Glücke voll, zauberte
ich mir dann ihre Gestalt vor meine Augen,
und es war mir dann, als wenn die Sterne
noch heller funkelten, als wenn das Dach
des Himmels nur mit Freude ausgelegt sey.
Ich sage Dir, Freund Ludoviko, alle Sinne
werden ihr wie dienstbare Sklaven nachge¬
zogen, wenn das Auge sie nur erblickt hat:
jede ihrer sanften, reizenden Bewegungen be¬
schreibt in Linien eine schöne Musik, wenn sie
durch den Wald geht, und das leichte Ge¬
wand sich dem Fuße, der Lende geschmeidig
anlegt, wenn sie zu Pferde steigt und
im Gallopp die Kleider auf- und niederwo¬
gen, oder wenn sie im Tanz wie eine Göt¬
tin schwebt, alles ist Wohllaut in ihr, wie

edler Anſtand, ihr munteres Auge, ihr brau¬
nes Haar, alles, alle ihre Züge ſah ich in
meiner Einbildung. So oft bin ich in den
Nächten unter dem hellgeſtirnten Himmel ge¬
wandelt, von meinem Glücke voll, zauberte
ich mir dann ihre Geſtalt vor meine Augen,
und es war mir dann, als wenn die Sterne
noch heller funkelten, als wenn das Dach
des Himmels nur mit Freude ausgelegt ſey.
Ich ſage Dir, Freund Ludoviko, alle Sinne
werden ihr wie dienſtbare Sklaven nachge¬
zogen, wenn das Auge ſie nur erblickt hat:
jede ihrer ſanften, reizenden Bewegungen be¬
ſchreibt in Linien eine ſchöne Muſik, wenn ſie
durch den Wald geht, und das leichte Ge¬
wand ſich dem Fuße, der Lende geſchmeidig
anlegt, wenn ſie zu Pferde ſteigt und
im Gallopp die Kleider auf- und niederwo¬
gen, oder wenn ſie im Tanz wie eine Göt¬
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[270/0278] edler Anſtand, ihr munteres Auge, ihr brau¬ nes Haar, alles, alle ihre Züge ſah ich in meiner Einbildung. So oft bin ich in den Nächten unter dem hellgeſtirnten Himmel ge¬ wandelt, von meinem Glücke voll, zauberte ich mir dann ihre Geſtalt vor meine Augen, und es war mir dann, als wenn die Sterne noch heller funkelten, als wenn das Dach des Himmels nur mit Freude ausgelegt ſey. Ich ſage Dir, Freund Ludoviko, alle Sinne werden ihr wie dienſtbare Sklaven nachge¬ zogen, wenn das Auge ſie nur erblickt hat: jede ihrer ſanften, reizenden Bewegungen be¬ ſchreibt in Linien eine ſchöne Muſik, wenn ſie durch den Wald geht, und das leichte Ge¬ wand ſich dem Fuße, der Lende geſchmeidig anlegt, wenn ſie zu Pferde ſteigt und im Gallopp die Kleider auf- und niederwo¬ gen, oder wenn ſie im Tanz wie eine Göt¬ tin ſchwebt, alles iſt Wohllaut in ihr, wie

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/278>, abgerufen am 22.11.2024.