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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Wer lust'gen Muth zur Arbeit trägt
Und rasch die Arme stets bewegt,
Sich durch die Welt noch immer schlägt.
Der Träge sitzt, weiß nicht wo aus
Und über ihm stürzt ein das Haus,
Mit vollen Seegeln munter
Fährt der Frohe das Leben hinunter.

Der Singende war ein Kohlenbrenner,
der jetzt näher kam. Bolz und Sternbald
gingen auf ihn zu, sie standen seiner Hütte
ganz nahe, ohne daß sie es bemerkt hatten.
Er war freundlich, und bot ihnen von freien
Stücken sein kleines Haus zum Nachtlager
an. Die beiden Ermüdeten folgten ihm gern.

Drinnen war ein kleines Abendessen zu¬
recht gemacht, kein Licht brannte, aber ei¬
nige Späne, die auf dem Heerde unterhal¬
ten wurden, erleuchteten die Hütte. Eine
junge Frau war geschäftig, den Fremden ei¬
nen Sitz auf einer Bank zu bereiten, die sie
an den Tisch schob. Alle setzten sich nieder,

Wer luſt'gen Muth zur Arbeit trägt
Und raſch die Arme ſtets bewegt,
Sich durch die Welt noch immer ſchlägt.
Der Träge ſitzt, weiß nicht wo aus
Und über ihm ſtürzt ein das Haus,
Mit vollen Seegeln munter
Fährt der Frohe das Leben hinunter.

Der Singende war ein Kohlenbrenner,
der jetzt näher kam. Bolz und Sternbald
gingen auf ihn zu, ſie ſtanden ſeiner Hütte
ganz nahe, ohne daß ſie es bemerkt hatten.
Er war freundlich, und bot ihnen von freien
Stücken ſein kleines Haus zum Nachtlager
an. Die beiden Ermüdeten folgten ihm gern.

Drinnen war ein kleines Abendeſſen zu¬
recht gemacht, kein Licht brannte, aber ei¬
nige Späne, die auf dem Heerde unterhal¬
ten wurden, erleuchteten die Hütte. Eine
junge Frau war geſchäftig, den Fremden ei¬
nen Sitz auf einer Bank zu bereiten, die ſie
an den Tiſch ſchob. Alle ſetzten ſich nieder,

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[302/0310] Wer luſt'gen Muth zur Arbeit trägt Und raſch die Arme ſtets bewegt, Sich durch die Welt noch immer ſchlägt. Der Träge ſitzt, weiß nicht wo aus Und über ihm ſtürzt ein das Haus, Mit vollen Seegeln munter Fährt der Frohe das Leben hinunter. Der Singende war ein Kohlenbrenner, der jetzt näher kam. Bolz und Sternbald gingen auf ihn zu, ſie ſtanden ſeiner Hütte ganz nahe, ohne daß ſie es bemerkt hatten. Er war freundlich, und bot ihnen von freien Stücken ſein kleines Haus zum Nachtlager an. Die beiden Ermüdeten folgten ihm gern. Drinnen war ein kleines Abendeſſen zu¬ recht gemacht, kein Licht brannte, aber ei¬ nige Späne, die auf dem Heerde unterhal¬ ten wurden, erleuchteten die Hütte. Eine junge Frau war geſchäftig, den Fremden ei¬ nen Sitz auf einer Bank zu bereiten, die ſie an den Tiſch ſchob. Alle ſetzten ſich nieder,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/310>, abgerufen am 28.11.2024.