mir das gelingen könne, was ich für das Unmöglichste hielt?
Indem versammelten sich die Nonnen auf dem Chor, die Glocke schlug ihre Töne, die ihm in's Herz redeten, man ließ ihn al¬ lein, und der herzdurchdringende, einfache Gesang hob wieder an. Er konnte kaum athmen, so schienen ihn die Töne wie mit mächtigen Armen zu umfassen und sich dicht an seine entzückte Brust zu drücken.
Als alles wieder ruhig war, als er sich allein befand, nahm er den Brief wieder hervor, seine Hand zitterte, als er ihn er¬ brechen wollte, aber wie erstaunte er, als er die Aufschrift: An Ludoviko, las! -- Er schämte sich vor sich selber, er stand eine Weile tief nachsinnend, dann arbeitete er mit neuer Inbrunst am Antlitz seiner Heili¬ gen weiter, er konnte den Zusammenhang nicht begreifen, alle seine Sinne verwirrten
mir das gelingen könne, was ich für das Unmöglichſte hielt?
Indem verſammelten ſich die Nonnen auf dem Chor, die Glocke ſchlug ihre Töne, die ihm in's Herz redeten, man ließ ihn al¬ lein, und der herzdurchdringende, einfache Geſang hob wieder an. Er konnte kaum athmen, ſo ſchienen ihn die Töne wie mit mächtigen Armen zu umfaſſen und ſich dicht an ſeine entzückte Bruſt zu drücken.
Als alles wieder ruhig war, als er ſich allein befand, nahm er den Brief wieder hervor, ſeine Hand zitterte, als er ihn er¬ brechen wollte, aber wie erſtaunte er, als er die Aufſchrift: An Ludoviko, las! — Er ſchämte ſich vor ſich ſelber, er ſtand eine Weile tief nachſinnend, dann arbeitete er mit neuer Inbrunſt am Antlitz ſeiner Heili¬ gen weiter, er konnte den Zuſammenhang nicht begreifen, alle ſeine Sinne verwirrten
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mir das gelingen könne, was ich für das
Unmöglichſte hielt?
Indem verſammelten ſich die Nonnen
auf dem Chor, die Glocke ſchlug ihre Töne,
die ihm in's Herz redeten, man ließ ihn al¬
lein, und der herzdurchdringende, einfache
Geſang hob wieder an. Er konnte kaum
athmen, ſo ſchienen ihn die Töne wie mit
mächtigen Armen zu umfaſſen und ſich dicht
an ſeine entzückte Bruſt zu drücken.
Als alles wieder ruhig war, als er ſich
allein befand, nahm er den Brief wieder
hervor, ſeine Hand zitterte, als er ihn er¬
brechen wollte, aber wie erſtaunte er, als
er die Aufſchrift: An Ludoviko, las! —
Er ſchämte ſich vor ſich ſelber, er ſtand eine
Weile tief nachſinnend, dann arbeitete er
mit neuer Inbrunſt am Antlitz ſeiner Heili¬
gen weiter, er konnte den Zuſammenhang
nicht begreifen, alle ſeine Sinne verwirrten
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/343>, abgerufen am 25.11.2024.
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